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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Siegerteams des Hackathons #hack4history ernten Bewunderung für ihre Ergebnisse beim Digital History Meetup ’21

Siegerteams des Hackathons #hack4history ernten Bewunderung für ihre Ergebnisse beim Digital History Meetup ’21

Beeindruckende multimediale Internet-Portale und Apps präsentierten die fünf Siegerteams beim zweiten internationalen Hackathon #hack4history, organisiert von der IBB „Johannes Rau“ Minsk, der IBB gGmbH Dortmund und weiteren Partnerorganisationen. Bei der Online-Präsentation am Donnerstag, 4. Februar 2021, ernteten alle Sieger große Anerkennung und virtuellen Applaus.

Für mehr Inklusion in der Erinnerungsarbeit setzt sich die memorymApp ein, die das Siegerteam Inklusiv:Denkmal Berlin erarbeitet hat. In Berlin wurden Gedenkorte erfasst, die  Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen nicht zugänglich sind. „Uns ist aufgefallen, dass Websites –  wenn überhaupt – nur in den allgemeinen Angaben barrierefreie Informationen bieten“, sagte Annika Hirsekorn vom Team Inklusiv:Denkmal. Die App vermittelt Informationen in einfacher Sprache und mit kontrastreichen Bildern, um Gedenkorte auch für Menschen mit Einschränkungen zugänglich zu machen. Zudem wurden Erklärvideos in Gebärdensprache aufgenommen. Das Projekt sei als Prototyp angelegt und auf weitere Städte oder Gedenkorte übertragbar.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Den bislang von der geschichtswissenschaftlichen Forschung wenig beachteten Hochzeitsfotos aus der NS-Zeit widmete sich das Projekt des Teams Veha aus Belarus: „Wir wollten mit unserem Projekt das Bewusstsein wecken, dass in jedem privaten Familienalbum ein Stück Geschichte schlummert“, erläuterte Alesja Ptscholka bei ihrer Präsentation. Heute werde der Hochzeitstag als der schönste Tag im Leben gestaltet. Doch in den Kriegsjahren war manch eine Heirat eine Art Rettungsaktion, zum Beispiel um dem Bräutigam die Einberufung zu ersparen. Mit Material aus Museen hatte das Team den Anfang gemacht und später viele Familien motiviert,  ihre Fotoalben zu öffnen und Geschichten aus der Geschichte zu erzählen – die nun in einem wachsenden Archiv präsentiert werden. Der Blick in die Familienalben könne lehren, dass militärische Aktionen keine spielerischen Abenteuer sind und ihre Folgen nicht mehr ungeschehen gemacht werden können.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier. (Unser Foto zeigt den Instagram-Kanal des veha-blog.)


Dem früheren Kriegsgefangenenlager Stalag 352 setzt die App des Teams „Rette Masjukowschtschina“ ein virtuelles Denkmal: Aus Erinnerungen von ehemaligen Lagerinsassen, Dokumenten und Archivfotos hat das Siegerteam einen Multimedia-Guide zusammengesetzt. Die App schildert einen Tag im Leben eines sowjetischen Kriegsgefangenen: „Wir wissen wenig über das Leben dieser Person, aber viel über die Umstände ihres Todes“, sagte Maria Iwanowa bei der Präsentation. Zeichnungen ergänzen die Archivfotos, Sprechblasen die Tondokumente. Die Fragmente sollen bei den Betrachtenden die Neugier wecken auf eine tiefergehende Beschäftigung mit dem früheren Kriegsgefangenenlager und dem geschichtlichen Kontext.

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Auf einer mehrsprachigen Internetplattform erinnert das Siegerteam aus Dnipro an die Schicksale von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in der Region von Dnipropetrowsk in der Ukraine während der NS-Zeit. Etwa 1500 Menschen fielen dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten zum Opfer. Das Team aus Historikern, Studierenden der Geschichtswissenschaften und einer Journalistin sammelte Biografien von Tätern und Opfern, historische Dokumente und aktuelles Bildmaterial. Auf der Website präsentiert das Team nun eine wachsende Sammlung von Bild- und Tondokumenten zu diesem wenig bekannten Erinnerungsort, die zu weiteren Nachforschungen ermutigen soll. In Videos zeigen Schauspielerinnen und Schauspieler wie damals mit den Leuten umgegangen wurde. Das Projekt soll auch auf andere Regionen ausgeweitet werden.

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Die Online-Plattform „DOC-Center – Topografie der Erinnerung“ präsentiert Informationen über Zivilisten aus der Region Gomel in Belarus, die während des Zweiten Weltkriegs unter der deutschen Besatzung gelitten hatten. Gerade die Region Gomel gelte bis heute als ein weißer Fleck in der Erinnerungslandschaft, sagte Wladimir Alexandronez vom Sieger-Team aus Belarus. Zudem werde den Biografien von Zivilisten bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Auf der neuen Plattform werden Dokumente und Berichte jeweils nach Namen und Orten sortiert präsentiert und durch Materialien von Museen und Archiven ergänzt. Zusätzlich gibt es eine spezielle Rubrik für geschichtswissenschaftlich, journalistisch und künstlerisch Interessierte und Lehrkräfte.

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Die Siegerteams hatten vom 14. bis 16. November 2020 am zweiten internationalen Hackathon #hack4history teilgenommen, der erstmals Corona-bedingt in einer Hybridveranstaltung organisiert worden war. 15 Teams aus Deutschland, Polen, Russland, der Ukraine und Belarus hatten Ideen entwickelt für neue Bildungsformate in der Erinnerungsarbeit. Am Ende wählte die Jury fünf Teams zu Siegern, die ihre Ideen mit dem Preisgeld ausarbeiten konnten und die Ergebnisse am 4. Februar öffentlich präsentierten.

Startseite des Portals Digital History Network

Verlinkt werden die Ergebnisse dauerhaft auf der zweisprachigen Website des Digital History Network.

Veranstalter des Hackathons #hack4history waren:

Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund (IBB gGmbH) und die IBB „Johannes Rau“ Minsk in Zusammenarbeit mit der Stiftung zur Entwicklung der Brester Festung, Internationalem Memorial (Russland), KARTA Stiftung (Polen) und NGO Institute of Social Strategies and Initiatives (Ukraine).

Der Hackathon wurde unterstützt durch das Auswärtige Amt.

#civilsocietycooperation