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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Projekt DoKuMente thematisiert Traumata bei Geflüchteten

Seelische Gesundheit hat viele Facetten. Dies gilt insbesondere für Geflüchtete, die ganz unterschiedlich auf die Erlebnisse ihrer Flucht reagieren. Mit psychischen Belastungen von neu Zugewanderten beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Durchlaufs im Projekt DoKuMente in einer ihrer letzten Lerneinheiten. Zuvor hatten sie sich intensiv mit den Herkunftsländern, mit Aufenthaltsrecht, mit Fragen zur schulischen und beruflichen Unterstützung und mit interkultureller Kommunikation beschäftigt.

doKuMente_01Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk e. V. bildet seit Herbst 2015 Dortmunder zu interkulturellen Mentoren aus. Sie sollen Neu-Zugewanderte unterstützen und ihre Integration erleichtern. Im September 2016 legen die ersten Dortmunder interkulturellen Mentoren ihre Prüfung ab in diesem Zertifikatskurs. Danach beginnt die Fortbildungsreihe für die zweite Gruppe 2017.

„Ein Trauma ist keine Krankheit“

Psychotherapeutin Anamaria Diaz führte bei der vorletzten For tbildungsveranstaltung  behutsam in das Thema „Umgang mit Traumata“ ein. „Ein Trauma ist keine Krankheit“, betonte die Mitarbeiterin der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum. Vielmehr müsse man sich verdeutlichen: Ein Trauma sei eine normale Reaktion auf unnormale Ereignisse und könne auf ganz verschiedene Weise verarbeitet werden. „Alte Wunden“ können allerdings plötzlich wieder aufbrechen und zum Beispiel zu Traurigkeit oder Schlafstörungen führen. Oder eine harmlose Bootsfahrt zur Freizeitgestaltung kann bei Geflüchteten große Ängste oder Übererregbarkeit hervorrufen. „Schon der Anblick von Wasser und Wellen kann der Auslöser sein, je nachdem, was der Betroffene erlebt hat“, berichtete Hildegard Azimi-Boedecker, Leiterin des Fachbereichs Beruf international und Migration im IBB e. V.

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Referentin Anamaria Diaz beim Vortrag

In die Gegenwart zurückholen

Für akute Situationen empfahl Anamaria Diaz, Betroffene in die Gegenwart zurückzuholen, sie  zur Wahrnehmung der Jetzt-Situation zu bewegen. „Sieh dich um! Du bist jetzt hier und in Sicherheit!“ Die erfahrene Therapeutin gab praktische Tipps, wie auch Laien als „Erste Hilfe“ kritische Situationen durch Zuwendung entspannen können – und wann fachliche Unterstützung unvermeidlich wird. „Sie müssen nicht immer hier aktiv psychologisch helfen, aber Sie sollten die Kontaktdaten von professionellen Diensten und Notfalleinrichtungen kennen“, lautete ihre Empfehlung.

EU2-Zugewanderte aus Südosteuropa nicht aus dem Blick verlieren2016_06_23 Dokumente gruppe

Im letzten Kompaktseminar der Weiterbildung Anfang Juli geht es noch einmal schwerpunktmäßig um Zugewanderte aus Südosteuropa ergänzt durch ein „Special“ zu ethnischen Minderheiten wie Roma. „Das Willkommen-in-Europa-Büro hat aktiv eine Hospitation für die Zielgruppen aus Südosteuropa angeboten, denn sie geraten im Moment etwas aus dem Blickfeld“, berichtet Hildegard Azimi-Boedecker. Die Caritas habe deshalb angeboten, Kontakte herzustellen und die angehenden Mentoren bei ihren ersten Schritten aktiv zu begleiten.

Projekt DoKuMente geht im November in die zweite Runde

Nach der Prüfung im September 2016 bietet die Fortbildungsreihe DoKuMente den interkulturellen Mentorinnen und Mentoren noch Termine zur Supervision und zum Erfahrungsaustausch. Parallel dazu findet schon im November der Auftakt zur Zertifikats-Fortbildung für die zweite Gruppe statt.