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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ in Wuppertal eröffnet

Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ in Wuppertal eröffnet

In der Lichthalle des historischen Rathauses in Wuppertal- Barmen am Johannes-Rau-Platz 1 eröffnete Maria Schürmann, Bürgermeisterin der Stadt Wuppertal, am Mittwoch, 11. April 2018, die Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“.

Dieses Foto zeigt Maria Schürmann, Bürgermeisterin der Stadt Wuppertal, bei ihrer Ansprache im historischen Rathaus Wuppertal-Barmen.

Bürgermeisterin Maria Schürmann.

„Erinnerung ist eine schwere Arbeit“, zitierte Bürgermeisterin Maria Schürmann einen ZEIT-Artikel und ermutigte alle Interessierten, der Ausstellung „zuzuhören“. „Trostenez war mir vor der Beschäftigung mit dieser Ausstellung auch kein Begriff“, gestand die Bürgermeisterin. Gerade die Geschichte des Vernichtungsortes Malyj Trostenez zeige, dass es immer noch Aspekte des Holocaust gibt, über die viel zu wenig bekannt ist.

Mindestens 60.000 Menschen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion, Tschechien, Österreich und Deutschland wurden wenige Kilometer südöstlich von Minsk ermordet und verscharrt, später exhumiert und verbrannt. Die deutsch-belarussische Ausstellung erzählt zum ersten Mal zeitgleich in Deutschland und Belarus die Geschichte dieses Vernichtungsortes anhand von sieben beispielhaften Schicksalen. Unter den tausenden Opfern, die in den 1940er Jahren von den deutschen Besatzern in 34 Massengräbern in Belarus verscharrt wurden, werden auch die mehr als 260 jüdischen Mitbürger aus Wuppertal und der näheren Umgebung vermutet. Sie waren am 10. November 1941 nach Minsk deportiert und direkt nach ihrer Ankunft ermordet worden.

Das Foto zeigt die Studenten Hannah Dasrin und Tobias Korte, die die Ausstellung "Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung "um exemplarische Opfer- und Täterbiografien aus Wuppertal ergänzt haben.

Hannah Dasrin und Tobias Korte haben die Ausstellung um exemplarische Opfer- und Täterbiografien aus Wuppertal ergänzt.

Hannah Dasrin und Tobias Korte, Studierende der Bergischen Universität Wuppertal, haben die Ausstellung mit Unterstützung des Historikers Professor Dr. Manfred Brusten um exemplarische Opfer- und Täterbiografien aus Wuppertal ergänzt. Eine Tafel erinnert nun an August Jacob und seine Familie, vor deren letzter Wohnung in Wuppertal vor der Deportation nach Minsk heute Stolpersteine zur Erinnerung liegen. Eine zweite Tafel ist dem Polizeihauptmann Wilhelm Meurin gewidmet, der den mehr als 90 Stunden dauernden Transport im Zug von Düsseldorf nach Minsk begleitet hatte. Sein damals geheimer Bericht, der erst 2013 veröffentlicht wurde, offenbart die menschenverachtende Haltung des NS-Regimes gegenüber jüdischen Mitbürgern. „Bei unserer Arbeit wurden wir teilweise überrascht“, berichteten die Studenten bei der Ausstellungseröffnung. Denn während einige Spuren der Opfer recht leicht zugänglich waren – wie zum Beispiel die Stolpersteine -, waren einige  historische Dokumente erst nach vergleichsweise hartnäckiger Suche zugänglich: Als Beispiel nannten sie das „Verzeichnis der jüdischen Ablieferer“, den das Forscher-Team schließlich im Stadtarchiv fand. Dort ist festgehalten, dass auch die Familie Jacob ihr Geldvermögen in Höhe von 132,72 Reichsmark abliefern musste, bevor die Eltern und die 17-jährigen Zwillinge die Reise in den Tod antraten.

Interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten den Vortrag von Dr. Astrid Sahm über die Hintergründe und Ziele der deutsch-belarussischen Wanderausstellung.

Dr. Bettina Hofmann warb im Namen des Vereins Spurensuche NS-Geschichte in Wuppertal e.V. für das umfangreiche Begleitprogramm, das der Verein zur Vertiefung der geschichtlichen Hintergründe anbietet.

Dieses Fpto zeigt IBB-Geschäftsführerin Dr. Astrid Sahm am Rednerpult bei ihrer Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung "Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung".

Dr. Astrid Sahm.

Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin des IBB Dortmund, richtete ihren Dank besonders an die Stadt Wuppertal, die die Ausstellung an diesem prominenten Ort am Johannes-Rau-Platz 1 ermöglicht hatte. Sie berichtete den rund 50 Zuhörenden über die besondere Verbindung des IBB zum früheren Bundespräsidenten aus Wuppertal, der sich zeitlebens für Verständigung und Versöhnung eingesetzt hatte und dessen Namen die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte Minsk seit 2006 tragen darf. Dass die Ausstellung heute in dieser Form zeitgleich in Deutschland und Belarus gezeigt werden kann, sei das Ergebnis eines langen Prozesses der Verständigung aller beteiligten Akteure. Sie schilderte außerdem die Vorgeschichte der IBB-Initiative für eine würdige Gedenkstätte Trostenez, von der am 29. Juni 2018 ein weiterer Teil der Öffentlichkeit übergeben werden kann. Die Ausstellung sei auch als Beitrag dazu konzipiert worden, dass die Gedenkstätte zu einem lebendigen Lernort werde und damit zur Weiterentwicklung der europäischen Erinnerungskultur beitrage.

Während die Künstlerin Roswitha Dasch der Ausstellungseröffnung mit mehreren melancholischen Liedern einen stimmungsvollen Rahmen verlieh, klangen die nachdenklichen Worte der Bürgermeisterin nach, die in Vertretung von Oberbürgermeister Andreas Mucke gesprochen hatte. Es gelte Lehren aus der Geschichte zu ziehen für eine gemeinsame Zukunft. „Wir müssen dafür sorgen, dass junge Menschen die Chance haben zu verstehen, was damals geschehen ist. Wir müssen für die Begegnung von jungen Menschen sorgen, damit sie andere Menschen kennenlernen und respektieren. Erinnerung“, sagte sie, „ist eine schwere Arbeit – aber sie lohnt sich.“

Die Ausstellung ist bis zum 27. April 2018 in der Lichthalle des Rathauses Wuppertal-Barmen, Johannes-Rau-Platz 1, täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr.

Das Begleitprogramm finden Sie hier.

Die Ausstellung wird gefördert durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und das Auswärtige Amt.

Träger der Ausstellung sind:

Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk gGmbH (IBB Dortmund),
die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ Minsk (IBB Minsk) und
die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Veranstalter der Ausstellung in Wuppertal sind:

  • der Verein Spurensuche NS-Geschichte in Wuppertal e.V.
  • die Stadt Wuppertal
  • der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und
  • das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund

Der Katalog zur Ausstellung kann bei uns bestellt werden (Schutzgebühr 10 Euro)

Weitere Informationen über die Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ sowie die Initiative für eine würdige Gedenkstätte finden Sie hier.