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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Neues IBB-Projekt in Charkiw fördert Inklusion

Neues IBB-Projekt in Charkiw fördert Inklusion

Mit Beginn des neuen Schuljahres erlebt die Ukraine eine grundlegende Reform ihres Bildungssystems: Ab 1. September wird in allen Städten des Landes inklusiver Schulunterricht eingeführt. Mittelfristig sollen die Internate, die ausschließlich für Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen bestimmt sind, ganz abgeschafft werden. Damit kommt das neue Projekt zur Verbesserung der Bildungschancen von jungen Menschen mit Sehbehinderung, welches das IBB Dortmund und die Charkiwer Geschichtswerkstatt Tschernobyl in diesem Jahr mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes umsetzen, genau zum richtigen Zeitpunkt.

Zentrales Projektziel ist der Aufbau eines Medienzentrums für Sehbehinderte beim Rehabilitationszentrum der NRO „Prawo wybora“. Das Zentrum verfügt bereits über eine kleine Druckerei, die seit 2015 als soziales Unternehmen „Sozintel“ registriert ist. Ihre Lehrmaterialien, die aufgrund eines universalen Designs von Menschen mit und ohne Sehbehinderung gemeinsam genutzt werden können, sind ukraineweit einzigartig – und selbstverständlich eine entscheidende Voraussetzung für einen erfolgreichen inklusiven Unterricht.

Im Rahmen des Projekts werden jedoch nicht nur neue Lehrmaterialien entwickelt und gedruckt. Durch mehrere Trainings und Seminare werden zudem junge Menschen, Eltern und Fachkräfte für inklusive Bildungsmaßnahmen qualifiziert. Ebenso sollen umfassende Beratungsangebote und ein Freiwilligen-Begleitdienst aufgebaut werden, der Schüler und Studierende mit Sehbehinderung im Alltag und in der Ausbildung praktische Hilfe anbietet. Schließlich finden kreative öffentliche Aktionen statt, um die Unterstützung von Bürgern und Stadtverwaltung in Charkiw für die Verbesserung der Barrierefreiheit zu gewinnen.

Das Projekt verbessert jedoch nicht nur die Bildungschancen von jungen Menschen mit Sehbehinderung, sondern ermöglicht auch Arbeitsplätze für Behinderte. Denn in der Druckerei des sozialen Unternehmens „Sozintel“ sind inzwischen sechs Personen beschäftigt, von denen drei eine anerkannte Behinderung haben. Damit sich das Unternehmen weiterhin erfolgreich entwickelt, sieht das Projekt auch eine umfassende Unternehmensberatung und die Erarbeitung eines Marketingkonzepts vor.

„Wir hoffen darauf, dass die Piloterfahrungen der NRO „Prawo wybora“ auch anderen Behindertenverbänden Mut machen, soziale Unternehmen aufzubauen,“ betont IBB-Geschäftsführerin Astrid Sahm. „Zugleich wollen wir damit die Sozialbehörden davon überzeugen, dass gezielte professionelle Beratungsangebote eine unverzichtbare Voraussetzung sind, damit soziale Unternehmen zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung auch unter schwierigen Rahmenbedingungen sich erfolgreich auf dem freien Markt behaupten können – und daher auch vom ukrainischen Staat gefördert werden sollten.“

Das neue Projekt knüpft somit unmittelbar an die bisherigen Projektaktivitäten des IBB Dortmund und der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw an. Denn seit 2014 hat das IBB bereits drei Projekte mit Unterstützung von „Aktion Mensch“ und des Auswärtigen Amts zur Förderung der Beschäftigungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung in der Ukraine durchgeführt. Die Gründung des sozialen Unternehmens „Sozintel“, das sich im laufenden Projekt zu einem umfassenden Medienzentrum entwickeln soll, ist ebenfalls ein Ergebnis dieser Projekte.

Unser Foto oben zeigt die Projektpartner in der Geschichtswerkstatt Tschernobyl bei einem Planungsgespräch. Foto: Geschichtswerkstatt Tschernobyl

Weitere Informationen über die Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw finden Sie hier.