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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ begeht 15. Jahrestag mit Ausstellung über ihren Namensgeber

Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ begeht 15. Jahrestag mit Ausstellung über ihren Namensgeber

Mit der Eröffnung einer Ausstellung über das Schaffen von Leonid Lewin und seiner Tochter Galina Lewina beging die Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk am Mittwoch, 14. März 2018, den 15. Jahrestag ihrer Eröffnung. Zahlreiche Festgäste aus Belarus und Deutschland nahmen an der Gedenkstunde teil, unter ihnen Botschafter Peter Dettmar, Andrea Wiktorin, Leiterin der EU-Delegation in Belarus, mehrere Zeitzeugen, Matthias C. Tümpel, Vorsitzender des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks, IBB-Vorstandsmitglied Rainer Schlief und Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin des IBB Dortmund. Frida Reisman, Überlebende des Minsker Ghettos und Vorsitzende der Vereinigung Gilf, hatte krankheitsbedingt kurzfristig absagen müssen.

„Verständigung, Versöhnung, Bildung und Erinnern spiegeln sich in den Arbeiten von Leonid Lewin als Künstler und Architekt wider“, beschrieb Peter Dettmar, deutscher Botschafter in Belarus, den besonderen Brückenschlag im Schaffen des 2015 verstorbenen Künstlers und Architekten. Mehrere von ihm geschaffene Gedenkorte, wie das Denkmal in Chatyn, die Figurengruppe an der Jama und das Denkmal in Krasnyj Bereg erinnerten in eindrücklicher Weise an die schrecklichen Ereignisse und das menschliche Leiden des Zweiten Weltkriegs. Sie seien eine Mahnung an die heutige und an künftige Generationen.

„Sein Beitrag für eine gemeinsame, europäische Erinnerungskultur wird über den Tag hinaus Bestand haben.“

Matthias C. Tümpel, Vorsitzender des IBB und der Teilhaberversammlung der IBB Minsk, erinnerte in seinem Grußwort daran, dass Leonid Lewin die Gründung der Geschichtswerkstatt Minsk auf belarussischer Seite maßgeblich begleitet hat. Er dankte ihm nachträglich, dass er die tiefen Wunden der Belarussen fühlbar gemacht habe.

„Er hat uns die Hand gereicht und die Herzen von vielen Menschen geöffnet.“

Die Geschichtswerkstatt sei durch seine stete Mitwirkung ein Ort des Dialogs, des Verstehens, des Aufeinanderzugehens, des gemeinsamen Lachens und Weinens geworden. In unmittelbarer Nachbarschaft des ehemaligen jüdischen Friedhofs habe die Geschichtswerkstatt das Alte mit dem Neuen verbunden, die Erinnerung mit dem Blick in die Zukunft junger Menschen.

Unser Foto zeigt Matthias C. Tümpel, Vorsitzender des IBB e.V. und der Teilhaberversammlung der IBB "Johannes Rau" Minsk, vor seiner Ansprache zum Jahrestag der Geschichtswerkstatt.

Matthias C. Tümpel, Vorsitzender des IBB e.V. und der Teilhaberversammlung, schaute auf die wechselvolle Geschichte der Geschichtswerkstatt zurück.

Matthias C. Tümpel richtete seinen besonderen Dank an Galina Lewina, die die Ausstellung ermöglicht hatte, sowie Peter Junge-Wentrup und Manfred Zabel, ohne die die Geschichtswerkstatt ebenfalls nicht entstanden wäre. Sein Dank galt darüber hinaus allen Mitarbeitern, den zahlreichen Freiwilligen sowie vor allem den Zeitzeugen, die „immer wieder aus ihrem Leben preisgegeben haben, was Deutsche in Belarus zu verantworten haben.“

Dr. Viktor Balakirev, Direktor der IBB „Johannes Rau“, erinnerte daran, dass die Geschichtswerkstatt – untergebracht im ältesten erhaltenen Gebäude des ehemaligen Minsker Ghettos – mehrfach vor der Schließung stand. Ihr Weiterbestehen verdanke sie maßgeblich den Zeitzeugen, die die Geschichtswerkstatt als ihr Haus angenommen und sich für den Erhalt eingesetzt haben. Da die Zeitzeugen bedauerlicherweise weniger werden, stehe sie heute vor einem Umbruch und müsse neue Arbeitsformen finden, um auch in Zukunft weiterhin eine Brücke sein zwischen den Generationen und zwischen Ost und West zu bilden.

Ihre Erinnerungen an Leonid Lewin steuerten schließlich die Schriftstellerin Natalja Golubewa, Boris Gersten, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der belarussischen jüdischen Organisationen und Gemeinde sowie der Dichter Leonid Dranko-Mojsyk bei. Jurij Igruscha, Filmproduzent der „Monologe mit Leonid Lewin“, die vor Beginn der Feierstunde eingespielt worden waren, berichtete ebenfalls von inspirierenden Begegnungen mit dem Künstler und Architekten.

Zum Abschluss führte Galina Lewina, selbst Architektin und Künstlerin, durch die Ausstellung und erläuterte das künstlerische Werk ihres Vaters und ihren eigenen, darauf aufbauenden künstlerischen Ansatz. Die Ausstellung zeigt das Schaffen der beiden in Minsk und weiteren Städten in Belarus und erläutert den Beitrag zur europäischen Erinnerungskultur.

Ein besonderes Anliegen war Leonid Lewin die Erinnerung an die Opfer des Holocaust. So hatte sich Leonid Lewin bis zuletzt auch für die Entstehung der Gedenkstätte Trostenez  und der Einbeziehung der Mordstätte im Wald von Blagwoschtschina in diese Gedenkstätte eingesetzt. Dieser Gedenkstättenabschnitt soll nun am 29. Juni 2018 eröffnet werden.

Weitere Informationen über die Arbeit der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk finden Sie hier.