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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Jugendliche schauen zurück auf ihre deutsch-polnische Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz

Im Sommer 2015 hatten sie an einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung teilgenommen, am Montag, 25. Januar 2016 trafen sie sich zum ersten Mal wieder:   In Auschwitz – dem Symbolort des Massenmordes durch die Nationalsozialisten – schauten junge Erwachsene aus Polen und Deutschland zurück auf ihre Gedenkstättenfahrt: Was ist – mit Abstand betrachtet – von dieser Jugendbegegnung in Erinnerung geblieben? Was hat die Reise bewirkt?

„Wir sind uns viel ähnlicher, als wir dachten“, fasste Ida aus Posen ihre Erkenntnis zusammen. „Die Deutschen“ haben in Polen keinen leichten Stand. „In unserer Kultur hat sich eine Ansicht von Polen als Opfer und von Deutschland als dem Schuldigen für alle Verbrechen etabliert“, erzählte Ida. Deshalb habe sie nach der gemeinsamen Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz auch mit großem Interesse zugehört, als ihre neuen Freunde aus Deutschland ihre Gedanken äußerten. „Und in diesem Moment habe ich etwas Seltsames empfunden“, resümierte Ida. „Die Wahrnehmung des Konzentrationslagers war bei den deutschen und polnischen Jugendlichen sehr ähnlich. Während der Besichtigung hatten sie die gleichen Gefühle: Uns alle hat es genauso geschmerzt; für uns alle war es genauso schwer zu verstehen und uns allen haben die Worte gefehlt.“

Zeitzeugin Zofia Posmysz aus Polen gab ihren Zuhörerinnen und Zuhörern bei einer abschließenden Diskussionsrunde mit auf den Weg. „Ich möchte Euch nicht einfach nur meine Erlebnisse erzählen. Ich will Euch vor menschenverachtenden Ideologien warnen.” Foto: Sepp Spiegl

Zeitzeugin Zofia Posmysz aus Polen gab ihren Zuhörerinnen und Zuhörern bei einer abschließenden Diskussionsrunde mit auf den Weg. „Ich möchte Euch nicht einfach nur meine Erlebnisse erzählen. Ich will Euch vor menschenverachtenden Ideologien warnen.” Foto: Sepp Spiegl

Agata Grzenia und Burkard Grahn, Referenten für Gedenkstättenfahrten nach Auschwitz im Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk e. V., hatten die Jugendgruppe einem zweiten Treffen eingeladen und auch Matthias C. Tümpel, Vorsitzender des IBB, hörte aufmerksam zu. In regelmäßigen Abständen befragt das IBB ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Meistens sind es Schülergruppen aus Deutschland, die das IBB-Team begleitet. Deutsch-polnische Schülergruppen sind eher eine Seltenheit. Sollte das IBB in Zukunft mehr bilaterale Schülerfahrten anbieten? „Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und haben uns viel über Geschichte, aber auch über viele aktuelle Themen unterhalten“, berichtete ein anderer Teilnehmer. „Ich fand es ganz interessant, junge Polen kennenzulernen und zu erfahren, wie die polnischen Jugendlichen so denken.“

Dass die Verbrechen von Auschwitz ein Auftrag sind für alle nachfolgenden Generationen, unabhängig von ihrer Nationalität, gab Zeitzeugin Zofia Posmysz aus Polen ihren Zuhörerinnen und Zuhörern bei einer abschließenden Diskussionsrunde mit auf den Weg. „Ich möchte Euch nicht einfach nur meine Erlebnisse erzählen. Ich will Euch vor menschenverachtenden Ideologien warnen.”

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