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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

IBB startet internationales Projekt „Europe4Refugees – follow the routes“

„Grünes Licht“ für ein neues europäisches Langzeitprojekt: Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk e. V. in Dortmund kann im September 2017 mit der Arbeit am Projekt „Europe4Refugees – follow the routes“ im Rahmen einer strategischen Partnerschaft beginnen. Sieben Partnerorganisationen  der Erwachsenenbildung aus fünf Ländern arbeiten bis November 2019 an einem Ziel: Einem praxisorientierten Ländervergleich zur Situation von Flüchtlingen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Perspektive von Nichtregierungsorganisationen und Bildungsträgern in der Arbeit mit Geflüchteten. Das Projekt wird gefördert aus dem EU-Programm Erasmus+. Die Projektleitung im neu entstehenden europäischen Netzwerk von Bildungseinrichtungen liegt in den Händen des IBB e.V.

„Geflüchtete treffen in den verschiedenen Ländern Europas auf ganz unterschiedliche Hilfestrukturen“, weiß Hildegard Azimi-Boedecker: Ihr rechtlicher Status, ihre soziale und finanzielle Unterstützung und auch die Aufnahmebereitschaft der Zivilgesellschaft sieht für Flüchtende nach Italien und Griechenland anders aus als in Ungarn, Deutschland oder Norwegen. Hier setzt das aus EU-Mitteln geförderte Projekt an: Das IBB e.V. hat ein Trägerkonsortium aus Nichtregierungsorganisationen  bzw. Bildungsträgern gegründet, die nun intensiv einen Blick über den Tellerrand wagen.

Alle sieben Partner engagieren sich in der Arbeit mit Geflüchteten. Reihum werden sie nun Gastgeber für Mitarbeitende der übrigen sechs beteiligten Bildungseinrichtungen und stellen ihre Arbeit und die Perspektiven ihrer Länder vor. Dabei folgen sie den Routen der Geflüchteten in Europa von Süd nach Nord und von Ost nach West. Während der drei- bis fünftägigen Seminare, in sogenannte „learning activities“ in den Teilnehmerländern, steht dann vor allem die Praxis der Hilfsangebote für Geflüchtete im Mittelpunkt. Wie ist die aktuelle Aufnahmesituation und Rechtslage im jeweiligen Land? Wo liegen Probleme? Welche Maßnahmen haben sich bewährt? Und vor allem: Gibt es Best-Practice-Modelle, die sich zum Transfer eignen? Die Partnerorganisationen werden ein dichtes Tagungsprogramm organisieren. Ziel ist auch, die Unterstützungsarbeit in Europa auf ähnliche Standards zu bringen und Geflüchtete über ihre Möglichkeiten in den Transit- und Zielländern vorab zu informieren, denn manche der Geflüchteten reisen z. B. von Griechenland oder Italien in die nördlichen Länder weiter. Andere werden unter Bezug auf das Dublin-Verfahren in Länder des europäischen Erstaufenthaltes zurückgeschickt.

„Wir wollen unseren Blick schärfen für die unterschiedlichen Perspektiven in Europa und insbesondere auch herausfinden, welche Angebote sich zur Weiterbildung und Integration der Geflüchteten bewährt haben“, schildert Hildegard Azimi-Boedecker, Leiterin des Fachbereichs Beruf international und Migration im IBB e.V.. „Das Netzwerk soll möglichst langfristig dem Austausch von Mitarbeitenden der sozialen Arbeitsfelder dienen. Alle Partnerorganisationen werden das Projekt auch öffentlichkeitswirksam unter anderem durch fortlaufende Dokumentation im Internet bekannt machen. Zum Abschluss ist ein Treffen aller Projektbeteiligten in Hitzacker, dem Sitz der zweiten deutschen Partnerorganisation, geplant. Das dortige Mehrgenerationendorf mit Wohn- und Arbeitsbereichen für Geflüchtete wird dann voraussichtlich fertiggestellt sein.

Für das erste Seminar der Projektgruppe steht bereits der Termin fest: Ab 25. Oktober 2017 werden sich Vertreter der beteiligten Einrichtungen in Kalabrien, Süditalien treffen, wo allein im ersten Halbjahr 2017 schon mehr als 80.000 Geflüchtete angekommen sind. „In Italien gibt es interessante Projekte zur Integration von Geflüchteten im ländlichen Raum, aber auch viele ungelöste Probleme“, so Hildegard Azimi-Boedecker. Das IBB e.V. ermöglicht deshalb ergänzend auch externen Fachkräften der sozialen Arbeit die Teilnahme an einigen Programmpunkten vor Ort. Sie werden zusammen mit der Projektgruppe an den Workshop-Einheiten und Gesprächen in den Projekten rund um die kalabrische Stadt Cosenza teilnehmen.


Partner im Projekt „Europe4Refugees – follow the routes“ sind:

In Griechenland:

Das Mosaik Support Center für Flüchtlinge und Lokalbevölkerung auf Lesbos ist ein gemeinschaftliches Projekt von Lesvos Solidarity und borderline-europe. Lesvos Solidarity ist eine lokale Aktivistengruppe, die ein offenes Flüchtlingscamp im Ex-PIKPA Gelände in Mytilini betreibt. Es ist ein selbstorganisierter und autonomer Ort, der seit 2011 existiert, von Freiwilligen organisiert ist und auf dem Prinzip von Solidarität basiert. Borderline-europe ist eine deutsche Menschenrechtsorganisation, die die Situation von Geflüchteten an den europäischen Außengrenzen beobachtet. Im Jahr 2015 hat borderline-europe einen Ableger auf Lesbos gegründet.

Das Dialogos Consulting center for education and career mit Sitz in Thessaloniki ist eine Organisation, die sich mit Seminaren, Veranstaltungen und individuellen Hilfeangeboten für internationale Bildung einsetzt.

In Italien:

Die multi-ethnische, kulturelle Vereinigung La Kasbah mit Sitz in Cosenza ist eine NGO in Kalabrien, die sich für interkulturellen Austausch und die Verbreitung des europäischen Gedankens und gegen Diskriminierung und Intoleranz einsetzt. Auch Rechtsberatung und Monitoring sind in ihrem Programm enthalten.

In Ungarn:

Die Subjektiv Values Foundation ist eine Graswurzel-Initiative zur Förderung des interkulturellen Dialogs, die sich für Nachhaltigkeit, Integration und die Verbreitung der europäischen Idee in Ungarn einsetzt. Die Stiftung organisiert internationale Konferenzen sowie Trainings- und Mentoring-Programme zur Stärkung der politischen Beteiligung von Geflüchteten und Zugewanderten.

In Norwegen:

EUROMASC – European Masters of Skilled Crafts – ist ein Weiterbildungsträger mit Sitz in Oslo, der seit vielen Jahren EU-Projekte managt. In der Flüchtlingshilfe begleitet EUROMASC aktuell Projekte zur Ermittlung und Anerkennung beruflicher Fähigkeiten von Geflüchteten.

In Deutschland:

Die Hitzacker Dorf Genossenschaft ist eine basisdemokratisch organisierte Genossenschaft, die ein interkulturelles, nachhaltiges Mehr-Generationendorf schafft und dabei auch Geflüchtete einbezieht.

Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk e. V. arbeitet im Feld „Beruf international und Migration“ im interkulturellen Trainingsbereich und in der Vernetzung von Institutionen, NGO und Selbsthilfe in der Arbeit mit Geflüchteten durch Konferenzen und Tagungen und durch Fachkräfteseminare in Herkunftsländer  von Migrantinnen und Migranten. IBB e.V. bildet ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren in der Flüchtlingsarbeit aus und führt Fortbildungen für Haupt- und Ehrenamtliche im Gesundheitsbereich zu interkultureller Öffnung durch. Im Projekt Europe4Refugees übernimmt IBB e. V. die Rolle des Hauptantragstellers und führt das Konsortium an.