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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

20. Internationaler Jugendgipfel im Regionalen Weimarer Dreieck übergibt Forderungen in Düsseldorf: Ideen von Jugendlichen sollen gehört werden

20. Internationaler Jugendgipfel im Regionalen Weimarer Dreieck übergibt Forderungen in Düsseldorf: Ideen von Jugendlichen sollen gehört werden

Mehr Kommunikation über nachhaltige Lebensformen, mehr Radverkehr in den Innenstädten und vernetzte Jugendparlamente für nachhaltige Entwicklung an den Schulen: Eine lange Liste von konkreten Ideen hatten die 43 Jugendlichen aus Frankreich, Polen und Deutschland beim 20. Internationalen Jugendgipfel im Rahmen des Regionalen Weimarer Dreiecks in der Woche vom 24. bis 30. Juli 2022 in Münster erarbeitet. Am Freitag präsentierten sie diese als Forderungen auf Einladung der NRW-Landesregierung in Düsseldorf. Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, Vize-Marschallin Beata Białowąs aus Schlesien und Regionalratsmitglied Antoine Sillani aus der Region Hauts-de-France hatten die Jugendlichen im „Düsseldorfer Stadttor“ erwartet und lobten am Ende das herausragende Engagement der Jugendlichen.

Eine Woche lang hatten sich die Jugendlichen aus Hauts-de-France, Schlesien und Nordrhein-Westfalen in Münster mit dem Thema „Stadt-Land-Mobilität – Wie wollen wir leben in unseren Regionen?“ beschäftigt. In Vorträgen und bei Exkursionen lernten sie Konzepte und Modelle für einen zukunftsorientierten Lebensstil kennen wie die Tiny-House-Siedlung in Hamm, den soziokulturellen Hof Schoppmann in Nottuln und die autofreie Siedlung Weissenburg Straße in Münster. Ein Höhepunkt war die Graffiti-Aktion mit dem Münsteraner Künstler MAXillustrain am B-Side-Gelände. Hier wurden passend zum Thema Mobilität U- Bahn-Waggons der drei beteiligten Länder an eine Wand im Industriegebiet gesprüht.

Einer der Höhepunkte für die Jugendlichen: Die Graffiti-Aktion mit Künstler MaxIllustrain.

In einer Zukunftswerkstatt am Donnerstag, 28. Juli 2022, wurden alle Ideen systematisch zusammengeführt, um konkrete Vorschläge für alle drei Regionen zu entwickeln. Dabei lernten die Jugendliche in den Gesprächen auch viel Neues über die Nachbarländer. So werden in Nordfrankreich Straßen zu Einbahnstraßen umgewidmet, um die freiwerdende Gegenfahrbahn für den Radverkehr zu nutzen. In Polen fährt mancherorts der letzte Bus schon am Nachmittag. Fußgängerbrücken, Blinden-Ampeln und Co-Living-Spaces beeindruckten die jungen Polen und Franzosen in Münster.

Bezahlbarer Wohnraum, Chancengleichheit für Jugendliche in der Stadt und auf dem Land und gute Verkehrsverbindungen waren für sie die zentralen Themen. „Wir haben die gleichen Probleme, mit kleinen Unterschieden“, stellte Kristina, 19, aus Münster fest. Doch viele gute Ansätze seien zu wenig bekannt: Es brauche mehr Kommunikation über Nachhaltigkeit und die aktive Partizipation von Jugendlichen, um deren Zukunft es geht: Daher lautete ein Vorschlag, Nachhaltigkeit zum ständigen Thema in den Schülerparlamenten zu machen, die übrigens in  Frankreich gerade erst entstehen. Und es sollten solche Strukturen geschaffen werden, die Ideen „von unten“ zur lokalen und überregionalen Politik durchlassen. Mit Stipendien für Jugendliche und einem Extra-Gehalt für Lehrkräfte, die die Jugendlichen begleiten, könnte dies als Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung verstetigt werden.

Erkundung zu Fuß in der autofreien Siedlung in Münster.

„Wir haben hier Gleichaltrige mit beeindruckenden Biografien getroffen, die genau wie wir sozial sehr engagiert sind“, war Hanna, 19, aus Niederkassel am Ende begeistert. „Mega-cool“, lautete das Fazit von Julia aus Gelsenkirchen. Und so wurden spätestens am Samstag eifrig Telefonnummern ausgetauscht, damit alle in Kontakt bleiben.

Die NRW-Jugendlichen kamen aus Bielefeld, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Gronau, Neukirchen-Vluyn, Niederkassel, Minden, Münster, Versmold und Wipperfürth.

Gruppenfoto des 20. internationalen Jugendgipfels im Regionalen Weimarer Dreieck vor dem Haus der Staatskanzlei in Düsseldorf. Foto: Land NRW - Andrea Bowinkelmann

Höhepunkt des 20. internationalen Jugendgipfels im Regionalen Weimarer Dreieck: Der Empfang in der Staatskanzlei in Düsseldorf. Unser Foto zeigt die Gruppe auf den Treppen vor dem Stadttor. Foto: Land NRW – Andrea Bowinkelmann

Die Internationalen Jugendgipfel im Rahmen des Regionalen Weimarer Dreiecks werden abwechselnd reihum von den Regionalregierungen ausgerichtet. In diesem Jahr war Nordrhein-Westfalen Gastgeber. Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk e.V. in Dortmund organisierte den 20. Internationalen Jugendgipfel im Rahmen des Regionalen Weimarer Dreiecks im Auftrag der NRW-Staatskanzlei.

Über das Thema des Jugendgipfels

Stadt-Land-Mobilität – Wie wollen wir leben in unseren Regionen? 

Tiny Houses, Co-Working-Spaces und begrüntes Wohnen: In den Großstädten und in den ländlichen Regionen entstehen neue nachhaltige Lebens- und Arbeitsformen. Die Ballungsräume bieten zwar Vorteile wie wohnraumnahe Arbeitsplätze und ein vielfältiges kulturelles Leben, doch das Wohnen wird für viele unbezahlbar und die hohe Verkehrsdichte belastet die Umwelt. In den ländlichen Regionen dagegen ist Wohnraum zwar günstiger, doch häufig fehlen schnelles Internet und gute Verkehrsanbindungen. Die Folge: Junge Leute strebten bislang verstärkt in die Ballungszentren. Familien und Ältere zog es aufs Land. Inzwischen scheint sich der Trend schon wieder zu verändern. Der 20. Internationale Jugendgipfel im Regionalen Weimarer Dreieck widmete dem Thema eine  Zukunftswerkstatt. Die Jugendlichen lernten innovative Ansätze in NRW und in den Nachbarländern kennen.

Über die Jugendgipfel im Rahmen des Regionalen Weimarer Dreiecks

Die Partnerschaft zwischen den Regionen besteht seit 2001. Damals unterzeichnete Nordrhein-Westfalen die erste trilaterale Erklärung zur Zusammenarbeit mit Schlesien und der damaligen Region Nord-Pas-de-Calais, die 2016 mit Picardie zur neuen Region Hauts-de-France fusionierte. Damit wurde der Wille der drei europäischen Regionen deutlich, das 1991 gegründete Weimarer Dreieck, das die besonderen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den drei Ländern  Frankreich, Polen und Deutschland besiegelt, auch auf regionaler Ebene mit Leben zu füllen. Seit 2001 findet auch der Jugendgipfel statt, der jährlich abwechselnd in den drei europäischen Regionen veranstaltet wird. In diesem Jahr ist Nordrhein-Westfalen Gastgeber. Bisher haben rund 850 Jugendliche an der trilateralen Jugendbegegnung teilgenommen.

Der nächste Aufruf für Bewerbungen zum Jugendgipfel 2023 erfolgt voraussichtlich im Frühjahr 2023!