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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Vom Plan zum Prozessmanagement: Fortbildung von belarussischen Nachhaltigkeitsexperten startete in Dortmund

Vom Plan zum Prozessmanagement: Fortbildung von belarussischen Nachhaltigkeitsexperten startete in Dortmund

Ein kluger Plan allein reicht nicht. Um die langfristigen Ziele einer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zu erreichen, braucht es auch ein effizient vernetztes Prozessmanagement, das Akteure auf lokaler Ebene untereinander und mit regionalen und staatlichen Akteuren vernetzt, Indikatoren analysiert und die langfristigen Ziele im Blick hält. Wie die vielschichtigen Voraussetzungen für reibungslose Abläufe geschaffen werden können, beschäftigte eine Delegation von Experten aus Belarus, die in der Woche vom 26. November bis 1. Dezember 2017 in Deutschland unterwegs war.

Die Studienfahrt war die Auftaktveranstaltung in einem mehrstufigen Fortbildungsprojekt im Rahmen des Förderprogramms Belarus. Zum Kreis der Teilnehmer gehören zwei UNDP-Projektmitarbeiterinnen aus Gomel und Minsk, ein Vertreter von Nowaja Ewrasija (New Eurasia), der Leiter der Filiale des Forschungsinstituts des Wirtschaftsministeriums in Mogiljow und Vertreterinnen von drei Nichtregierungsorganisationen (NRO), nämlich der Internationalen Stiftung für ländliche Entwicklung, Ecopartnership und der Assoziation Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Nach einem intensiven Training mit Moritz Schmidt und Dr. Klaus Reuter von der LAG 21 NRW e. V. vor dem Haus der VHS in Dortmund. Fotos: privat

In Dortmund nahm die Gruppe an einem zweitägigen Training der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V. teil. Geschäftsführer Dr. Klaus Reuter hatte die Gruppe offiziell empfangen. Referent  Moritz Schmidt zeigte auf, wie ein effizienter Prozesskreislauf aufgesetzt werden kann: Um die langfristig angelegte Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen, sei es notwendig, Maßnahmen einzuleiten, ihren Erfolg zu kontrollieren und die strategischen Ziele erneut in den Blick zu nehmen. So werde ein fortlaufender Kreislauf geschaffen von der Strategie, über einzelne Maßnahmen, eine Erfolgskontrolle wiederum zur Verfeinerung der Strategie. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Auswahl und kontinuierlichen Beobachtungen von Indikatoren auf kommunaler Ebene.

Interessante Einblicke in die aktuellen Diskussionen in Deutschland boten sich beim Netzwerkkongress in Göttingen.

Am Mittwoch und Donnerstag nahm die Delegation am 11. Netzwerkkongress in Göttingen teil. Unter dem Motto „Mit neuem Mut: Global denken, lokal handeln“ ging es in Workshops und Strategiediskussionen um die „Kunst der Vernetzung“, kommunales Nachhaltigkeitsmanagement, sozial, faires Handeln vor Ort oder den angestrebten Wandel des Lebensstils. Dort gewann die Delegation auch einen Einblick in die Herausforderungen, die aktuell in Deutschland diskutiert werden. Ein effizienteres „Weiter so“ helfe nicht, hatte Dr. Maja Göpel, Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, in ihrem Eröffnungsvortrag gesagt und gefordert: „Wir brauchen eine grundsätzliche Neuausrichtung“. Zudem hatten Victor Haase vom NRW-Umweltministerium und Dr. Christian Jacobs vom Niedersächsischen Umweltministerium beispielhaft die Nachhaltigkeitsstrategien aus den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vorgestellt und deren Verknüpfung zur Bundesnachhaltigkeitsstrategie erläutert.

Am Ende der ersten Studienfahrt zeigte sich die belarussische Gruppe erstaunt, wie sehr sich die Erfahrungen doch ähneln. Besonders gelte dies für die Frage, wie man „schwer erreichbare  Zielgruppen“ für nachhaltige Entwicklung interessieren und begeistern könne. Dmitrij Karpiewitsch, Koordinator des Förderprogramms Belarus in Minsk, lenkte die Aufmerksamkeit auf Anregungen zu den konzeptionellen Grundlagen der Nachhaltigkeitsstrategie. Diese Gedanken würden bei den nächsten Treffen aufgegriffen und verfeinert.

Die Studienreise markiert den Beginnt einer Qualifizierungsreihe im Rahmen des Förderprogramms Belarus, die Fortbildungseinheiten, Vernetzungstreffen und Praxisbausteine miteinander verknüpft. „Es war spannend zu sehen, wie intensiv die Teilnehmer untereinander diskutiert und die von den deutschen Experten vermittelten Erfahrungen mit ihren eigenen verglichen haben. Dies zeigt, dass es ein realistisches Ziel ist, mit Hilfe des Kurses ein Netzwerk von Nachhaltigkeitsexperten in Belarus aufzubauen und eine enge Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Akteuren und unterschiedlichen Regionen in Belarus anzuregen“, sagt Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin des IBB Dortmund. Bereits im Februar 2018 bei einer zweiten Trainingseinheit in Minsk sollen die belarussischen Experten ihre Arbeitspläne zur Begleitung von konkreten Nachhaltigkeitsinitiativen in Belarus präsentieren. Zum Ende des Fortbildungszyklus werden die Teilnehmer bei einer Abschlusskonferenz in der IBB „Johannes Rau“ Minsk im Januar 2019 die Ergebnisse ihrer Beratungen vor Ort präsentieren, z.B. Fortschrittsberichte über die Umsetzung lokaler Nachhaltigkeitsstrategien oder konkrete Maßnahmenpläne für einzelne Regionen.

Weitere Informationen über das Förderprogramm Belarus finden Sie hier.