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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

IBB Dortmund und Bundeszentrale für politische Bildung organisieren Historiker-Workshop zu Gedenkstättenfahrten

IBB Dortmund und Bundeszentrale für politische Bildung organisieren Historiker-Workshop zu Gedenkstättenfahrten

Zur Vorbereitung der fünf für dieses Jahr geplanten Fortbildungen zu den Lernorten Auschwitz, Theresienstadt, Riga, Majdanek und Westerbork hatten die Bundeszentrale für politische Bildung und die IBB gGmbH Dortmund für Mittwoch, 27. März 2019, nach Münster eingeladen.

In der Gedenkstätte Villa ten Hompel diskutierten international anerkannte Historiker und erfahrene Akteure der Erinnerungsarbeit über Standards für Fortbildungen. Der Workshop soll möglichst Auftakt zu einer Reihe sein, die einen engen Austausch über Ziele und Inhalte von Gedenkstättenfahrten ermöglicht und Förderer, Forscher und Veranstalter von Fahrten eng vernetzt, sagte Simon Lengemann von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Dr. Christoph Spieker, Leiter der Villa ten Hompel, und Simon Lengemann eröffneten den Workshop. Peter Junge-Wentrup, Beauftragter für Gedenkstättenfahrten der IBB gGmbH, gab  einführend einen Überblick über das Programm „Jugend erinnert“. Anschließend stellte Dr. Anke Hoffstadt vom Bildungswerk der Humanistischen Union die aktuellen Standards bei Fortbildungen für Multiplikatoren vor.

Als Anbieter der fünf Fortbildungen, die sich an Lehrkräfte und Multiplikatoren in der außerschulischen Jugendarbeit richten, präsentierten sich neben dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk e. V auch das Bildungswerk der Humanistischen Union Essen (HU), das Geschichtskontor Münster, der Erinnerungsort Alter Schlachthof Düsseldorf und die IBB gGmbH Dortmund.

Folgende Fortbildungen für Lehrkräfte und Teamer sind in diesem Jahr geplant:

  • 13. bis 19. Oktober 2019 – Lernort Westerbork – „Auf den Spuren jüdischen Lebens in den Niederlanden“, Exkursionsleitung Stefan Gerber und N.N. (NL)
  • 13. bis 19. Oktober 2019 – Lernort Lublin/Majdanek – „Orte und Zeugnisse nationalsozialistischer Verbrechen im Raum Lublin“, Exkursionsleitung Dr. Paul Ciupke, Bildungswerk der Humanistischen Union Essen, und Wislaw Wysok, Staatliches Museum Majdanek
  • 20. bis 27. Oktober 2019 – Lernort Bikernieki – „Riga – Tatort und Gedenkort der Shoah; Deutsche, lettische und europäische Dimensionen des Vernichtungsgeschehens und der Erinnerungskultur“, Exkursionsleitung Matthias Ester, Geschichtskontor Münster, und Olga Rensch-Wetzel, IBB gGmbH Dortmund
  • 2. bis 9. November 2019 – Lernort Auschwitz/Birkenau – „Studienfahrt zu Gedenkstättenfahrten mit Jugendlichen in Auschwitz für Historiker*innen, Lehrer*innen und Jugendreferent*innen der Jugendarbeit“, Exkursionsleitung Emilia Simon, IBB gGmbH Dortmund, und Bartholomäus Fujak, IBB e.V. Dortmund
  • 17. bis 23. November 2019 – Lernort Theresienstadt – „Verfolgung – Täuschung – Vernichtung. Das Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt und die NS-Verbrechen im Protektorat Böhmen und Mähren“, Exkursionsleitung Dr. Anke Hoffstadt, Bildungswerk der Humanistischen Union Essen, und Dr. Joachim Schröder, Erinnerungsort Alter Schlachthof Düsseldorf.

Anhand der fünf Fortbildungen und ihrer inhaltlichen Konzepte entwickelte sich eine lebhafte Diskussion.

In der öffentlichen Wahrnehmung würden die Begriffe Konzentrationslager und Holocaust zunehmend als Synonyme verwandt, bemerkte Prof. Dr. Frank Bajohr vom Institut für Zeitgeschichte in München. Massenerschießungen, wie sie zum Beispiel in der so genannten „Aktion Reinhardt“ auf osteuropäischem Boden von den deutschen Besatzern vorgenommen wurden, blieben dabei außen vor.

Thomas Köhler, Mitarbeiter des Gedenkortes Villa ten Hompel, zitierte den Historiker Martin Pollack, der so weit ging, von „kontaminierten Landschaften“ zu sprechen. Diese Landschaften vermittelten ein mindestens ebenso authentisches Bild der Vernichtungspraxis wie die sorgfältig didaktisch aufbereiteten Lern- und Gedenkorte.

Dr. Andrea Löw vom Institut für Zeitgeschichte München erinnerte daran, dass es noch viele nicht markierte Massengräber in Osteuropa gebe. Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Lehrstuhlleiter für Geschichtsdidaktik an der Universität Leipzig, warnte allerdings davor, laienhaft agierende Hobby-Forscher auf den Plan zu rufen, die mit Metalldetektoren Patronenhülsen aufspüren und dem noch so kleinsten Fund historische Bedeutung beimessen. Es gelte auch, Gedenkstätten vor einem „dark tourism“ zu bewahren. Gedenkstättenfahrten müssten insbesondere auch vor diesem Hintergrund sorgfältig pädagogisch vor- und nachbereitet werden.

Die Teilnahme an den fünf Fortbildungen wird zunächst Interessierten angeboten, die sich bereits auf unserer Vormerk-Liste registriert haben.

Interessierte, die noch nicht registriert sind und gern teilnehmen würden, können sich weiterhin vormerken lassen. Die Plätze werden nach Eingang auf der Liste angeboten bzw. vergeben.

Unser Foto oben zeigt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Workshop -Tag vor dem Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster. Foto: Peter Römer – Villa ten Hompel

Weitere Informationen über die Förderung von Gedenkstättenfahrten finden Sie hier.