Nachrichten

Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Minsk-Forum würdigt 25-jähriges Bestehen der IBB „Johannes Rau“ Minsk

Minsk-Forum würdigt 25-jähriges Bestehen der IBB „Johannes Rau“ Minsk

Rund 300 Gäste aus Deutschland und Belarus begrüßte Prof. Dr. Rainer Lindner, Gründer und Vorsitzender der deutsch-belarussischen gesellschaft (dbg), am Mittwoch, 4. Dezember 2019, zum 17. Minsk-Forum. 75 Jahre nach Kriegsende in Belarus widmeten sich Konferenzteilnehmende aus Diplomatie, Politik, staatlichen Stellen und Zivilgesellschaft an zwei Tagen dem diesjährigen Thema: „Der Platz von Belarus in Europa. Chancen für Außenpolitik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Kultur“  in der IBB „Johannes Rau“ in Minsk.

Matthias Platzeck, Vorsitzender des IBB-Kuratoriums, bei seiner Ansprache.

Die deutsch-belarussische gesellschaft (dbg) und das IBB als Veranstalter würdigten gleichzeitig wichtige Jahrestage: Die Eröffnung der IBB „Johannes  Rau“ in Minsk vor 25 Jahren und die Gründung der deutsch-belarussischen gesellschaft e. V. vor 20 Jahren. „Wie nur wenige Organisationen  haben die deutsch-belarussische Gesellschaft (dbg) und die IBB „Johannes Rau“ Minsk die Geschichte der deutsch-belarussischen Beziehungen in den vergangenen Jahrzehnten geprägt“, sagte Prof. Dr. Rainer Lindner in seinem Grußwort. Matthias Platzeck, Kuratoriumsvorsitzender des IBB Dortmund, erinnerte in seinem Impulsvortrag an die Anfänge der deutsch-belarussischen Zusammenarbeit kurz nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“. Heute sei ein offener Austausch und eine zielgerichtete Zusammenarbeit in Zukunftsfragen daraus entstanden, die immer wieder Grenzen überwindet.

Platzeck ging dabei auch auf die Motive der Akteure ein: Motiv Nummer 1 sei ein Streben nach Verständigung und Versöhnung gewesen nach den schrecklichen Verbrechen, die die deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkriegs in Belarus verübt hatte. Daraus habe sich das gemeinsame Bestreben entwickelt, an weißen Flecken auf der Landkarte der Erinnerungskultur beider Länder zu arbeiten.

Motiv Nummer 2 sei der gesellschaftliche Schock gewesen, den die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl Deutschland ausgelöst hatte.

„Die Kinder bildeten dabei den Schlüssel zu vielen weiteren zwischenmenschlichen Kontakten.“

Aus diesen Impulsen seien weitere strukturelle Projekte entstanden. „Mit der regelmäßigen Organisation von Partnerschaftskonferenzen haben das IBB Dortmund und die IBB Minsk einen wesentlichen Beitrag zur Vernetzung und erfolgreichen Arbeit dieser zivilgesellschaftlichen Initiativen geleistet“, betonte er und überbrachte auch Grüße des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.

Rund 300 Gäste verfolgen die Grußworte und Impulsvorträge.

Den Besuch des deutschen Staatsoberhaupts im Juni 2018 zur offiziellen Übergabe des erweiterten Gedenkortes Trostenez im Wald von Blagowschtschina erwähnten mehrere der Redner als einen Höhepunkt in den deutsch-belarussischen Beziehungen. Positiv erwähnt wurde, dass im Ergebnis der Gespräche eine gemeinsame Geschichtskommission gebildet und die Zukunft der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ gesichert wurde. Der Beauftragte für Osteuropa, Kaukasus und Zentralasien im Auswärtigen Amt Michael Siebert sprach der belarussischen Seite den Dank der deutschen Bundesregierung aus. Er hatte wenige Stunden vor dem Beginn des Minsk-Forums die Geschichtswerkstatt besichtigt, die 2003 auf Initiative des IBB gemeinsam mit Partnern im letzten erhaltenen Gebäude des Ghettos Minsk eröffnet werden konnte und seitdem ein Treffpunkt für Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Jugendliche und Historikerinnen und Historiker ist. Für die Weiterentwicklung einer europäischen Erinnerungskultur sei der historische Ort am Rande des jüdischen Friedhofs von unschätzbarem Wert.

Manfred Huterer, deutscher Botschafter in Minsk, und Aleh Krauchanka, stellvertretender Außenminister von Belarus, richteten Grußworte an die Konferenzteilnehmer. Beide gingen auf die Bedeutung der Erinnerungskultur ein und auf Fragen der neuen Sicherheitsordnung in Europa. Hoffnungen richten sich auf eine in Zukunft intensivierte Arbeit innerhalb der Östlichen Partnerschaft und auf das bereits unterzeichnete Visa-Erleichterungsabkommen zwischen Belarus und der EU. Die Visaerleichterung sei ein weiterer Meilenstein.

In mehereren Panels wird das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.

Für die deutsch-belarussischen Beziehungen hoben die Redner besonders den Besuch des belarussischen Außenministers Makej im Oktober in Berlin hervor. Beide Außenminister hatten vereinbart, dass im nächsten Jahr eine bilaterale Arbeitsgruppe eingerichtet wird, die einen Fahrplan für die Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen erarbeiten soll.

Nach der feierlichen Eröffnung am Mittwochabend wurden die Gespräche am Donnerstag in mehreren thematischen Kleingruppen zu Fragen der wirtschaftlichen und nachhaltigen Entwicklung, zu Bildung und aktuellen Trends fortgesetzt. Eine Plenarsitzung zu Epochenbrüchen und Erfahrungen für die Zukunft rundete das Programm ab.

Erstmals diskutierten beim 17. Minsk-Forum die diplomatischen Vertreter aus mehreren Nachbarländern von Belarus miteinander im Rahmen eines Botschafter-Panels.

Das Minsk Forum findet traditionell unter der Schirmherrschaft der Deutschen Botschaft in Minsk und mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes statt.

Veranstaltet wird es von der deutsch-belarussischen gesellschaft und der Internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ in Minsk. Kooperationspartner sind die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung in Deutschland, das Büro für Europäische Expertise und Kommunikation (OEEC) und das Belarussische Institut für strategische Studien (BISS) in Belarus.

Alle Fotos: IBB „Johannes Rau“ Minsk

Weitere Informationen über die Arbeit der IBB „Johannes Rau“ Minsk finden Sie hier.