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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ in Gomel eröffnet

Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ in Gomel eröffnet

In der Ausstellungshalle der Staatlichen Franzysk-Skaryna- Universität von Gomel – 300 Kilometer südöstlich von Minsk – eröffneten Peter Dettmer, deutscher Botschafter in Belarus (Foto oben), und Dr. Viktor Balakirew, belarussischer Direktor der IBB „Johannes Rau“ Minsk am Mittwoch, 3. April 2019, die Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“. Zur Eröffnung begrüßten sie rund 80 Historiker, Studierende, Zeitzeugen, Lehrkräfte und Schüler sowie den stellvertretenden Vorsitzenden des Exekutivkomitees der Stadt Gomel, Vitalij Atamantschuk.

„Leider wissen die Menschen in unserem Land aus erster Hand von den Schrecken des Krieges“,

sagte er. Die Erinnerung an die Ereignisse in Trostenez, im Durchgangslager (Dulag) 121 in der Region Gomel und im Todeslager Osaritschi lasse auch nachfolgenden Generationen das Blut in den Adern gefrieren.

Erst seit wenigen Wochen gehören die Module über das Todeslager Osaritschi zur Wanderausstellung "Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung". Dieses Foto zeigt eine der Tafeln und zwei Besucherinnen.

Erst seit wenigen Wochen gehören die Module über das Todeslager Osaritschi zur Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“.

In der Region Gomel hatten die deutschen Besatzer mehrere Ghettos und – auf halben Wege zwischen Minsk und der 500.000-Einwohner-Stadt Gomel – das Todeslager Osaritschi eingerichtet, in dem mindestens 9.000 Zivilisten qualvoll starben. Sowjetische Militär- und Zivilbehörden hatten zwar vor dem deutschen Einmarsch im August 1941 etwa vier Fünftel der ursprünglich 50.000 Einwohner jüdischen Glaubens in Richtung Osten evakuiert. Doch von den verbliebenen 10.000 jüdischen Mitbürgern wurden mindestens 7.000 in mehreren Einsätzen durch deutsche Besatzer ermordet. Seit 1991 erinnert ein Denkmal an die ermordeten jüdischen Einwohner der Stadt.

Botschafter Peter Dettmar hatte auf seinem Weg zur Ausstellungseröffnung den Gedenkkomplex „Allee der Helden“ besucht und Blumen niedergelegt:

„Die gemeinsame Erinnerung hat uns in vielerlei Hinsicht zusammengebracht“,

sagte er bei der Ausstellungseröffnung und zeigte sich dankbar für die Zeichen der Versöhnung, die die belarussische Bevölkerung trotz des durch Deutsche erlittenen Leides setzt. Die Ausstellung, gemeinsam erarbeitet von belarussischen, deutschen, österreichischen und tschechischen Historikern, sei auch ein Zeichen, dass die Taten nicht vergessen seien. Trostenez, das Ghetto von Minsk, das Todeslager Osaritschi und das Mahnmal Chatyn seien bis heute nicht verheilte Narben dieser Zeit.

Die Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ ist das Ergebnis eines zweijährigen internationalen Pilotprojekts. Sie erzählt mit Fotos und historischen Dokumenten die Lebensgeschichten von Fjodor Schuwajew (Rotarmist), Hanuš Münz (Jude aus Prag), Zyra Goldina (Jüdin aus Minsk), Lili Grün (Jüdin aus Wien), Erich Klibansky (Jude aus Köln), Jewgenij Klumow (Zivilist aus Minsk) und Nikolaj Walachanowitsch (Mitglied des Widerstandes aus Minsk). Zwischen 50.000 und 206.500 Menschen wurden in Trostenez ermordet. Die Biografien beleuchten beispielhaft die Folgen von Krieg und Holocaust in Belarus und thematisieren auch die Erinnerungskultur in Deutschland und Belarus. Seit neuestem ist sie zudem um Ausstellungsmodule zum Todeslager Osaritschi ergänzt.

Dr. Alexander Dalhouski, stellvertretender Leiter der Geschichtswerkstatt "Leonid Lewin" Minsk, erläutert das Konzept der Ausstellung, die in internationaler Kooperation entstanden ist. Unser Foto zeigt ihn vor Ausstellungsmodulen der Wanderausstellung "Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung".

Dr. Alexander Dalhouski, stellvertretender Leiter der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk, erläutert das Konzept der Ausstellung, die in internationaler Kooperation entstanden ist.

Nach den Eröffnungsansprachen, musikalisch umrahmt von einer Violinistin und einer Pianistin, führte Dr. Alexander Dalhouski, stellvertretender Leiter der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk, kenntnisreich durch die Ausstellung.

Die Inhalte der Ausstellung werden auch interaktiv erkundet. Dieses Foto zeigt Jugendliche an einem interaktiven Modul der Ausstellung.

Die Inhalte der Ausstellung werden auch interaktiv erkundet.

Die Träger der Ausstellung sind das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk gGmbH (IBB Dortmund), die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „ Johannes Rau“ Minsk (IBB Minsk) und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Die Ausstellung in Belarus wird gefördert durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland.

Die Ausstellung ist bis zum 29. April 2019 montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr in der Ausstellungshalle der Universität geöffnet.

Fotos: IBB „Johannes Rau“ Minsk

Weitere Informationen über die Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ finden Sie hier.