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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

10. Tschernobyl-Festival in Dnipro würdigt Leistung der Liquidatoren von Tschernobyl

10. Tschernobyl-Festival in Dnipro würdigt Leistung der Liquidatoren von Tschernobyl

Bereits zum 10. Mal lud der Tschernobyl-Verband des Gebiets Dnipropetrowsk am 2. und 3. Dezember 2016 Teilnehmer aus der gesamten Ukraine zu seinem Festival „Tschernobyl-Motive“ ein. Wie bereits in den vergangenen zwei Jahren konnte das Dortmunder IBB auch das Jubiläumsfestival dank einer Projektförderung des Auswärtigen Amts unterstützen.

Geistliche, Männer, Frauen und Kinder auf der Bühne in Dnipropetrowsk in der Ukraine.

Großer Festtag für die Liquidatoren in Dnipro.

Höhepunkt des Festivals „Tschernobyl-Motive“ war auch in diesem Jahr das Gala-Konzert, an dem die Sieger in den verschiedenen Nominierungen ihre Lieder und Gedichte präsentierten. Begrüßt wurden die über 250 Festivalteilnehmer von dem stellvertretenden Vorsitzenden der Dnipropetrowsker Gebietsverwaltung Hlib Pryhunow und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Dnipropetrowsker Gebietsrats Mger Kyjumtschajan.

Beide bedankten sich bei den Tschernobyl-Liquidatoren für ihren heldenhaften Einsatz in der Tschernobyl-Sperrzone vor 30 Jahren.

 

Diesem Dank schloss sich auch der deutsche Generalkonsul für die Ostukraine Dr. Wolfgang Mössinger an, der in seinem Grußwort auf die neue Ummantelung des 1986 explodierten Reaktors im AKW Tschernobyl verwies. Diese war erst unmittelbar vor dem Festival nach 20-jähriger langwieriger Planung, aufwändigem internationalen Fundraising und mehrjährigem Bauprozess am 29. November 2016 ihrer Bestimmung übergeben worden. Dementsprechend betonte der Generalkonsul:

„Wenn man die Größenordnung und die Dauer dieses Projekts sieht, erkennt man erst richtig, was für eine großartige Arbeit unter schlimmsten Bedingungen die Liquidatoren 1986 geleistet haben: innerhalb von siebeneinhalb Monaten eine Schutzhülle zu errichten, die immerhin bis heute das Schlimmste verhindert hat.“

Liquidatoren fühlen sich mit ihren Problemen allein gelassen

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Dr. Astrid Sahm überreicht einen Gutschein an Oleg Geraschtschenko.

30 Jahre nach der Katastrophe fühlen sich die Tschernobyl-Liquidatoren mit ihren gesundheitlichen Problemen weitgehend allein gelassen. Die gesundheitlichen Sorgen waren auch beim Festival deutlich zu spüren. So musste einer der Gründer des Festivals, der Vorsitzende des Verbands der in Tschernobyl eingesetzten Afghanistanveteranen Alexander Rjabeko, dem Festival aufgrund einer Krebserkrankung fernbleiben.

Der Vorsitzende des Dnipropetrowsker Tschernobyl-Verbands Oleg Geraschtschenko nutzte daher die Bühne des Festivals dafür, um die anwesenden regionalen Politiker aufzurufen, mehr Mittel aus dem regionalen Budget für die medizinische Versorgung der Tschernobyl-Liquidatoren zur Verfügung zu stellen. Unterstützt wurde er dabei auch von Astrid Sahm, IBB-Geschäftsführerin und Koordinatorin der IBB-Programme in der Ukraine, die im Namen des IBB Dortmunds einen Gutschein für den Erwerb von Medikamenten und anderem medizinischen Zubehör zugunsten bedürftiger Liquidatoren an Oleg Geraschtschenko überreichte.

 

Runder Tisch thematisiert Tschernobyl im öffentlichen Diskurs in der Ukraine

Die zentrale Unterstützung des IBB Dortmund für die ukrainischen Tschernobyl-Betroffenen besteht jedoch darin, ihnen durch die Bildungsarbeit der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw sowie im Rahmen der Europäischen Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ eine öffentlich hörbare Stimme zu geben. Auf Anregung des IBB Dortmund und der Geschichtswerkstatt fand im Rahmen des Festivals daher auch ein Runder Tisch zum Thema „Tschernobyl im öffentlichen Diskurs der Ukraine“ statt.

Weitere Informationen über die Arbeit der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw finden Sie hier.