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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Bildungsreise für belarussische Journalistinnen und Journalisten nach Berlin und Brandenburg

Bildungsreise für belarussische Journalistinnen und Journalisten nach Berlin und Brandenburg

Die Thematik „Gesellschaft im Wandel – Neue Herausforderungen für Belarus und Deutschland“ gab 15 Journalistinnen und Journalisten von staatlichen und nichtstaatlichen Medien aus Belarus Gelegenheit, sich in Berlin und Brandenburg mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu befassen. Dazu gehörten Fragen zur Situation der Geflüchteten und ihren Chancen auf Integration, Informationen über die aktuelle Wohnungspolitik im Ergebnis von Gentrifizierung, Mietenanstieg und mangelndem Wohnraum, die wirtschaftliche Entwicklung durch Gründung von StartUps mit Konzepten zur Nachhaltigkeit, die Auseinandersetzung zur Glaubwürdigkeit der Medien, der Status der deutsch-belarussischen Beziehungen sowie auch das Kennenlernen von grenzübergreifenden deutsch-polnischen Projekten. Die Beteiligung und die Erfahrungen der Zivilgesellschaft in diesen Prozessen spielte immer wieder eine zentrale Rolle.

Thema Flüchtlinge spielt eine große Rolle

Die durch das Auswärtige Amt geförderte einwöchige Bildungsreise führte zu Zielen in Berlin, Frankfurt/Oder und Golzow im Oderbruch. Naturgemäß spielte das Flüchtlingsthema eine herausgehobene Rolle, galt es doch hier Stereotype in der belarussischen Berichterstattung zu konterkarieren. Entsprechend lernten die Reiseteilnehmer beim Tagesspiegel Exiljournalisten aus Syrien kennen, die an einer gemeinsamen Sonderausgabe mit der Redaktion der Zeitung beteiligt waren. In der Initiative „Neue Nachbarschaft Moabit“ erzählte deren Gründerin, die Belarussin Marina Naprushkina, was Zivilgesellschaft bei der Integration der Geflüchteten bewirken kann. Von aggressiven Vorfällen hatte sie nichts zu berichten. In Golzow erfuhren die Gäste, wie die neuen Bewohner, drei Familien aus Syrien, inzwischen zu Golzower Einwohnern geworden waren, deren Kinder die Weiterexistenz der Grundschule wegen der vorgeschriebenen Klassenstärke erst sicherten. Dass die Integration der Geflüchteten dennoch eine große Herausforderung darstellt, wurde in vielen Gesprächen mit Geflüchteten klar. Wer lange in Massenunterkünften ohne sinnvolle Beschäftigung und Perspektive ausharren muss, ist später nur schwer integrierbar. Akzente aus EU-Perspektive ergänzten das Bild der gegenwärtigen Situation der Geflüchteten bei der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin. Die Gespräche in den Redaktionen der Märkischen Oderzeitung und des Tagesspiegels machten zudem deutlich, wie sich die fast täglich stattfindende Berichterstattung zur Situation der Geflüchteten im Laufe der Zeit und besonders nach den Ereignissen von Köln verändert hat.

Wie gelingt die Integration von Russlanddeutschen?

Großen Zuspruch fanden ebenfalls alle Treffen rund um das Thema Wohnen angesichts von wachsender Bevölkerung, mangelndem Wohnraum und den Folgen für alle Formen des städtischen Zusammenlebens. Hier gab es Informationen und Diskussionen aus soziologischer Sicht, mit den Vertretern einer Mietergemeinschaft in Kreuzberg und russlanddeutschen Bewohnern in Marzahn-Nordwest. Bei letzteren stand wiederum die Frage nach einer erfolgreichen Integration und Akzeptanz durch die aufnehmende Gesellschaft zur Debatte.

Beitrage erscheinen demnächst in einer Broschüre

Die Breite der Termine – offizielle im Auswärtigen Amt, im Bundestag oder der EU-Vertretung, informelle auf der Ebene von Redaktionen, Vereinen und gemeinnützigen Organisationen sowie auch viele auf individueller Ebene – gab den Journalisten vielfältige Voraussetzungen für eine optimale Berichterstattung zu den jeweiligen Schwerpunkten in ihren heimischen Medien. Entsprechend konstatierten auch alle im Abschlussgespräch ihre veränderte Sicht auf die behandelten Themen verbunden mit einem erheblichen Gewinn an Kompetenz für deren Bearbeitung. Die besten Beiträge werden demnächst in einer Broschüre erscheinen.

Edith Spielhagen