Nachrichten

Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ in der Gedenkstätte Theresienstadt eröffnet

Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ in der  Gedenkstätte Theresienstadt eröffnet

An einem weiteren historischen Ort ist die Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ bis zum 30. September 2018 zu sehen: In der Gedenkstätte Theresienstadt erinnert sie insbesondere an die deportierten Juden aus Böhmen und Mähren sowie weiteren mittel- und westeuropäischen Orten, die in den 1940er Jahren aus Theresienstadt nach Minsk deportiert und fast ausnahmslos am Vernichtungsort Malyj Trostenez ermordet worden waren. Die Ausstellung erinnert damit zum ersten Mal in Tschechien an das Schicksal der ab Januar 1942 Deportierten.

Das Foto zeigt Adam Kerpel-Fronius, Referent der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, bei seiner Ansprache vor den Ausstellungsstelen. Er erinnerte an die Entstehung der Ausstellung in einem international besetzten Team von Historikern. Fotos: Tomas Raichl

Adam Kerpel-Fronius (Mitte), wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, erinnerte an die Entstehung der Ausstellung in einem international besetzten Team von Historikern. Fotos: Památník Terezín/Tomáš Raichl

„Für uns war es ungeheuer wichtig, die Perspektive und die Geschichten der Opfer zu zeigen“, betonte Adam Kerpel-Fronius, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas bei der Eröffnungsansprache an die Entstehung der Ausstellung. Deshalb hätten sich die internationalen Historikerinnen und Historiker, die die Ausstellung gemeinsam entwickelt haben, auch dazu entschlossen, die Geschichte des Vernichtungsortes Malyj Trostenez in beispielhaft ausgewählten Biografien zu verdeutlichen und dabei auch jedes Land zu berücksichtigen, aus dem die Opfer stammten. „So zeigen wir zum Beispiel die Geschichte eines politischen Häftlings aus Belarus, der in der Scheune schwer verletzt überlebte, die Geschichte einer jüdischen Schriftstellerin aus Wien, die in der Blagowschtschina erschossen wurde, und auch die Geschichte von Hanuš Münz aus Prag, der im Arbeitslager zur Zwangsarbeit eingeteilt wurde, später zu den Partisanen floh, dann nach Prag zurückkehrte und 100 Jahre alte wurde. Wir sind überzeugt: Gerade durch solche Einzelschicksale gewinnt die Präsentation von Geschichte an Tiefe.“

In der Kleinen Festung Theresienstadt etwa 60 Kilometer nordöstlich von Prag hatten die deutschen Besatzer 1941 ein Ghetto und Konzentrationslager eingerichtet, das sie der Weltöffentlichkeit seinerzeit als so genannte jüdische Mustersiedlung präsentiert hatten. Tatsächlich war Theresienstadt jedoch ein Ghetto, in dem insgesamt 140.000 Männer, Frauen und Kinder gefangen gehalten und später überwiegend in die Vernichtungslager im Osten transportiert wurden. Die Hälfte der Gefangenen kam aus dem damaligen Protektorat Böhmen und Mähren, die andere Hälfte aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Dänemark, der Slowakei und Ungarn.

An der Entstehung der Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ hatten deshalb auch Historiker aus Tschechien intensiv mitgewirkt. Adam Kerpel-Fronius richtete seinen besonderen Dank an Tomáš Fedorovič von der Gedenkstätte Theresienstadt und Jana Šplíchalová vom Jüdischen Museum in Prag. Zu seinen Zuhörerinnen und Zuhörern bei der Eröffnungsansprache gehörten u.a. auch Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin des IBB Dortmund, der Direktor der Gedenkstätte Theresienstadt, der israelische Botschafter in Tschechien Daniel Meron und der Leiter des Kulturreferats der Deutschen Botschaft in Tschechien Markus Klinger. Moderiert wurde die Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung durch den Direktor der Gedenkstätte Dr. Jan Roubínek.

Die deutsch-belarussische Wanderausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Gedenkstätte Theresienstadt im Hof IV zu besichtigen.

Die Ausstellung wird gefördert durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und das Auswärtige Amt.

Träger der Ausstellung sind:

Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk gGmbH (IBB Dortmund),
die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ Minsk (IBB Minsk) und
die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Veranstalter der Ausstellung in Tschechien sind:

Der Katalog zur Ausstellung kann bei uns bestellt werden (Schutzgebühr 10 Euro)

Weitere Informationen über die Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ sowie die Initiative für eine würdige Gedenkstätte finden Sie hier.