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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Nach der Studienreise: Seniorenarbeit in NRW dient in Belarus als Vorbild

Nach der Studienreise: Seniorenarbeit in NRW dient in Belarus als Vorbild

Mit vielen inspirierenden Eindrücken und neuen Ideen kehrten 15 Mitarbeitende der sozialen Arbeit aus Minsk und aus den ländlichen Regionen von Belarus am 28. September 2018 von ihrer Studienreise nach Nordrhein-Westfalen zurück. Für das Gelingen einer inklusiven Seniorenarbeit sei die Arbeit von Koordinatoren am Ort wichtig. Durch kluge Nutzung aller Möglichkeiten und gemeinschaftliche Solidarität sei sowohl in Städten als auch im ländlichen Raum ein selbstständiges Leben bis ins hohe Alter möglich – sogar für Demenzkranke. Ihre Eindrücke brachte die Reisegruppe am 1. Oktober 2018 sogleich in die vom belarussischen Gesundheitsministerium in Minsk organisierte Konferenz zur „Aktiven Langlebigkeit“ ein und unterstützte den Ruf nach einem Nationalen Aktionsprogramm.

Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin des IBB Dortmund, hatte die Besucherinnen und Besucher am 24. September 2018 begrüßt und die Ziele der Studienreise erläutert. Die Inklusion von Seniorinnen und Senioren sei ein wesentlicher Bestandteil jeder Nachhaltigkeitsstrategie. Denn zu den 17 Nachhaltigkeitszielen gehört ein gesundes Leben für Menschen jeden Alters, lebenslanges Lernen und ein Leben in sicheren, nachhaltig gestalteten Siedlungen.

Wie diese abstrakt klingenden Ziele in der Praxis umgesetzt werden können, sollte die Studienreise in Dortmund, Arnsberg, Iserlohn, Mülheim und Düsseldorf verdeutlichen. Sie führte zunächst zu Praxisbeispielen auf kommunaler Ebene und schließlich ins Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Düsseldorf, wo die Strukturen für eine inklusive Seniorenarbeit geschaffen werden.

Unser Foto zeigt die Delegation aus Belarus in Arnsberg vor dem Kulturzentrum Alter Bahnhof. Der stellvertretende Bürgermeister Peter Blume begrüßte die Delegation. Marita Gerwin und Martin Polenz erläuterten das Konzept der Fachstelle Alter.

In Arnsberg besuchte die Delegation aus Belarus das Kulturzentrum Alter Bahnhof. Der stellvertretende Bürgermeister Peter Blume (hintere Reihe, 2.v.l.) begrüßte die Delegation. Marita Gerwin und Martin Polenz von der Fachstelle Alter stellten die Konzeption der Seniorenarbeit vor. Foto: Elmar Kettler – Stadt Arnsberg

Das erste Ziel war Arnsberg. In der Kleinstadt etwa 60 Kilometer südöstlich von Dortmund, besuchte die Delegation zunächst die Kulturschmiede und führte ein Gespräch mit Ulla und Yehuda Almagor vom Teatron Theater sowie Darstellerinnen und Darsteller des aktuellen Theaterprojekts „Treffpunkt Friedhof“. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie gesellschaftlich relevante Fragen einer älter werdenden Gesellschaft mit den Mitteln des Theaters bearbeitet und allen Generationen auf unterhaltsame Weise deutlich gemacht werden können. Am Nachmittag stellten Marita Gerwin und Martin Polenz von der städtischen Fachstelle „Zukunft Alter“ die vielfältigen Initiativen und Ansätze aus Arnsberg vor. Besonders die preisgekrönte Arbeit der Arnsberger Lernwerkstatt Demenz zog interessierte Blicke auf sich.

Unser Foto zeigt die Delegation in großer Runde im Wilhelm -Hansmann-Haus in Dortmund.

Im Wilhelm -Hansmann-Haus in Dortmund informierte sich die Delegation über die Vernetzung vorhandener Angebote für ältere Menschen und die Aufgaben von Koordinierenden. Foto: Mechthild vom Büchel – IBB Dortmund

Die nächste Station der Studienreise war Dortmund. Im Wilhelm-Hansmann-Haus informierten Leiterin Alexa Diekniete und Michael Grenz, Teamleiter Seniorenbüros, insbesondere über die Vernetzungsarbeit und das Servicezentrum Demenz. Die zwölf Dortmunder Seniorenbüros, 2006 gegründet, werden in gemeinsamer Trägerschaft der Stadt mit den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege geführt. Sie bieten den Bürgerinnen und Bürgern kostenfrei und trägerneutral vor Ort passgenau Unterstützungsangebote aus einer Hand für alle Fragen rund ums Älterwerden an. Mit dem Modell der zwölf Seniorenbüros hat die Stadt erfolgreiche Pionierarbeit in der kommunalen Seniorenarbeit in Deutschland geleistet.

Am Nachmittag ging es nach Iserlohn. Dort zeigt die privatwirtschaftlich organisierte Deutsche Gesellschaft für Gerontotechnik GmbH spezielle Hilfsmittel für ältere Menschen. Von der höhenverstellbaren Arbeitsplatte in der Küche über den Treppenlift bis zur Badewanne mit Seiteneinstieg. „Unsere Teilnehmenden waren ganz begeistert, dass hier über innovative Hilfsmittel wertneutral und sachlich beraten wird – auch indem Vor- und Nachteile klar benannt werden“, schilderte Olga Rensch-Wetzel, Referentin des IBB Dortmund, nach der Rückkehr.

Am dritten Tag lernte die Reisegruppe in Mülheim das ganzheitliche Angebot der Theodor-Fliedner -Stiftung kennen. Die dorfähnliche Anlage bietet Wohnungen für insgesamt 600 Menschen mit geistigen Behinderungen, alte Menschen, Pflegebedürftige, Familien und Mitarbeitende. Das gesamte Dorf ist barrierefrei angelegt und bietet unter anderem mit einem Sinnesgarten Anregungen auch für Demenzkranke.

UnserFoto zeigt die Studienreise -Gruppe aus Belarus vor dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Düsseldorf.

Im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Düsseldorf informierte sich die Delegation über den Einfluss der Politik. IBB-Vorsitzender Matthias C. Tümpel (r.) begrüßte und begleitete die Studienreisenden. Foto: Pressestelle des Ministeriums

Am Donnerstag, 27. September 2018, öffneten sich für die Gruppe aus Belarus schließlich die Türen zum Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf. Christian Heerdt, Abteilungsleiter im Ministerium, gab der Besuchergruppe einen Überblick über die Steuerungselemente des Staates angesichts einer Situation, in der schon heute jeder vierte Einwohner Nordrhein-Westfalens älter als 60 Jahre ist.

Der Austausch mit den Besucherinnen und Besucher war auch für die unterschiedlichen Gastgeber interessant. „Die Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft sind durchaus vergleichbar – bei allen Unterschieden zwischen den Ländern“, resümierte Marita Gerwin in Arnsberg. „Im gemeinsamen Austausch haben wir noch einmal bestätigt gesehen, dass es gerade die große Bandbreite an Themen und Maßnahmen ist, die die Entwicklung einer Stadt des langen und guten Lebens ausmacht. Hier braucht es das Erfahrungswissen aller Beteiligten sowohl mit beruflicher als auch privater Erfahrung. Sie sind Experten als Bürgerinnen und Bürger ihrer Stadt“, ergänzte Martin Polenz.

Die Studienreise „Alternde Gesellschaft und Demenz – eine Herausforderung für uns alle“ wurde gefördert durch das Förderprogramm Belarus, das das IBB Dortmund und die IBB „Johannes Rau“ Minsk im Auftrag der deutschen Bundesregierung betreuen.

Die Ergebnisse werden auch auf dem Sozialen Forum ein Thema, das ebenfalls im Rahmen des Förderprogramms Belarus am 1. und 2. November 2018 in der IBB „Johannes Rau“ veranstaltet wird. Sechs Experten aus Deutschland werden am Sozialen Forum in Minsk teilnehmen.

Weitere Informationen über das Förderprogramm Belarus finden Sie hier.