Nachrichten

Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz begrüßt mehr als 100 Vertreter der europäischen Tschernobyl-Solidaritätsbewegung in Brüssel

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz begrüßt mehr als 100 Vertreter der europäischen Tschernobyl-Solidaritätsbewegung in Brüssel

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat am Donnerstag, 7. April 2016, rund 100 ehemalige Tschernobyl-Liquidatoren aus der Ukraine und Belarus und Vertreter der internationalen Tschernobyl-Solidaritätsbewegung in Brüssel begrüßt.

„Wir wissen heute, dass rund 850 000 Männer und Frauen durch ihren Einsatz als Katastrophenhelfer nach dem Unglück am 26. April 1986 Schlimmeres für ganz Europa verhindert haben“,

sagte Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des IBB Dortmund, das die Reise der Delegation organisiert hat. „Wir dürfen diese Hilfe nicht vergessen und müssen aus der Vergangenheit lernen für eine gemeinsame Zukunft in Europa ohne Atomenergie.“

Konferenz „30 Jahre seit Tschernobyl“ stellt Schicksal der Liquidatoren in den Mittelpunkt

Die Konferenz „30 Jahre seit Tschernobyl – Zeitzeugen der Vergangenheit und Atomenergie heute“ in Brüssel – organisiert in Kooperation mit Rebecca Harms, Vorsitzende der Grünen/ EFA im Europäischen Parlament – ist ein Höhepunkt im Rahmen der Europäischen Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“. Das Europäische Parlament hat die Schirmherrschaft für die Veranstaltungsreihe übernommen. 52 Zeitzeugen aus der Ukraine, Belarus und Japan erinnern bis Anfang Mai auf Vermittlung des IBB Dortmund in 13 Ländern an die folgenschweren Ereignisse der Reaktorkatastrophe 1986. Mit einer europaweiten Kerzenaktion am Abend des 25. April 2016 machen lokale Trägerkreise in etwa 300 Städten auf den 30. Jahrestag und auf die noch viele Jahrzehnte andauernden Folgen der Katastrophe aufmerksam.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz begrüßte rund 120 Zuhörer in Brüssel, darunter Vertreter der heute rund 100 000 Aktive zählenden Tschernobyl-Hilfsinitiativen in Großbritannien, Spanien, den Niederlanden, Italien und Deutschland.

„Ihre Veranstaltung leistet hoffentlich einen Beitrag dazu, dass das Bewusstsein für die Gefahren, aber auch für die Aufgaben, die wir haben, erhalten bleibt“,

sagte Martin Schulz. „Wir sind hier im Europäischen Parlament in der Situation als europäischer Gesetzgeber damit leben zu müssen, dass die Entscheidung über die Nutzung von Kernenergie nicht in den Händen der EU, sondern in den Händen ihrer Mitgliedsstaaten liegt. Es gibt Bereiche, in denen brauchen wir nicht weniger, sondern deutlich mehr europäische Kompetenz, zum Beispiel bei der Frage der Energiepolitik. Warum? Nukleare Wolken kennen keine Staatsgrenzen und betreffen die Menschen überall und die Risiken sind eben nicht gleich verteilt.“ Seine Ansprache im Wortlaut finden Sie hier.

Die Konferenz spannte inhaltlich einen Bogen von den gesundheitlichen Auswirkungen der Katastrophe bis zur Zukunft der Atomenergie in Europa. Ljubov Negatina und Anatolij Gubarew berichteten über die gesundheitliche Situation der Katastrophenhelfer und stellten die sozialen Projekte der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw vor. „Wir haben in der Geschichtswerkstatt Impulse gegeben zu einer Hilfe zur Selbsthilfe“, sagte Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des IBB Dortmund, das die Geschichtswerkstatt initiiert hat. „Wir hoffen aber auch auf Unterstützung von der EU für gemeinnützige Projekte in der Ukraine.“ Die Tschernobyl-Hilfsinitiativen in Großbritannien leiden unter hohen Visa-Kosten für die Kindererholungsaufenthalte, die bis heute mit großem ehrenamtlichen Engagement für Betroffene aus den verstrahlten Regionen organisiert werden.

Gruppen-vor-EP_2081w

Vertreter der europäischen Solidaritätsbewegung aus Italien, Spanien, der Ukraine, Belarus, den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland vor dem Europäischen Parlament.Foto: IBB Dortmund -Mechthild vom Büchel

„Mehr als eine Million Kinder aus den verstrahlten Gebieten insbesondere aus Belarus haben seit 1986 Erholungsurlaube in Westeuropa verbringen dürfen“, erinnerte Junge-Wentrup an das große zivilgesellschaftliche Engagement, das auch viele Brücken der Verständigung gebaut hat.

„Gerade die Menschen in der Ukraine und Belarus haben im vorigen Jahrhundert alle nur denkbaren Katastrophen erlebt, dann kam auch noch Tschernobyl und dann kehrt auch noch der Krieg in diese Region zurück“, sagte Rebecca Harms. „Wir dürfen die Menschen in der Ukraine nicht vergessen.“

Mit Blick in die Zukunft forderten die Konferenzteilnehmer ein Lernen aus der Vergangenheit und die Energiewende für ganz Europa: „Wie lange müssen wir noch hinnehmen, dass Reaktoren mit Rissen am Netz sind?“, fragte Peter Junge-Wentrup.

Die aktuelle Studie zur Situation sozialer Unternehmen in der Ukraine finden Sie hier .

 
Conference on ' 30 years still Chernobyl - Witnesses of the past & Nuclear power today '

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz begrüßte die etwa 100 Vertreter der europäischen Tschernobyl-Solidaritätsbewegung. Foto: Europäisches Parlament 2016

Conference on ' 30 years still Chernobyl - Witnesses of the past & Nuclear power today '

Aufmerksam verfolgen die Zuhörer die Begrüßungsansprache in den Räumen des Europäischen Parlaments. Foto: Europäisches Parlament 2016

 

Sirpa_Pietikäinen_6431

Die Risiken der Kernenergie seien zwar statistisch gering, die Folgen eines Unfalls aber in ihren Auswirkungen exorbitant groß. Mit ihrem Schlusswort zum individuellen Umgang mit Risiken und Gefahren stimmte die finnische Europaabgeordnete Sirpa Pietikäinen (r.) die Konferenzteilnehmer nachdenklich. Foto: IBB Dortmund – Mechthild vom Büchel

 

rebecca_harms_6271

„Wenn man die Lehren wirklich lernt aus Tschernobyl und aus dem andauernden Kampf gegen die Folgen, dann kann man nicht für die Fortsetzung des atomaren Abenteuers sein, auf das sich die Menschheit vor gut einem halben Jahrhundert eingelassen hat“, sagte Rebecca Harms. Foto: IBB Dortmund – Mechthild vom Büchel

 

IBB_im_EP_6188

Seinen persönlichen Bezug zum Unglück von Tschernobyl schilderte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zum Auftakt der Konferenz. Foto: IBB Dortmund – Mechthild vom Büchel

Karte_6310

„Bewahren Sie diese Karte gut auf. Sie ist nicht leicht zu finden und wir werden sie noch viele Jahrzehnte brauchen“, sagte Dr. Ian Fairlie bei der Vorstellung des TORCH-Reports. Foto: IBB Dortmund – Mechthild vom Büchel

Den Video-Mitschnitt der Konferenz finden Sie hier.

Über die Europäischen Aktionswochen

„Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“

Die Europäischen Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ sind ein Projekt des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks in Dortmund (IBB Dortmund) und zahlreicher Partner aus der Tschernobyl- und Umweltbewegung in Europa, in Belarus, in der Ukraine und der Türkei. Im Mittelpunkt stehen Gespräche mit Zeitzeugen aus der Ukraine, Belarus und Japan. Rund um die Jahrestage der Reaktorkatastrophe von Fukushima (11. März 2011) und von Tschernobyl (26. April 1986) planen die Partner Zeitzeugengespräche, Informationsveranstaltungen und Kerzenaktionen zur Erinnerung an alle Menschen, die von der Verstrahlung betroffen sind.

 EP logo RGB_DE

Die Europäischen Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ 2016 stehen unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments.

 

 

 Logo_EKvW Die Europäischen Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ werden gefördert durch die Evangelische Landeskirche von Westfalen.

 

 SUE_gefoerdert_logo_1 Die Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen werden gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung.

Den Link zum TORCH-Report finden Sie hier.

Die Presseinformation zum Download finden Sie hier.

Das Pressefoto in druckfähiger Auflösung finden Sie hier.