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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Fortbildungsreihe fördert kultursensible Kommunikation im Gesundheits- und Sozialbereich. IBB-Projekt fokus³ bietet „Bildung auf Bestellung“

Fortbildungsreihe fördert kultursensible Kommunikation im Gesundheits- und Sozialbereich. IBB-Projekt fokus³ bietet „Bildung auf Bestellung“

„Bildung auf Bestellung“ bietet das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk e.V. in Dortmund mit seinem Projekt fokus³. Bis Sommer 2020 sind Vorträge, Inhouse-Seminare, internationale Tagungen und ein Online-Seminar zur kultursensiblen Kommunikation im Gesundheits- und Sozialbereich geplant. Die vielfältigen Veranstaltungs-Formate stellte das IBB e.V. bei der Auftaktveranstaltung am Dienstag, 15. Januar 2019, im „Reinoldinum“ in Dortmund vor.

Menschen aus mehr als 200 Herkunftsländern leben in der Metropole Ruhr. Zu den vor vielen Jahren Zugewanderten kommen seit einigen Jahren auch neue Gruppen, die ihr Herkunftsland aufgrund von Krieg und Krisen verlassen mussten. „Es gibt weltweit sehr unterschiedliche Krankheitskonzepte. Wir betrachten Krankheiten ganz selbstverständlich als etwas, das von innen kommt“, schilderte Prof. Dr. Hans-Jörg Assion, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Allgemeinen Psychiatrie der LWL-Klinik Dortmund, in seinem einführenden Vortrag zur „Rolle ethnopsychiatrischer Aspekte als Schlüssel zu migrant*innenfreundlicher Ausrichtung im Klinikalltag“. Im orientalischen und afrikanischen Raum seien oftmals externale Krankheitskonzepte verbreitet. Die Krankheit komme aus Sicht mancher Erkrankter von außen, möglicherweise sogar von einem bösen Blick oder bösen Geist. Die Heilungserwartung sei dann entsprechend anders. In der Sprechstunde könne es auch zu Missverständnissen führen, wenn Betroffene undeutlich beschreiben, dass der ganze Körper schmerzt und auch wortwörtliche Übersetzungen nicht weiterhelfen. Schon diese wenigen Beispiele zeigten, wie wichtig Interkulturelle Kompetenz sei, um eine Gleichbehandlung aller Hilfesuchenden zu ermöglichen.

Hildegard Azimi-Boedecker (r.) und Kirsten Ben Haddou vom IBB e.V. stellten das neue Projekt fokus³ zur interkulturellen Öffnung im "Reinoldinum" in Dortmund vor. Foto: IBB e.V. - Mechthild vom Büchel

Hildegard Azimi-Boedecker (r.) und Kirsten Ben Haddou vom IBB e.V. stellten das neue Projekt fokus³ zur interkulturellen Öffnung im „Reinoldinum“ in Dortmund vor. Foto: IBB e.V. – Mechthild vom Büchel

Dabei sei die interkulturelle Öffnung immer eine Top-Down Aufgabe, die von der Leitung ausgehen und alle Mitarbeitenden mit einbeziehen müsse. Ähnlich interessant können auch Fortbildungen für andere Arbeitsfelder wie z.B. Verwaltungsaufgaben sein, wie Projektreferentin Kirsten Ben Haddou anhand von Praxisbeispielen verdeutlichte. Überall da, wo Außenkontakte bestehen, müsse die Sensibilität für spezifische Bedürfnisse und Kommunikationsstile gestärkt werden.

Praktische Beispiele aus ihrer eigenen Erfahrung konnten die mehr als 30 Teilnehmenden aus Dortmund, Ahlen, Bochum, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Herne, Soest und Wuppertal beisteuern. Der kulturelle Hintergrund dürfe nicht als alleiniger Erklärungsansatz herhalten, müsse aber ins Kalkül gezogen werden.

„Gesellschaftliche Einrichtungen müssen sich professionell auf neue Zielgruppen einstellen“, sagt Hildegard Azimi-Boedecker, Leiterin des Fachbereichs Beruf international und Migration im IBB e.V. Die Fortbildungen zur kultursensiblen Öffnung im Sozial- und Gesundheitswesen vermitteln Hintergrundwissen über Haltungen zu Krankheit und Behinderung, Geburt und Tod, Heilungserwartungen, Erziehungsstile und vieles mehr. Für Kliniken, Beratungsstellen, Schulen und Kindertageseinrichtungen ist dieses Hintergrundwissen überaus nützlich.

Im Rahmen des neuen Projekts fokus³ kann das IBB e.V. mit maßgeschneiderten Inhouse-Seminaren Wissen vermitteln. Neu sind außerdem die Unterstützung bei der Entwicklung von Fortbildungscurricula, Organisationsentwicklung und ein fünfteiliges Seminar „Train the Trainer“ online.

Interessierte können sich beim IBB e.V. beraten lassen und entsprechende Weiterbildungsbausteine bestellen. Durch die Förderung aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU sind alle Lerneinheiten vom öffentlichen Vortrag bis zum Online-Seminar kostenlos.

Weitere Informationen über das Projekt fokus³ auf der Projektseite oder unter der Rufnummer 0231-952096-0