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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Agenda 2030 eröffnet neue Perspektiven für die belarussisch-deutsche Zusammenarbeit

Agenda 2030 eröffnet neue Perspektiven für die belarussisch-deutsche Zusammenarbeit

Zwölf Termine in drei Tagen. Expertengespräche in fünf Ministerien. Ein Gespräch im Bundeskanzleramt und ein Besuch im Deutschen Bundestag. Es war ein dichtes und anspruchsvolles Programm, das mit einer offiziellen Begrüßung durch den Botschafter der Republik Belarus in Berlin am Sonntag, 28. Januar 2018, in Berlin begonnen hatte. Drei Tage lang informierte sich die Spitze des belarussischen Nationalen Nachhaltigkeitsrats in Gesprächen mit den zentralen Akteuren der deutschen Nachhaltigkeitspolitik. „Es war ein sehr intensiver und offener Gedankenaustausch, der einen Meilenstein in der Entwicklung der deutsch-belarussischen Beziehungen bildet“, resümierte Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin des IBB Dortmund, das die Reise gemeinsam mit der belarussischen Botschaft in Berlin und dem UNDP-Büro in Minsk organisiert hat.

Unser Foto zeigt Marianna Schtschotkina im Gespräch mit dem Botschafter aus Belarus in den Räumen der Botschaft.

Inspirierende Begegnung im Rat für Nachhaltige Entwicklung: (v.l.) Denis Sidorenko, belarussischer Botschafter, Marianna Schtschotkina, Prof. Dr. Günter Bachmann, Generalsekretär des Deutschen Rates für Nachhaltige Entwicklung sowie Dolmetscher Siarhei Paulavitski.

Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Agenda 2030 werden in Belarus konsequent verfolgt. Und das mit beachtlichen Erfolgen: Unter den 157 Staaten, die die Bertelsmann-Stiftung in ihrem 2017 zum zweiten Mal  veröffentlichten Report „SDG Index & Dashboards“ untersucht hatte, steht Belarus auf Rang 21. Zum Vergleich: Deutschland besetzt Rang 6, Schweden Rang 1. Nachbarländer wie Polen (Rang 27), die Ukraine (Rang 39) und die Russische Föderation (Rang 62) schneiden beim Vergleich deutlich schlechter ab. Belarus nimmt damit im postsowjetischen Raum schon jetzt eine Vorreiterrolle ein. Dementsprechend gab es bei allen Treffen nicht nur eine freundliche Gesprächsatmosphäre, sondern auch ein sichtbares Interesse an einer weitergehenden Kooperation auf beiden Seiten.

Allein durch die Zusammensetzung der Delegation, der neben der Nationalen Nachhaltigkeitskoordinatorin und stellvertretenden Vorsitzenden des Rats der Republik Marianna Schtschotkina unter anderem die stellvertretenden Minister für Soziales, Umwelt und Wirtschaft angehörten, demonstrierten die belarussischen Gäste, dass sie den ganzheitlichen Ansatz der Agenda 2030 ernst nehmen. Dementsprechend galt besonders auch ihr Interesse der Frage, wie in Deutschland durch die Kooperation von Akteuren aus Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft innovative Ideen entwickelt werden.

Ein Beispiel hierfür vermittelte die Stiftung 2 Grad – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz: Um Parkplätze von Lebensmittelmärkten nachts als Aufladestationen für E-Autos zu nutzen, arbeiten Experten verschiedener Firmen und wissenschaftlicher Fachrichtungen eng zusammen. Die Delegation aus Belarus fand dieses Beispiel so interessant, dass Vorständin Dr. Sabine Nallinger eine Einladung zum Industrieforum Ende Mai nach Minsk erhielt. Bei der Frauengenossenschaft WeiberWirtschaft, der größten europäischen Initiative zur Förderung weiblichen Unternehmertums, fragte Marianna Schtschotkina hingegen nach Hospitationsmöglichkeiten für Vertreterinnen des belarussischen Frauenverbandes, dem sie ebenfalls vorsteht.

Thorben Albrecht (2.v.l.), Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, begrüßte Marianna Schtschotkina und Walerij Kowalkow, stellvertretender Minister für Arbeit und sozialen Schutz, sowie Alexander Tscherwjakow, stellvertretender Wirtschaftsminister.

Eine weitere Einladung erhielten Marianna Schtschotkina und Alexander Tscherwjakow, stellvertretender Wirtschaftsminister und Mitglied im Nationalen Nachhaltigkeitsrat: Wenn der Deutsche Rat für Nachhaltige Entwicklung das nächste Mal den deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Unternehmen vergeben wird, sollen sich die Gäste aus Belarus selbst einen Eindruck von Art und Ablauf der Veranstaltung machen können. Prof. Dr. Günter Bachmann, Generalsekretär des Deutschen Rates für Nachhaltige Entwicklung seit dessen Gründung, diskutierte mit den Gästen auch über International Peer Reviews und Veranstaltungsformate, die begeistern. Zur jüngsten Jahrestagung hatte er zum Beispiel einen Straßenchor eingeladen, um das abstrakte Ziel der nachhaltigen Entwicklung mit künstlerischen Mitteln vorzustellen.

Darüber hinaus konnte die Delegation zahlreiche konkrete Absprachen für den Austausch zu praxisbezogenen Themen treffen, z.B. mit dem Parlamentarischen Beirat zum Thema Nachhaltigkeitsprüfung von Gesetzen oder mit dem Bundeswirtschaftsministerium zum Thema Nachhaltige Beschaffung. Das belarussische Wirtschaftsministerium ist zudem an einer Kooperation mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie zur Erarbeitung von nachhaltigen regionalen Leitmarktstrategien interessiert.

Dementsprechend zufrieden zeigte sich Marianna Schtschotkina vor ihrer Rückkehr nach Belarus. So sah sie auch beim Treffen im Auswärtigen Amt ihre Einschätzung bestätigt, dass die Beziehungen zwischen Belarus und Deutschland über ein großes Entwicklungspotential verfügen. Und die Agenda 2030 bilde hierfür eine besonders geeignete Grundlage, da die Umsetzung ihrer 17 Nachhaltigkeitsziele eine globale Aufgabe ist, die nur gemeinsam umgesetzt werden kann.

Die Delegationsreise fand im Rahmen des Förderprogramms Belarus der deutschen Bundesregierung in Kooperation mit dem UNDP-Projekt „Unterstützung der nationalen Koordinatorin für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung und Stärkung der Rolle des Parlaments bei der Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung“ statt.

Unser Foto oben zeigt die Delegation im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.

Unseren ersten Bericht über den Delegationsbesuch finden Sie hier.

Die staatliche belarussische Nachrichtenagentur Belta hat in mehreren Beiträgen über den Besuch der Delegation in Deutschland berichtet, unter anderem am 30. Januar 2018, sowie wenig später am 30. Januar 2018 und am 31. Januar 2018. 

Weitere Informationen über das Förderprogramm Belarus finden Sie hier.