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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Konferenz in Minsk wird zentrale Plattform für Nachhaltigkeitsinitiativen

Am 21. und 22. Mai 2015 fand in der IBB „Johannes Rau“ in Minsk die internationale Konferenz „Nachhaltigkeitsmanagement und Partizipation in Prozessen der nachhaltigen Entwicklung“ statt. Organisiert worden war die Abschlussveranstaltung der „Woche der nachhaltigen Entwicklung“ vom IBB Dortmund und IBB „Johannes Rau“ Minsk, dem Förderprogramm Belarus und einer Reihe internationaler und belarussischer Akteure.

Zur Eröffnung zeigte sich der stellvertretende Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Republik Belarus Holger Rapior „überwältigt von der großen Zahl der Teilnehmer“ und dem landesweiten Interesse. Es sprachen ebenfalls die Stellvertreterin des ständigen Vertreters des United Nations Development Programme (UNDP) in Belarus, Jekaterina Paniklowa sowie der Direktor des Departements für Energieeffizienz, Sergej Semaschko. Der Leiter der Abteilung Projekte und Programme derEU-Delegation in Belarus, Frederik Coene, betonte die inhaltlichen Schwerpunkte und Instrumente der EU in Belarus, die sich mit den Themen der Konferenz deckten: nachhaltige regionale Entwicklung, green economy, soziale Inklusion und Umweltentwicklung.

An zwei Konferenztagen diskutierten die mehr als 220 Teilnehmer aus dem ganzen Land, wie Nachhaltigkeitskonzepte in Belarus umgesetzt werden können. Die Teilnehmer erarbeiteten konkrete Handlungsempfehlungen für Behörden, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Sie forderten etwa, die Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte im Bereich erneuerbare Energien und Recycling-Wirtschaft zu verbessern. Nachhaltigkeitsprozesse vor Ort sollten stärker durch lokale Behörden gestaltet und zwischen den verschiedenen Ebenen abgestimmt werden. Auch NGO könnten nach Meinung der belarussischen und internationalen Experten flexibler und erfolgreicher agieren, wenn sie intensiver mit der Wirtschaft kooperieren würden, z.B. beim Aufbau von sozialen Unternehmen. Als Querschnittsthema identifizierten die Teilnehmer Bildung, hier solle eine nationale Strategie für Bildungskonzepte für nachhaltige Entwicklung in der formalen und non-formalen Erwachsenenbildung erarbeitet werden.

Unter den Teilnehmern waren auch acht Experten aus Deutschland, Polen und Schweden. Hintergrund war die neue Nationale Nachhaltigkeitsstrategie von Belarus sowie die sustainable development goals, welche die UN-Mitgliedstaaten im September dieses Jahres verabschieden wollen.

Der stellvertretende deutsche Botschafter Holger Rapior hob sichtbare Erfolge Deutschlands in der nachhaltigen Entwicklung hervor, insbesondere die Energiewende, aber auch Strukturen wie den Rat für Nachhaltige Entwicklung sowie das ständige Monitoring der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Viel zu tun gebe es noch bei der Abstimmung von Nachhaltigkeitsstrategie zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Hier stehen Deutschland und Belarus vor ähnlichen Herausforderungen, sagte Rapior –  „Wir können also noch voneinander lernen“. Rapior würdigte ebenso die erfolgreiche Arbeit des seit 2002 in Belarus tätigen Förderprogramms Belarus, das IBB im Auftrag von GIZ aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung umsetzt. An der Konferenz und Podiumsdiskussionen nahm auch Dorothee Braun teil, wissenschaftliche Referentin des deutschen Rats für Nachhaltige Entwicklung. Braun stellte den deutschen Nachhaltigkeitskodex vor, in dessen Rahmen seit 2011 deutsche Unternehmen über ihre Nachhaltigkeitspolitik Bericht erstatten. Das belarussische Umweltministerium interessiert sich für den Kodex und bat den Nachhaltigkeitsrat offiziell, diesen für eine genauere Prüfung übersetzen zu lassen.

Die wichtigsten in Belarus tätigen internationalen Organisationen, zentrale Ministerien und NGO hatten sich im Vorfeld auf Format und Inhalte der Konferenz abgestimmt. Etwa 100 Konferenzteilnehmer kamen aus den belarussischen Regionen, wo die alltägliche Arbeit an Nachhaltigkeitsprojekten stattfindet.

Das Grußwort der amtierenden Umweltministerin Ija Malkina verlas der stellvertretende Abteilungsleiter des Ministeriums, Dmitri Podoljako. Malkina erklärte: „Ich bin sicher, dass die Konferenz zur wichtigsten Plattform dieser Art wird, auf der Nachhaltigkeitsinitiativen ihre Ideen präsentieren und diskutieren. Sie vereint verantwortungsvolle, engagierte, kraftvolle Menschen, die einen wesentlichen Beitrag zur Lösung von Fragen leisten, von denen die Lebensqualität in Belarus und der europäischen Region abhängt.“

Diese Einschätzung von Ministerin Malkina entsprach auch der Empfehlung der Konferenzteilnehmer, Nachhaltigkeitskonferenzen wie diese jedes Jahr durchzuführen. Die stellvertretende Leiterin des Wirtschaftsforschungsinstitutes des Wirtschaftsministeriums der Republik Belarus, Ljudmila Borowik, bedankte sich beim Förderprogramm Belarus, der IBB „Johannes Rau“ in Minsk und anderen internationalen und nichtstaatlichen Organisationen, die das Institut bei der Ausarbeitung der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie von Belarus beraten hatten. Borowik hielt zudem einen Vortrag über demografische Herausforderungen in Belarus in den nächsten Jahrzehnten. Mit zwei Fachvorträgen beteiligte sich auch Klaus Reuter, Geschäftsführer derLandesarbeitsgemeinschaft Lokale Agenda 21 NRW e.V., die im Auftrag des Förderprogramms Belarus eine Stellungnahme zur belarussischen Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet hatte. Laut Reuter geht es in Belarus und Deutschland nicht mehr um Theoriedebatten, „sondern um konkretes Handeln. Wir haben ungefähr noch 10, 15 Jahre Zeit, um unsere CO2-Emissionen zu reduzieren. Deshalb sollten wir das window of opportunity der globalen Nachhaltigkeitsziele unbedingt nutzen.“ Die belarussische Nachhaltigkeitspolitik könne noch stärker diesen aktuellen Handlungsdruck berücksichtigen und Schutz der natürlichen Ressourcen als Rahmen für den wirtschaftlichen Aufschwung definieren.

Die Konferenz trug einen interaktiven und praxisorientierten Charakter. In fünf Diskussionspanels diskutierten die Teilnehmer Fachvorträge und vertieften in Workshops spezielle Fragen – z.B. „Wie können Nachhaltigkeitsinitiativen erfolgreich Pressearbeit machen?“ und „Wie setzen lokale Verwaltungen ihre Nachhaltigkeitskonzepte erfolgreich um?“ Die Ergebnisse der Diskussion arbeiten Experten des Förderprogramms in eine Abschlusserklärung ein, die von den Organisatoren Anfang Juni verabschiedet werden soll.

Ebenso wurden in der Konferenz die Bilanz der Woche der Nachhaltigen Entwicklung-2015 gezogen sowie deren Highlights vorgestellt.

Im Rahmen der Woche der Nachhaltigen Entwicklung-2015 hatten landesweit mehr als 140 Veranstaltungen stattgefunden, davon 120 in den belarussischen Regionen. Alle Initiativen, die Veranstaltungen organisierten, wurden mit Urkunden für ihr Engagement geehrt.

Veranstalter der Konferenz waren:

  • die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ Minsk,
  • das Förderprogramm Belarus,
  • das United Nations Development Programme,
  • die Vertretung der Europäischen Union in der Republik Belarus,
  • das Wirtschaftsforschungsinstitut des Wirtschaftsministeriums der Republik Belarus,
  • das EU-Projekt „Förderung der regionalen und lokalen Entwicklung in Belarus“,
  • die Repräsentanz des Institut für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschul-Verbandes in der Republik Belarus sowie
  • das Programm „Haus der Verständigung“.

Die Konferenz wurde mit Unterstützung des Ministeriums für Naturressourcen und Umweltschutz der Republik Belarus durchgeführt.