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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

IBB gGmbH unterstützt Weiterentwicklung der Inklusionsbetriebe in der Ukraine

IBB gGmbH unterstützt Weiterentwicklung der Inklusionsbetriebe in der Ukraine

Die Teilhabe am Arbeitsleben als Voraussetzung für Inklusion ist auch in der Ukraine ein wichtiges Thema. Rund 5.000 Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen arbeiten in einem von rund 300 sozialen Unternehmen, die von ukrainischen Interessenverbänden und Selbsthilfeorganisationen gegründet wurden. Am 10. Dezember 2019 trafen sich mehr als 100 aktive Vertreterinnen undVertreter dieser Unternehmen und Verbände zur Konferenz „Soziale Unternehmen in der Ukraine: Paradigmenwechsel“ in Kiew, um die strategischen Ziele für die weitere Entwicklung des Sozialen Unternehmertums in der Ukraine zu diskutieren. Für das IBB Dortmund (IBB gGmbH) nahm Ljubov Negatina, Leiterin der Geschichtswerkstatt Tschernobyl, an der Konferenz teil und präsentierte dort das deutsche Modell des Ausgleichsfonds als ein zentrales Instrument zur Verbesserung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben.

Unser Foto zeigt das Podium der Konferenz "Soziale Unternehmen in der Ukraine: Paradigmenwechsel".

Gute Nachrichten für Inklusionsbetriebe in der Ukraine: Die Steuervergünstigungen für soziale Unternehmen gelten weitere fünf Jahre. Fotos (3): Geschichtswerkstatt Tschernobyl

Einen ersten wichtigen Erfolg konnte das Allukrainische Forum gleich zur Konferenzeröffnung berichten: Allein seine Ankündigung war ausreichend, um die erst seit Sommer 2019 amtierende neue ukrainische Regierung dazu zu bewegen, das geltende Bündel von Steuervergünstigungen für Inklusionsbetriebe um fünf Jahre zu verlängern. Die Konferenz erinnerte aber an weitere wichtige Ziele auf dem Weg zur inklusiven Gesellschaft: So sollten mittelfristig zehn Prozent aller Betriebe Inklusionsbetriebe werden, um in naher Zukunft eine Beschäftigungsmöglichkeit für 40 Prozent der Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigung bieten zu können. Wichtig ist daher, dass neben den Steuervergünstigungen weitere Mechanismen greifen: So wünschen sich die Sozialunternehmen eine konsequente Anwendung der Ausgleichsabgabe, die analog zum deutschen System Unternehmen entrichten müssen, wenn sie die vorgegebene Beschäftigtenquote von Menschen mit Behinderung nicht erfüllen. Eine Ergänzung des Gesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen könnte zudem Sozialunternehmen Absatzchancen eröffnen. Hoffnung auf weitere Änderungen machte den Konferenzteilnehmenden, dass die kürzlich verabschiedete Neufassung des ukrainischen Arbeitsgesetzbuchs die Wahrung der sozialen Rechte von Menschen mit Behinderungen verbessert.

Blick ins Publikum auf der Konferenz "Soziale Unternehmen in der Ukraine: Paradigmenwechsel".

Mehr als 100 Delegierte von sozialen Unternehmen nahmen an der Konferenz teil.

An der Konferenz nahmen über 100 Vertreterinnen und Vertreter von Inklusionsbetrieben, der ukrainischen Regierung und der Behindertenbeauftragte des ukrainischen Präsidenten Valeriy Sushkevich teil. Gastgeber der Konferenz waren die Allukrainische Vereinigung der Unternehmen und Menschen mit Behinderungen, die Nationalversammlung der Menschen mit Behinderungen in der Ukraine, die Ukrainische Gesellschaft der Blinden sowie die Ukrainische Gesellschaft der Gehörlosen sowie die Geschichtswerkstatt Tschernobyl.

Das IBB Dortmund unterstützte die Konferenz im Rahmen des auf zwei Jahre angelegten Projektes „Training, betriebswirtschaftliche Beratung und Netzwerkbildung zur Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Sozialbetrieben in der Ukraine zur Sicherung und zum Ausbau von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderungen“.  Jeweils sechs Betriebe aus den Regionen Dnipro, Charkiw und Kiew konnten sich für ein individuell angepasstes betriebswirtschaftliches Training und Einzelberatungen anmelden. Ziel des von Aktion Mensch geförderten Projektes ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe unter den derzeit schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen zu verbessern und damit Arbeitsplätze für behinderte Menschen zu sichern bzw. zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Bisher wurden bereits zwei Fortbildungen zu Personalführung und Marketing realisiert und Analysen zur Lage der beteiligten Unternehmen ausgewertet. Von deutscher Seite wird das Projekt durch Peter Stadler begleitet: Der langjährige Geschäftsführer der FAF – Fachberatung für Arbeits- und Firmenprojekte  gGmbH mit Sitz in Berlin war selbst im September zu Beratungsterminen in der Ukraine.

Das Projekt baut auf den bisherigen Maßnahmen auf, welche die Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw seit 2014 mit Unterstützung von Aktion Mensch und dem Auswärtigen Amt zur Unterstützung von Behindertenorganisationen – zu denen auch die Tschernobyl-Verbände zählen –und den von ihnen gegründeten Sozialunternehmen anbietet.

Weitere Informationen über die Arbeit der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw finden Sie hier.