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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Das IBB sammelt 7059 Euro für die Menschen im Osten der Ukraine

Bewegende  Nachrichten aus der Ukraine hatten Anatolij Gubarev und Ivan Volchanskij im Gepäck: Von Samstag, 24. Januar 2015, bis Mittwoch, 28. Januar 2015, berichteten sie in Gladbeck, Dortmund, Münster und Braunschweig auf vier  Benefizveranstaltungen, organisiert vom IBB Dortmund, über  die verzweifelte Lage der Menschen in der umkämpften  Ostukraine. Am Ende reisten sie mit Spendengeldern in Höhe von 7059 Euro zurück in ihre Heimat und mit der Erkenntnis: „Unser Schicksal ist den Menschen in Deutschland nicht gleichgültig.“

„Mit unseren Benefizveranstaltungen möchten einen Anstoß geben, eine Friedensperspektive zu entwickeln“, sagte Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des IBB Dortmund, bei einem Pressegespräch zum Auftakt der Veranstaltungsreihe in Dortmund.

Rund 100 Zuhörer in Gladbeck, rund 100 in Dortmund und Braunschweig und mehr als 300 in Münster nutzten die Gelegenheit, sich aus erster Hand zu informieren. Die Chöre „Good News“, „Provokal“, „epiFunias“, „Martiniforte“ und „Nadeshda“ umrahmten die Veranstaltungen mit sorgfältig ausgewählten Beiträgen musikalisch.

Passende Literatur hatte zum Beispiel der Chor „Provokal“ unter der Leitung von Bettina Lecking für die Benefizveranstaltung in Dortmund ausgesucht: Er eröffnete den Gesprächsabend musikalisch mit dem Evergreen „What a wonderful world“ – der hier ironisch gemeint war. Denn die Berichte der beiden Ukrainer aus Lugansk und Charkiw schilderten alles andere als eine wunderbare Welt: Seine Familie, einst vereint in der Stadt Lugansk, sei durch die Kämpfe auseinandergerissen, berichtete Ivan Volchanskij. Viele Häuser und mehr als 1000 soziale Einrichtungen seien zerstört worden, 1,5 Millionen Menschen im Lande auf der Flucht. Die Flüchtlinge erreichen in großer Zahl Charkiw, berichtete Anatolij Gubarev, Vorsitzender der Liquidatoren-Hilfsorganisation Sojus Tschernobyl. 110 Menschen, darunter 37 Kleinkinder, seien zurzeit mehr als notdürftig untergebracht in einem Sommer-Ferienheim im winterlich kalten Charkiw – ohne Heizung und Duschen, mit nur einer Toilette.

Beide Männer waren nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl  1986 im Einsatz am verstrahlten Reaktor. Beide engagieren sich in Hilfsorganisationen für die Belange der sogenannten Liquidatoren und kennen die Not der Menschen. Die medizinische Versorgung wird zunehmend schwieriger, die Inflation hat die Renten der Liquidatoren auf 100 Euro halbiert und in den Kampfgebieten werden Renten nicht einmal mehr ausgezahlt. Und: „Beide gegnerischen Seiten beschimpfen uns, wir seien keine Patrioten“, beschrieb Ivan Volchansky den tiefen Riss, der durch die Zivilgesellschaft geht. „Es ist eine humanitäre Katastrophe“, schilderten beide vor ihren Zuhörern. „Wir wünschen uns nichts sehnlicher als den Frieden.“

Diesen Wunsch diskutierten sie auch am Mittwoch, 28. Januar 2015, im Haus der Evangelischen Landeskirche in Bielefeld mit Oberkirchenrat Dr. Ullrich Möller. Die Landeskirche unterstützte die Spendenaktion mit 2000 Euro. 700 Euro gingen zudem auf dem Spendenkonto ein.

Das IBB Dortmund, das die kleine Reihe von Benefizveranstaltungen initiiert hat, sammelte somit insgesamt 7059 Euro. Die Spenden sollen zu je einem Drittel für die Liquidatorenverbände in Charkiw und Lugansk eingesetzt werden und zu einem Drittel für das Flüchtlingslager in Charkiw.