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75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Sieben Überlebende der NS-Zeit erhalten das Bundesverdienstkreuz in Minsk

75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Sieben Überlebende der NS-Zeit erhalten das Bundesverdienstkreuz in Minsk

Sieben Überlebende der nationalsozialistischen Verbrechen haben in der deutschen Botschaft in Minsk das Bundesverdienstkreuz erhalten. Gewürdigt wird ihr Engagement als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.

Der deutsche Botschafter in Minsk, Manfred Huterer, hatte die Überlebenden, deren Familien und Freunde, sowie Vertreter verschiedener Organisationen und Ministerien am 4. März 2020 zur Verleihung in die Residenz des deutschen Botschafters in Minsk eingeladen. Im Rahmen eines festlichen Empfangs erhielten die Zeitzeugen das Bundesverdienstkreuz am Bande. Ausgezeichnet wurden Fryda Reizman, Yauhen Khrol, Aliaksandra Barysava, Barys Papou, Raisa Semashko, Yakov Kravchinsky und Zinaida Goryashko für ihre jahrelange, aktive Arbeit in der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk.

„Durch ihre bewegenden persönlichen Zeugnisse begreifen wir besser als durch bloße Zahlen, was an menschlicher Grausamkeit in der Zeit geschehen ist. Es ist schmerzhaft, sich das Leid der Ermordeten und der Überlebenden vor Augen zu führen – ihre Angst, ihre Verzweiflung, ihre zerstörten Hoffnungen, ihre Erinnerungen an für immer verlorene Verwandte, Freunde und Nachbarn“,

sagte Manfred Huterer, deutscher Botschafter in Minsk.

Seit vielen Jahren hatten die heute Hochbetagten immer wieder gegenüber interessierten Jugendlichen und Studierenden der Geschichtswissenschaften über ihre Erinnerung an die Schrecken der NS-Zeit berichtet und teilweise auch ihre Erinnerungen in Publikationen festgehalten. Damit leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur Erinnerung an die Kriegsverbrechen der Nationalsozialisten sowie zur Bildungsarbeit über diese Zeit.

Zur Zeit der deutschen Besatzung in Belarus waren die Überlebenden in Konzentrationslagern inhaftiert, wurden in Ghettos interniert, befanden sich in deutscher Kriegsgefangenschaft oder wurden zur Zwangsarbeit verschleppt. Einige der Zeitzeugen nahmen auch in den Partisanengruppen, den Widerstandsbewegungen oder in der sowjetischen Armee am Kampf gegen die deutsche Besatzung teil. Eine der Überlebenden widersetzte sich der deutschen Besatzung, indem sie zwei jüdische Mädchen gemeinsam mit ihren Eltern versteckte, wofür die Familie später den Titel „Gerechte unter den Völkern“ erhielt.

Heute engagieren sich alle Überlebenden, indem sie zum Beispiel Zeitzeugengespräche geben, in denen sie über ihre Erinnerungen berichten oder ihre Geschichten in der Literatur, in Radio- oder  Fernsehbeiträgen einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen. Viele von ihnen sind zudem auch aktive Mitglieder in Vereinen ehemaliger Häftlinge, oder agieren sogar im Vorstand oder als Vorsitzende dieser Vereine. Einige engagieren sich außerdem im heutigen jüdischen Leben in Minsk.

Viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen richteten bei der Verleihung mahnende Worte an die Gäste. Sie erinnerten die Teilnehmer der Verleihung an die nicht zu unterschätzende Wichtigkeit der Stabilität und Sicherheit, in der heutige Generationen aufwachsen und leben. Und sie appellierten mit eindringlichen Worten, den Frieden in Europa und das friedliche Miteinander als einen lebenswichtigen Wert zu schätzen.

Die Rede des deutschen Botschafters Manfred Huterer am 4. März 2020 ist hier dokumentiert. 

 

Die Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ in Minsk hat die Biografien der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Internet zugänglich gemacht. (Die Websites sind bisher nur in belarussischer Sprache verfügbar, für alle anderen Sprachen kann die Übersetzungsfunktion des Browsers genutzt werden.)

Die Lebensgeschichte von Aliaksandra Barysava finden Sie hier.

Die Lebensgeschichte von Fryda Reizman finden Sie hier.

Die Lebensgeschichte von Yauhen Khrol finden Sie hier.

Die Lebensgeschichte von Barys Papou finden Sie hier.

Die Lebensgeschichte von Raisa Semashko finden Sie hier.

Die Lebensgeschichte von Yakov Kravchinsky finden Sie hier.

Die Lebensgeschichte von Zinaida Goryashko finden Sie hier.

Foto: Deutsche Botschaft Minsk

Weitere Informationen über die Arbeit der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk finden Sie hier.