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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Neues Logo und neues Buch zum fünften Jahrestag der Geschichtswerkstatt

Neues Logo und neues Buch zum fünften Jahrestag der Geschichtswerkstatt

Aus Kiew und Berlin, München und Dnipro waren die Gäste angereist und schnell wurde es eng in der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw zum Festakt am Montag, 24. April 2017, aus Anlass des fünfjährigen Bestehens.

Logo symbolisiert den Blick in die Zukunft

Diese Grafik zeigt die Entstehung des Logos.

Das neue Logo: Aus der Katastrophe entsteht eine hoffnungsvolle Zukunft.

Vor vollem Haus präsentierten Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin des IBB Dortmund, und Lubov Negatina, Leiterin der Geschichtswerkstatt Tschernobyl, zusammen mit dem Team der Geschichtswerkstatt einige Neuerungen: So ging pünktlich zum Jahrestag die neue Website online, die nun auch ein noch wachsendes, elektronisches Zeitzeugenarchiv enthält.

Außerdem erhielt die Geschichtswerkstatt ein neues, gemeinsam mit Design-Studenten von Professor Oleg Veklenko entwickeltes Logo, das Astrid Sahm erläuterte: Es symbolisiert in einem stilisierten Windrad die Entwicklung von der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl über die schmerzvolle Bewältigung der Folgen hin zur Gestaltung einer grünen, hoffnungsvollen Zukunft. „Das neue Logo symbolisiert auch, dass die Geschichtswerkstatt erwachsen wird als eigenständiges Kompetenzzentrum, das aus der Aufarbeitung der Vergangenheit Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft entwickelt.“

Design-Professor Oleg Veklenko, selbst einer der früheren Tschernobyl-Liquidatoren, präsentierte anschließend sein Buch „Tschernobyl – Skizzen vom Ort des Geschehens.“ Zum 30. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im vorigen Jahr war er im Rahmen der Europäischen Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ selbst als Zeitzeuge in Westeuropa. Mehr als 15 Mal hatte er seine Geschichte erzählt. Immer wieder suchte er nach unterschiedlichen Aspekten. So gab der Besuch in Frankreich und Deutschland den Anstoß, seine Erinnerungen an die Zeit in Tschernobyl noch einmal schriftlich aufzuarbeiten. Oleg Veklenko musste im Anschluss an den Festakt denn auch zahlreiche Exemplare signieren.

Honorarkonsulin Tetyana Gavrysh überbrachte die Grüße von Dr. Wolfgang Mössinger,  Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland für die Ostukraine. Sie verlas sein Grußwort.

Dieses Foto zeigt Anatolij Ligun, Vizepräsident des gesamt-ukrainischen Tschernobyl-Verbands, stehend bei der Ansprache.

Anatolij Ligun.

Zu den mehr als 50 Gästen gehörten neben zahlreichen Tschernobyl-Betroffenen aus Charkiw auch Vertreter aus den regionalen Beratungsstellen in Bohoduchiw und Wiltscha, Vertreter aus mehreren NRO aus Charkiw, der GIZ-Repräsentanz in Charkiw, der griechisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche vom Kiewer Patriarchat sowie der ukrainischen Caritas und von der Organisation Green Cubator aus Kiew.

In den Kreis der Gratulanten reihten sich auch Mitarbeiterinnen der Sozialabteilungen von Stadt und Gebiet Charkiw ein, die für die Betreuung der Tschernobyl-Betroffenen zuständig sind.

Seine Grüße überbrachte auch Anatolij Ligun (Foto links) aus Tschernigow in seiner Funktion als Vizepräsident des gesamtukrainischen Tschernobyl-Verbands.

Unser Foto zeigt eine Gruppe hoch dekorierter früherer Tschernobyl-Liquidatoren mit Anatolij Gubarev.

Viele hoch ausgezeichnete frühere Tschernobyl-Liquidatoren gratulierten zum Jahrestag.

Kooperation für ein weiteres friedliches Leben in der Ostukraine

Anatolij Gubarew vom städtischen Liquidatorenverband „Sojus Tschernobyl“ – Mitträger der Geschichtswerkstatt – betonte in seiner Ansprache, dass dank der Geschichtswerkstatt die Arbeit mit jungen Menschen nicht mehr nur auf den Jahrestag fokussiert ist, sondern systematisch und ganzjährig stattfindet. Insgesamt haben in den vergangenen fünf Jahren etwa 20.000 Schüler, Studierende und Kursanten die Geschichtswerkstatt besucht. Ebenso betonte er, dass die Geschichtswerkstatt seit 2014 zu einem wichtigen Austauschort zwischen den Tschernobyl-Betroffenen geworden ist, die sich auf unterschiedlichen Seiten des kriegerischen Konflikts in der Ostukraine befanden. „Hier in der Geschichtswerkstatt haben wir versucht, das Konfliktpotential zu verringern und an der Konzeption für ein weiteres friedliches Leben zu arbeiten“.

Eine Werkstatt der Zukunft und der Demokratie

Unser Foto zeigt Joachim Sauer bei seiner Ansprache, die den Blick auf die Perspektiven der Geschichtswerkstatt Tschernobyl lenkt.

Joachim Sauer richtete den Blick auf die Weiterentwicklung der Arbeit.

Joachim Sauer, Vertreter des katholischen Osteuropa-Hilfswerks der Katholischen Kirche Deutschlands Renovabis und Vorstandsmitglied des IBB Dortmund, sagte in seinem Grußwort, die Geschichtswerkstatt habe den Tschernobyl-Betroffenen eine Stimme, ein Gesicht und Würde gegeben. Neben der Erinnerung sei es jedoch auch wichtig, Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Die Geschichtswerkstatt verstehe sich daher auch als Plattform für den Austausch von zivilgesellschaftlichen Initiativen. Sie sei eine Werkstatt der Zukunft und der Demokratie. Er drückte seine Hoffnung aus, dass die Tschernobyl-Betroffenen sie entsprechend weiter gestalten. Denn von ihrem Engagement hänge ihre Entwicklung wesentlich ab.

Aus Dnipro waren fünf Gratulanten vom dortigen Tschernobyl-Verband gekommen. Als Geschenk brachten sie ein Plakat mit, auf dem viele der gemeinsamen Projektaktivitäten dokumentiert sind.

Keine Verschnaufpause

Auch nach dem Jahrestag gibt es kaum eine Verschnaufpause für das engagierte Team der Geschichtswerkstatt Tschernobyl: Zum einen wird das elektronische Zeitzeugenarchiv ergänzt, übersetzt und bei vielen Gelegenheiten vorgestellt. Zum anderen wird Prof. Oleg Veklenko das neue Buch bei diversen Treffen vorstellen unter anderem bei Bibliothekaren in Charkiw. Und darüber hinaus sind neue Projekte in Vorbereitung, unter anderem in Kooperation mit der griechisch-katholischen Kirche in Dnipro und Kiew.

Alle Fotos: Valerij Skribitzkij – Geschichtswerkstatt Tschernobyl

Weitere Informationen über die Arbeit der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw finden Sie hier.