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Sind mehr Frauen in Führungspositionen ein Garant für nachhaltige Entwicklung?

Sind mehr Frauen in Führungspositionen ein Garant für nachhaltige Entwicklung?

Kann eine höhere Quote von Frauen in den Führungspositionen der freien Wirtschaft eine Umkehr in Richtung Nachhaltigkeit einleiten? Dieser Frage widmete sich die internationale Konferenz „Weibliches Unternehmertum als Faktor nachhaltiger Entwicklung“, zu der fast 100 Gäste am Dienstag, 10. Oktober 2017, ins Hotel Minsk kamen. In drei Panels ging es unter anderem um die staatliche Förderung von Frauen in Unternehmen, die weibliche Perspektive im Management und den Zugang zu Finanzressourcen. Arbeitsministerin Irina Kostewitsch, Wirtschaftsminister Wladimir Sinowski und Steuerminister Sergej Naliwaiko gehörten ebenso zum Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie Zachary Taylor, stellvertretender Leiter des UNDP-Büros in Belarus, und die ständige Vertreterin des deutschen Botschafters, Anja Luther.

Marianna Schtschotkina, stellvertretende Vorsitzende des Rates der Republik der Nationalversammlung von Belarus, nationale Koordinatorin für die Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung und Vorsitzende der Belarussischen Frauenunion e.V., plädierte einleitend für gesamtgesellschaftliche Solidarität und Partnerschaft. Die Belarussische Frauenunion habe bereits regionale Plattformen für Existenzgründerinnen geschaffen. Ziel sei es, Frauen in Unternehmen zu fördern und ihre Arbeit sichtbar zu machen. Um die globalen Ziele der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen, sei aber die Förderung von weiblichen Unternehmern allein nicht ausreichend. Vielmehr brauche es die enge Zusammenarbeit aller Akteure in Staat und Zivilgesellschaft.

Dieses Foto zeigt die Privatdozentin Dr. Uta von Winterfeld, Mitarbeiterin des Wuppertal Instituts für Klima und Energie, bei ihrem Vortrag auf der Konferenz "Weibliches Unternehmertum als Faktor für Nachhaltigkeit".

Dr. Uta von Winterfeld, Mitarbeiterin des Wuppertal Instituts für Klima und Energie.

Mehr Frauen in der Wirtschaft bedeuten nicht automatisch größere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit. Für eine nachhaltige Entwicklung seien mehr Frauen in Führungspositionen vielleicht günstig, sagte Privatdozentin Dr. Uta von Winterfeld, Mitarbeiterin des Wuppertal Instituts für Klima und Energie, die als einzige ausländische Expertin wichtige Impulse in die Konferenz einbrachte. Wenn ein Industrieunternehmen der Umwelt schadet, so ihre Botschaft, bringe es freilich auch nichts, wenn es von einer Frau geführt wird. Wenn es aber stimmt, dass Frauen seltener eigene Unternehmen gründen, weil sie sich um ihre Familie und die Zukunft kümmern, weniger gewinnorientiert und weniger risikobereit sind – dann könnte dieser vermeintliche Nachteil genau der Vorteil sein. Für eine nachhaltige Entwicklung sei also nicht so sehr die Zahl von weiblichen Unternehmern ausschlaggebend: „In erster Linie brauchen wir Menschen, die sensibel und auf Stabilität eingestellt sind.“ Eine erst kürzlich vom Wuppertal Institut durchgeführte Umfrage hatte ergeben, dass Männer, die sich mehr Zeit für die Kinderbetreuung geben, auch eher über nachhaltige Ziele nachdenken und sich fragen, welche Auswirkungen ihr Handeln in einem globalen Kontext hat.

Die Expertinnen des Panels 1, Anastassija Bobrowa, Leiterin der Abteilung für menschliche Entwicklung und Demografie des staatlichen Wirtschaftsinstituts, Julija Malkowa, Geschäftsführerin der privaten Bildungseinrichtung ProWomen.by, Dr. Walentina Pinjasik, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsinstituts für Arbeit im Arbeitsministerium und Privatdozentin Uta von Winterfeld, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie.

Die Expertinnen des Panels 1, Anastassija Bobrowa, Leiterin der Abteilung für menschliche Entwicklung und Demografie des staatlichen Wirtschaftsinstituts, Julija Malkowa, Geschäftsführerin der privaten Bildungseinrichtung ProWomen.by, Dr. Walentina Pinjasik, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsinstituts für Arbeit im Arbeitsministerium und Dr. Uta von Winterfeld, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie unterstützt vom Dolmetscher.

In den drei Konferenzpanels wurden zahlreiche Barrieren, welche das unternehmerische Engagement von Frauen in Belarus behindern, benannt. So dominieren gerade im ländlichen Raum weiterhin Rollenstereotype, zudem schreckt das durch die belarussische Politik geförderte schlechte Image von gewinnorientierten Unternehmern insbesondere Frauen ab, sich selbständig zu machen. Nach wie vor wird belarussischen Frauen vor allem die Zuständigkeit für soziale Aufgaben zugesprochen. Als Konsequenz liegt ihr Durchschnittsverdienst um 25 Prozent unter dem Einkommensniveau der Männer.

Gleichzeitig berichteten bei der Konferenz aber auch zahlreiche erfolgreiche Unternehmerinnen, wie es ihnen gelungen ist, ein eigenes Business aufzubauen und sich in Führungspositionen zu etablieren. Die Unterstützung durch starke Netzwerke und eine gendersensible Politik gehören dabei fast überall zu den zentralen Erfolgsvoraussetzungen sind. Im sozialen Unternehmertum bietet sich Frauen zudem die Chance, wirtschaftliches Handeln und soziale Verantwortung unmittelbar miteinander zu verbinden. Es gehörte zu den zentralen Anliegen der Konferenz, entsprechende Erfolgsgeschichten bekannter zu machen und damit mehr Frauen zu unternehmerischem Engagement zu ermutigen.

Die Konferenz „Weibliches Unternehmertum als Faktor nachhaltiger Entwicklung“ wurde vom Institut für Wirtschaft der Akademie der Wissenschaften mit Unterstützung durch das Förderprogramm Belarus und das Projektbüro der UNDP in Belarus durchgeführt. Sie ist eine von insgesamt 13 Veranstaltungen, die sich im Rahmen der vom IBB über das Förderprogramm Belarus initiierten Wochen der nachhaltigen Entwicklung mit dem 5. Globalen Nachhaltigkeitsziel zur Erreichung von Geschlechtergerechtigkeit beschäftigen. Dies spiegelt das gestiegene Interesse in Belarus an Genderfragen wider. Noch in der 2015 verabschiedeten Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie kommt das Thema Gendergerechtigkeit nicht vor. In der Nachfolgestrategie, die ab 2018 erarbeitet werden soll, wird dies ganz sicher anders sein.

In den Sozialen Medien finden Sie Berichte über die Wochen der nachhaltigen Entwicklung unter #sdweeks2017.

Weitere Informationen zum Programm der Wochen der nachhaltigen Entwicklung finden Sie hier.

Weitere Informationen über das Förderprogramm Belarus finden Sie hier.