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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

„Europe4refugees- follow the routes“: Sechste Lernaktivität führt Fachkräfte aus fünf Ländern nach Lesbos/Lesvos

„Europe4refugees- follow the routes“: Sechste Lernaktivität führt Fachkräfte aus fünf Ländern nach Lesbos/Lesvos

Auf die griechische Insel Lesbos/Lesvos führt die sechste Lernaktivität im Rahmen des erasmus+-Projektes „Europe4refugees – follow the routes“ mit Fachkräften aus fünf Ländern vom 20. bis 24. Mai 2019. „Wir werden uns vor Ort selbst ein Bild verschaffen können vom Hotspot Lesbos/Lesvos und wir hoffen, dass wir die Kontakte zum Helfersystem intensivieren können. „Der Besuch dient auch dazu, die unerträgliche Situation weiter der Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen, damit das Thema durch geschlossene Grenzen nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Hildegard Azimi-Boedecker vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk e.V. als koordinierender Einrichtung. Begleitet wird die Projektgruppe diesmal zusätzlich von fünf Fachkräften der sozialen Arbeit aus Bremen, Köln, Neuss, Essen und der Gemeinde Moos in Baden-Württemberg.

Hotspot auf der Route Geflüchteter

Die Partnerorganisation Borderline Lesvos hat vor Ort ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt für die Partnerinnen und Partner aus Norwegen, Ungarn, Italien, Griechenland und Deutschland. Zunächst erhalten die Besucherinnen und Besucher einen Überblick über die aktuelle gesetzliche, soziale und medizinische Lage der Geflüchteten. Nur wenige Kilometer vor der türkischen Küste gelegen ist Lesbos/Lesvos noch immer ein Hotspot auf der Flüchtlingsroute. Ursprünglich für bis zu 3.000 Menschen ausgelegt, leben allein im Camp Moria an die 9.000 Kinder und Erwachsene unter menschenunwürdigen Bedingungen. Krankheiten und gewaltsame Übergriffe erschweren das Zusammenleben. Nur die wenigsten Geflüchteten erhalten die Erlaubnis zur Weiterreise auf das griechische Festland, obwohl einer bestimmten Gruppe von Menschen dies rechtlich zustehen würde.

Fachkräfte bei der letzten Lernaktivität in Dortmund.

Die Fachkräfte werden sich am zweiten Tag der Lernaktivität dann mit den Lebensumständen der Geflüchteten in den Lagern beschäftigen. Hierzu wird u.a. Kara Tepe besucht, das zweitgrößte Camp der Insel, wo Gespräche mit Akteuren des ehrenamtlich arbeitenden Helfersystems geplant sind. Von den Vereinten Nationen als “vulnerable“ Gruppen bezeichnete Menschen leben u.a. im Solidarity Pipka Camp. An die 30.000 allein reisende Kinder und Jugendliche, Schwangere oder durch die Flucht traumatisierte Menschen wurden seit der Gründung dieser Einrichtung im Jahr 2012 betreut. Die Mitarbeitenden setzen sich als Mitunterzeichnende der Mytilini-Erklärung auch für einen würdevollen Umgang mit allen vermissten und verstorbenen Migrantinnen und Migranten ein.

Auch mit Vertreterinnen und Vertretern des Bashira Woman Centers und im Happy Family Center sowie am Nordstrand, an dem Bootsflüchtlinge erstversorgt werden, sind Begegnungen geplant. „Nicht zuletzt, da es schon Selbsttötungsversuche von Kindern gab, ist es absolut nötig, die Lebensumstände der Lagerbewohner und -bewohnerinnen schnell und nachhaltig zu verbessern und Zukunftsperspektiven jenseits des Lagerlebens zu entwickeln“, sagt Hildegard Azimi-Boedecker.

Am letzten Tag geht es um den Austausch zu Best-Practice-Modellen und darum, wie das Europe4refugees-Netzwerk die Partner auf Lesbos/Lesvos praktisch und politisch unterstützen kann.

Über Europe4refugees- follow the routes:

In der 2017 gegründeten, auf zwei Jahre angelegten „Strategischen Partnerschaft“ ist das IBB e.V. in Dortmund Koordinator und Organisator. Sieben Partnerorganisationen aus Griechenland, Italien, Ungarn, Norwegen und Deutschland entsenden reihum Vertreterinnen und Vertreter zu sogenannten Lernaktivitäten. In jeweils dreitägigen Seminaren in Italien, Griechenland, Ungarn, Norwegen und Deutschland haben die Partnerorganisationen bereits einen Blick auf die praktische Umsetzung der nationalstaatlichen Zuwanderungspolitik und auf die Arbeit von Zivilgesellschaft und NGO hierzu werfen können. Das erasmus+-Projekt ermöglicht auf den Routen von Geflüchteten einen fachlichen Erfahrungsaustausch über Herausforderungen und Lösungsansätze.

Weitere Informationen über das erasmus+-Projekt „Europe4refugees- follow the routes“ finden Sie hier.