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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Geschichtswerkstatt Minsk organisierte Studienreisen zur Erinnerungskultur nach Buchenwald und Berlin

Geschichtswerkstatt Minsk organisierte Studienreisen zur Erinnerungskultur nach Buchenwald und Berlin

Nach dem Motto „Einmal sehen ist besser als 1000mal hören“ waren belarussische Geschichtslehrer, Pädagogen und Museumsmitarbeiter mit Vertretern der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk kürzlich in Berlin und Weimar unterwegs. Wie gelingt es, die Erinnerung an die NS-Vergangenheit in Deutschland an junge Menschen weiterzugeben? Wie werden auch schwierige Fragen im Geschichtsunterricht thematisiert? Auf diese Fragen suchten die Reisegruppen in zwei Studienreisen Antworten.

Vom 10. bis 15. September 2017 war die erste Gruppe in Thüringen unterwegs und besuchte das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald, das Museum des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora sowie den Erinnerungsort Topf und Söhne in Erfurt, wo die Ausrüstung für die Gaskammern und Krematorien herstellt wurde, sowie die Stadt Weimar.

Die Reiseteilnehmer interessierten sich besonders für die verschiedenen Methoden der Arbeit mit den Schülern. Sie diskutierten mit deutschen Pädagogen über didaktische Konzepte in Deutschland und Belarus und wie Schüler an dieses Kapitel der Geschichte herangeführt werden können. Die Lern- und Gedenkstätte Buchenwald zum Beispiel ist auf Schüler- und Jugendgruppen gut vorbereitet: Besucher werden durch verschiedene Materialangebote motiviert, selbstständig auf Spurensuche zu gehen, erfuhren die Besucher aus Belarus. Das Lernziel: Sie sollen selbst ihre Schlussfolgerungen ziehen, ohne dass ihnen dabei ein fertiges Bild aufgezwungen wird.

Dieses Foto zeigt eine Gruppe von Geschichtslehrern und Museumspädagogen aus Belarus bei ihrer Bildungsreise zur Erinnerungskutur in Berlin.

Geschichtslehrer und Multiplikatoren der Jugendarbeit aus Belarus besuchten im September die Gedenkstätte Buchenwald (Foto oben) und im Oktober das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst. In Thüringen und Berlin informierten sich die beiden Reisegruppen über moderne Geschichtsdidaktik. Fotos: Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk

Eine weitere Gruppe von belarussischen (Museums-) Pädagogen und Geschichtslehrern war vom 3. bis 8. Oktober 2017 in Berlin zu Gast, ebenfalls mit dem Ziel mehr über bewährte Methoden der Erinnerungsarbeit zu erfahren. Die Studienreise führte an mehrere Lernorte der NS-Zeit und des Holocaust: Das Haus der Wannsee-Konferenz, das Jüdische Museum und der Bahnhof Berlin-Grunewald – Ausgangspunkt der Deportationen in die osteuropäischen Ghettos -, das Deutsch-Russische Museum Karlshorst und das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Besonders bewegend fand die Gruppe die Widersprüche zum Beispiel am Bahnhof Berlin-Grunewald. „Hier wurden wir vom Zusammenstoß von Vergangenheit und Gegenwart tief beeindruckt: Das quirlende Leben auf dem modernen Bahnhof einerseits und auf der anderen Seite die Stille auf Gleis 17“, sagte eine Teilnehmerin nach ihrer Rückkehr.

Das Jüdische Museum in Berlin inspirierte besonders durch seine Architektur. Zickzackartig angeordnete Räume symbolisieren die Leere, die in Europa nach der Ermordung von Millionen jüdischen Mitbürgern entstanden war. Bei ihrem Besuch im Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ erwartete sie eine besondere Führung, die die Arbeitsmethode zum Thema „Organisation des Terrors und der Gewalt im nationalsozialistischen Deutschland“ vorstellte und viele historische Fotos umfasste.

Mit großem Interesse besuchte die Gruppe schließlich das Deutsch-Russische Museum Karlshorst in jenem Gebäude, in dem in der Nacht auf den 9. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation Deutschlands besiegelt wurde.

Beide Bildungsreisen dienten besonders auch dem Austausch über die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust auch in Belarus in Schulbücher und Lehrpläne Eingang finden kann.

Die Studienreise nach Berlin wurde dank der Zusammenarbeit mit dem Haus der Wannsee-Konferenz und der finanziellen Unterstützung des EU-Projektes MOST zur Erweiterung professioneller Kontakte zwischen den Bürgern von Belarus und der EU möglich. Die Studienreise nach Weimar wurde ebenfalls durch das EU-Projekt MOST gefördert. Beide Studienreisen sind eingebettet in umfassende Projekte. Die Eindrücke der Fahrten werden in Belarus ausgewertet und fließen in die weitere Arbeit ein.

Mehr über die Arbeit der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk erfahren Sie hier.