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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Das IBB trauert um Förderer und Freund Dr. Herbert Schnoor

Das IBB trauert um Förderer und Freund Dr. Herbert Schnoor

Fast auf den Tag genau vor 30 Jahren war Herbert Schnoor – damals Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen – mit dem IBB und einer Delegation von rund 400 Menschen aus Deutschland nach Minsk gereist. Anlass war der 50. Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion am 21. Juni 1941. Erstmals wollte man mit einer Abordnung der Zivilgesellschaft der Opfer des Krieges gedenken und symbolträchtig den Grundstein für die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte Minsk im Beisein vieler hochrangiger Personen aus Belarus legen. Seitdem war Herbert Schnoor ein treuer und engagierter Freund des IBB. Dabei war die Verständigung und Versöhnung mit den Völkern der Sowjetunion für ihn wegweisend.

Zur Delegation des Landes Nordrhein-Westfalen gehörte 1991 auch seine Frau Jutta Schnoor. Sie besuchte die onkologische Station im Kinderkrankenhaus Nr.1 in Minsk und erhielt zahlreiche Informationen zu Tschernobyl. Diese Eindrücke ließen sie nicht mehr los, so dass sie und ihr Mann sich für den Ausbau der onkologischen Kinderklinik Nr.1 engagierten. Seine Frau Jutta verstarb jedoch zu früh.

Im September 1994 reiste Herbert Schnoor erneut mit vielen Bürgerinnen und Bürgern aus Nordrhein-Westfalen zur Eröffnung der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte Minsk. Die erste Konferenz befasste sich mit Perspektiven einer europäischen Zivilgesellschaft nach der langen Phase der Ost-West-Konfrontation. Im Januar 1995 reiste Herbert Schnoor wieder nach Minsk, um im Beisein des  damaligen Ministerpräsidenten  Johannes Rau und belarussischen Partnern die Kinderklinik zu eröffnen.

Herbert Schnoor ermöglichte im Frühjahr 2001 ein Gespräch mit dem 1999 zum achten deutschen Bundespräsidenten gewählten Johannes Rau: Anlass war die Bitte der Tschernobyl-Initiativen, ihre Arbeit in Kooperation mit belarussischen Partnern finanziell zu fördern. Dieses Gespräch trug mit dazu bei, dass ein Jahr später das Förderprogramm Belarus aufgelegt wurde. Für dieses Programm stellt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bis heute Fördermittel zur Verfügung.

Nach dem Tod von Johannes Rau im Januar 2006 setzte sich Herbert Schnoor dafür ein, dass die IBB Minsk den Namen von Johannes Rau tragen kann, wie der damalige stellvertretende belarussische  Außenminister Alexander Michnewitsch vorgeschlagen hatte. Im September 2006 wurde die IBB Minsk zur „IBB Johannes Rau Minsk“.

Aus Anlass des 25. Jahrestags der Katastrophe von Tschernobyl reiste Herbert Schnoor 2011 zum letzten Mal mit nach Minsk. Bei der damaligen Konferenz stand die Frage im Mittelpunkt, wie eine Zukunft ohne Atomenergie europaweit gestaltet werden kann.

Bis zu seinem Lebensende verfolgte Herbert Schnoor die Entwicklungen in Belarus und in der IBB „Johannes Rau“ Minsk mit großem Interesse. Immer wieder suchte er das Gespräch mit politisch Verantwortlichen in Belarus und ebnete Wege der Kooperation. Bereits seit Anfang der 1990er Jahre gehörte Herbert Schnoor zum Kuratorium des IBB Dortmund.

Herbert Schnoor starb am Sonntag, 20. Juni 2021, im Alter von 94 Jahren an seinem Wohnsitz in Werder an der Havel. Wir vermissen einen treuen Weggefährten in der Arbeit für Verständigung und Versöhnung mit Belarus.

Unser Foto oben zeigt Herbert Schnoor (l.) bei der Grundsteinlegung 1991 in Minsk.