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IBB fördert Kooperation von Tschernobyl- und Kriegsbetroffenen in Dnipropetrowsk

IBB fördert Kooperation von Tschernobyl- und Kriegsbetroffenen in Dnipropetrowsk

Bereits seit neun Jahren veranstaltet der Dnipropetrowsker Tschernobyl-Verband Mitte Dezember das Festival „Tschernobyl-Motive“ mit Liedern und Gedichten rund um das Thema Tschernobyl. Anlass ist der Tag des Liquidators, der in der Ukraine seit 2006 am 14. Dezember begangen wird. Denn an diesem Tag wurde 1986 der „Sarkophag“ genannte Schutzmantel um den zerstörten Reaktor im AKW Tschernobyl für funktionsfähig erklärt. Dementsprechend wird an diesem Tag öffentlich des heldenhaften Einsatzes der Tschernobyl-Liquidatoren gedacht, von denen viele Tausende bereits infolge der erhaltenen Strahlendosis vorzeitig gestorben sind.

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Auf Vorschlag des IBB erweiterte der Dnipropetrowsker Tschernobyl-Verband 2015 sein Festival erstmals um ein Soziales Forum. Etwa 15 Dnipropetrowsker soziale Einrichtungen und NRO folgten am 11. Dezember 2015 der Einladung, um den insgesamt 400 Teilnehmern des Festivals ihre Arbeit zu präsentieren und Kooperationsperspektiven zu diskutieren. Diesen innovativen Ansatz würdigten auch der deutsche Generalkonsul Wolfgang Mössinger sowie die stellvertretenden Vorsitzenden von Gebietsrat und Gebietsverwaltung in ihren Reden zur Veranstaltungseröffnung.

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Zentrales Thema des Sozialen Forums bildeten Initiativen zur Selbsthilfe, wie z.B. die Gründung von sozialen Unternehmen. Aufgrund des hohen Interesses der teilnehmenden NRO, sich in diesem Bereich zu engagieren, bot das IBB am 22./23. Dezember 2015 zusätzlich ein zweitägiges Training zu den Grundlagen des sozialen Unternehmertums an. Anknüpfungspunkt bildeten dabei die Erfahrungen der Geschichtswerkstatt Tschernobyl, die sich unter ihrer Leiterin Ljubow Negatina in den letzten zwei Jahren dank eines von „Aktion Mensch“ geförderten Projekts zu einem Kompetenzzentrum für soziales Unternehmertum in der Region Charkiw entwickelt hat.

„Das Seminar hat alle meine Erwartungen übertroffen“,

stellte Ljubow Negatina am Ende der Veranstaltung zufrieden fest. „Die Teilnehmer haben 28 unterschiedliche Geschäftsideen eingebracht und diese in vier SWOT-Analysen geprüft sowie erste Entwürfe für Businesspläne erarbeitet. Das ist einfach unglaublich,“, betonte die Leiterin der Geschichtswerkstatt. Zu den aktivsten Seminarteilnehmern gehörten Kriegsheimkehrer, die bis vor kurzem in der Ostukraine gekämpft haben und sich nun nach einer Verwundung beruflich neu orientieren wollen.

Zu den beim Seminar diskutierten Vorhaben zählt u.a. der von der NRO „Nationale Aktion“ geplante Aufbau einer Baufirma für preiswerte Ökohäuser, die auch für die eigene soziale Zielgruppe erschwinglich sind. Damit ist auch eine Beteiligung der Tschernobyl-Verbände oder der Blindengesellschaft denkbar – wobei letztere sogar schon ein Unternehmen betreibt, das Baumaterialien herstellt. Mit dem Anstoß derartiger Kooperationsvorhaben hat das IBB somit ein zentrales Ziel erreicht, welche es in 2015 im Rahmen seines vom Auswärtigen Amt geförderten IBB-Projekts zur Unterstützung des sozialen Dialogs in den ostukrainischen Regionen Charkiw und Dnipropetrowsk verfolgt hat.

Weitere Informationen über die Arbeit der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw finden Sie hier.