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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ in Brest eröffnet

Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ in Brest eröffnet

An einem historischen Ort,  in der Mahn- und Gedenkstätte Heldenfestung Brest, eröffnete Peter Dettmar, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Belarus (Foto rechts), am Donnerstag, 12. Oktober 2017, die belarussisch-deutsche Wanderausstellung “Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung.“  Vor rund 70 Gästen – unter ihnen Zeitzeugen und ihre Angehörigen – sagte er, der Vernichtungsort Trostenez stehe als ein Symbol für viele deutsche Verbrechen in Belarus. Während der deutschen Besetzung wurden unzählige Zivilpersonen, Ghettoinsassen, Partisanen, sowjetische Kriegsgefangene und andere Häftlinge Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns. Es sei wichtig für die Zukunft des Miteinanders in Europa, dem Vergessen zu widerstehen und diese Erinnerung zu bewahren.

Dr. Viktor Balakirev.

Dr. Viktor Balakirev, belarussischer Direktor der IBB „Johannes Rau“ Minsk, schilderte die wissenschaftliche Forschungsarbeit, die der deutsch-belarussischen Ausstellung vorausgegangen war. “Diese Ausstellung ist einzigartig“, betonte er. „Historiker aus Belarus und Deutschland, Österreich und Tschechien haben zwei Jahre lang eng zusammengearbeitet und wir verstehen, dass jedes dieser Länder seine eigene Erinnerungskultur hat und seine eigene Interpretation dessen, was zwischen 1939 und 1945 passiert ist.“

Gregory Bysyuk, Direktor der heutigen Mahn- und Gedenkstätte Heldenfestung Brest, betonte das besondere Datum der Ausstellungseröffnung: „Am 15. Oktober begeht Brest den 75. Jahrestag der Vernichtung des jüdischen Ghettos am Ort. Die Stadt Brest zählte vor dem Krieg noch 75.000 Einwohner. Danach nur noch ungefähr 15.000.“

Gabriel Heim.

Mit Gabriel Heim aus Basel nahm auch ein Angehöriger einer nach Malyj Trostenez Deportierten an der feierlichen Eröffnung der Wanderausstellung teil. „Von Berlin, Hamburg oder Köln aus betrachtet, erscheint uns Minsk noch immer sehr weit weg zu sein“, schilderte Gabriel Heim seine Eindrücke. „So weit weg, dass uns drohte zu vergessen, welches Unheil von Deutschen und im Namen Deutscher in Weißrussland verübt worden ist. Das ganze Land ist übersät mit Orten der Vernichtung – sie alle zu nennen, würde unser Vermögen erinnern zu können übersteigen. So ist es denn nur folgerichtig und notwendig mit den Todesstätten von Malyj Trostenez bei Minsk einen Ort gegen das Vergessen zu schaffen – um von dort aus Wege der Erinnerung – auch nach Berlin, Hamburg oder Köln zu bauen.“

Gabriel Heim hat die Lebensgeschichte seiner Großmutter Marie Winter aus Berlin anhand von Briefen an ihre Tochter nachgezeichnet und 2013 in der biografischen Erzählung „Ich will keine Blaubeertorte, ich will nur raus“ veröffentlicht. In Brest nahm er zusammen mit Alexander Dalhouski, Mitarbeiter der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk, auch an Gesprächen über die gemeinsame deutsch-belarussische Geschichte in der Brester Universität und in der Brester Stadtbibliothek teil. Dabei erzählte er den aufmerksam zuhörenden Schülern und Studierenden über das Schicksal seiner Großmutter.

Auf dem Weg aus Minsk nach Brest hatte die deutsch-belarussische Delegation, der neben Vertretern der deutschen Botschaft und der IBB „Johannes Rau“ Minsk auch die stellvertretende Leiterin der Vertretung des Volksbunds deutscher Kriegsgräberfürsorge in Belarus angehörte, am Gedenkstein bei Bronnaja Gora einen Kranz niedergelegt und dort der mehr als 50 000 – überwiegend jüdischen – Menschen gedacht, die während der deutschen Besatzung an diesem Ort ermordet worden waren.

Die Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ ist in Brest noch bis zum 17. Dezember 2017 zu sehen.

Wanderausstellung wird am Mittwoch, 18. Oktober 2017, in Köln eröffnet

In Deutschland wird die deutsch-belarussische Wanderausstellung als nächstes in Köln gezeigt. Am Mittwoch, 18. Oktober 2017, um 19 Uhr wird sie im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, EL-DE-Haus, Appellhofplatz 23-25, in Köln eröffnet. Die Wanderausstellung ist bis zum 18. Februar 2018 in Köln zu sehen.

Die Öffnungszeiten in Köln:

Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr.

Samstag, Sonntag und Feiertag von 11 bis 18 Uhr.

Jeden ersten Donnerstag im Monat (außer Feiertag) bis 22 Uhr.

Träger der Ausstellung sind:

Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk gGmbH (IBB Dortmund),
die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ Minsk (IBB Minsk) und
die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Die Ausstellung wird gefördert durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und das Auswärtige Amt.

Der Katalog zur Ausstellung kann bei uns bestellt werden (Schutzgebühr 10 Euro).

Einen Bericht des Regionalsenders Bug TV über die Ausstellungseröffnung in Brest finden Sie hier.

Einen aktuellen deutschsprachigen Radiobeitrag in der Reihe „Zeitzeichen“ über den Vernichtungsort Malyj Trostenez finden Sie hier.

Weitere Informationen über die Wanderausstellung und die Initiative für eine würdige Gedenkstätte Trostenez finden Sie hier.

Fotos: IBB „Johannes Rau“ Minsk