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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

„Europe4refugees – follow the routes“ – Expertengruppe zurück aus Kalabrien

„Europe4refugees – follow the routes“ – Expertengruppe zurück aus Kalabrien

Logo europe4refugeesMehr als 100 000 Geflüchtete sind allein in diesem Jahr bereits in Italien aufgenommen worden. Dabei ist der Süden Italiens selbst nicht auf Rosen gebettet. Die Arbeitslosigkeit ist deutlich höher als im reicheren Norden. Viele junge Italiener verlassen die Region, suchen ihre beruflichen Perspektiven anderswo. Zugleich wandern in dieser schwierigen Situation Geflüchtete aus den ärmsten Ländern Afrikas und aus Bangladesch zu – da viele in Italien erstmals europäisches Festland erreichen. Im Erasmus+-Projekt „Europe4refugees – follow the routes“ führte die erste Fachexkursion vom 21. bis 25. Oktober 2017 deshalb nach Süditalien. In der Provinzhauptstadt Cosenza machten sich jeweils zwei Vertreterinnen und Vertreter der insgesamt sieben beteiligten Nichtregierungsorganisationen aus fünf Ländern und eine Gruppe von Fachkräften aus ganz Deutschland selbst ein Bild von der Situation der Geflüchteten: In vier intensiven Fortbildungstagen gewannen sie tiefe Einblicke in das italienische Asylverfahren und seine Auswirkungen auf das Leben Geflüchteter.

Staatliche Unterstützung endet nach spätestens sechs Monaten

Staatliche Unterstützung erhalten Geflüchtete in Italien nur in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum:  „Nach spätestens sechs Monaten endet die offizielle und organisierte Unterstützung“, berichtete Hildegard Azimi-Boedecker, Leiterin des Fachbereichs Beruf international und Migration im IBB e.V., und Koordinatorin des Erasmus+-Projektes. Und auch Wohnraum ist knapp. Das oberste Ziel heißt deshalb: Hilfe zur Selbsthilfe.

Was zunächst hart erscheint, hat auch einen positiven Nebeneffekt: Da die Geflüchteten schnell Tatkraft entwickeln müssen, fallen sie nicht dauerhaft in eine Opferrolle. „Ausdrückliches Ziel ist Empowerment und Vermeidung von ‚Viktimisierung‘. Daran arbeiten wir hier besonders“, so Emanuela Cerminare, Leiterin der gastgebenden Organisation La Kasbah onlus. Wer es nicht schafft, kann leicht durchs Netz fallen und schlimmstenfalls auf der Straße landen, erfuhren die Fachkräfte.

Auf das staatliche Unterstützungsprogramm SPRAR – das Protection System for Refugees and Asylum Seekers – der Provinzverwaltungen wird zwar bereits im Registrierungscenter hingewiesen. Doch den Kommunen ist freigestellt, es auch anzuwenden, berichteten Enza Papa und Alessandro Gordano von der Hilfsorganisation La Kasbah onlus, die ein umfangreiches und anspruchsvolles Begegnungsprogramm für die erste Lerneinheit im Erasmus+-Projekt organisiert hatten. Und nicht jeder Asylsuchende wird in das SPRAR-Programm aufgenommen. Dabei ist SPRAR für Geflüchtete ein Glücksfall: Unterbringung, Lebensmittel, Sprachförderung und eine Einführung in das italienische Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesen werden durch SPRAR vermittelt. Viele schaffen es am Ende auch, Fuß zu fassen.

Den ganzen Bericht über die erste Fortbildung im Erasmus+-Projekt in Cosenza/Italien finden Sie hier.

Als nächstes Exkursions-Ziel steht nun im April 2018 der zweite Hotspot der Erstaufnahme in Europa auf dem Programm. In Griechenland informieren sich die Fachkräfte über die Hintergründe der Situation in Thessaloniki, wo derzeit viele Geflüchtete festsitzen, weil die Balkanroute geschlossen ist. Für Oktober 2018 ist eine Exkursion nach Ungarn geplant.

Interessierte Fachkräfte aus der Flüchtlings- und Familienhilfe können sich per E-Mail an info@ibb-d.de vormerken lassen bzw. anmelden.

Weitere Informationen über das Erasmus+-Projekt „Europe4refugees – follow the routes“  finden Sie hier.