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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Wanderausstellung zum Jahrestag der Befreiung feierlich eröffnet in Basel

Wanderausstellung zum Jahrestag der Befreiung feierlich eröffnet in Basel

Zum Jahrestag der Befreiung von der NS-Herrschaft am 8./9. Mai ist die deutsch-belarussische Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ in Basel eröffnet worden.

Im Kollegienhaus der Universität Basel ist sie seit Montag, 7. Mai 2018, zum ersten Mal in der Schweiz zu sehen. „Doch was kann uns diese Erinnerung und Aufarbeitung in der Schweiz angehen, einem Land dessen jüdische Bürger vor der Deportation „nach dem Osten“ verschont geblieben sind?“, fragte der Publizist Gabriel Heim, der selbst erst durch die Suche nach Spuren seiner Großmutter Marie Winter auf den Vernichtungsort Trostenez aufmerksam geworden war. Er beantwortete die Frage gleich selbst und erinnerte daran, dass viele Schutzsuchende – wie auch seine Großmutter – während der NS-Zeit wegen angeblich befürchteter „Überfremdung“ an den Grenzen abgewiesen worden waren. Und selbst, wer es in die scheinbar sichere Schweiz geschafft hatte, konnte bei kleinsten Fehltritten noch „ausgeschafft“ werden – direkt in die Fänge der deutschen Gestapo, erinnerte Heim und erwähnte beispielhaft das Schicksal des Juden Kurt Preuss, der im KZ Groß-Rosen ermordet worden war.

Ein Blick auf die Ausstellung im Kollegienhaus der Universität Basel.

Ein Blick auf die Ausstellung im Kollegienhaus der Universität Basel.

Im Beisein des belarussischen Botschaftsrats Pavel Matsukevich, Geschäftsträger a.i., und des dritten Botschaftssekretärs, Konsul Vladislav Sakhashchik, hatte Professor Dr. Erik Petry, stellvertretender Leiter des Zentrums für Jüdische Studien an der Universität Basel, mehr als 50 Gäste in den Räumen der Universität begrüßt. Die Wanderausstellung über den größten nationalsozialistischen Vernichtungsort auf sowjetischem Boden – dessen Name in Westeuropa kaum bekannt ist – zeige, dass es bis heute immer noch „weiße Flecken“ in der Geschichte gebe und noch immer nicht alles über den Holocaust bekannt sei.

Galina Lewina, Tochter des 2014 verstorbenen Künstlers und Architekten Leonid Lewin, schilderte eindrücklich die langjährigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den jüdischen Gemeinden in Belarus und der Aktionsgemeinschaft für die Juden in Weißrussland (AJS) in Basel. Es sei daher kein Zufall, dass die Ausstellung nun auch in der Schweiz zu sehen ist. Denn die Erinnerung an den Holocaust sei bei allen Kontakten ein zentrales Thema gewesen. Zudem erläuterte sie die Konzeption des von ihrem Vater entworfenen neuen Gedenkortes, der den letzen Weg der Deportierten im Wald von Blagowschtschina nachzeichnet.

Monique Sauter, Vertreterin der AJS, die sich für die Ausstellung in Basel stark gemacht hatte, erinnerte in ihrem Beitrag an ihre unvergesslichen Begegnungen mit Leonid Lewin. Leonid Lewin war es auch, der ihr noch lange, bevor das Projekt für das Mahnmal „Der Weg des Todes“ im Wald von Blagowschtschina entstand, das Waldstück auf den mindestens 34 Massengräbern gezeigt und mit ihr von der Notwendigkeit des Erinnerns an diesem Ort gesprochen hat. „Jeder war ein einzelner Mensch, mit einem ihm einzigen Leben, einem ihm einzigen Schicksal“, habe er gesagt. „Das ist es vielleicht das, was man im Bewusstsein haben sollte, wenn man durch die Ausstellung geht: jeder war ein einzelner, einziger Mensch, mit einem ihm eigenen Schicksal – jeder hatte seine eigene Geschichte.“

Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin  des IBB Dortmund, dankte für das große Interesse an der Ausstellung in Basel. Sie berichtete über die Entstehungsgeschichte der deutsch-belarussischen Ausstellung, die zeitgleich in Westeuropa und Belarus gezeigt wird. „Trostenez ist ein europäischer Erinnerungsort.  Daher sind wir ebenfalls sehr froh, dass die Ausstellung nun in der Schweiz Station macht. Denn damit kommen wir unserem Ziel, grenzüberschreitend zu einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur beizutragen, ein weiteres Stück näher.“

Die Ausstellung ist bis zum 25. Mai in Basel zu sehen.

Dieses Gruppenbild zeigt das Team, das die Ausstellung nach Basel geholt und eröffnet hat (v.l.): Monique Sauter, Gabriel Heim, Galina Levina, Yvonne Bollag, Botschaftsrat Pavel Matsukevich, Dr. Astrid Sahm, Prof. Dr. Erik Petry und Johannes Junge-Wentrup. Alle Fotos: Anais Steiner " width="1024" height="587" /></a> Sie haben die Ausstellung nach Basel geholt und eröffnet (v.l.): Monique Sauter, Gabriel Heim, Galina Levina, Yvonne Bollag, Botschaftsrat Pavel Matsukevich, Dr. Astrid Sahm, Prof. Dr. Erik Petry und Johannes Junge-Wentrup. Alle Fotos: Anais Steiner

Sie haben die Ausstellung nach Basel geholt und eröffnet (v.l.): Monique Sauter, Gabriel Heim, Galina Levina, Yvonne Bollag, Botschaftsrat Pavel Matsukevich, Dr. Astrid Sahm, Prof. Dr. Erik Petry und Johannes Junge-Wentrup. Alle Fotos: Anais Steiner

Die Ausstellung wird gefördert durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und das Auswärtige Amt.

Träger der Ausstellung sind:

Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk gGmbH (IBB Dortmund),
die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ Minsk (IBB Minsk) und
die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Veranstalter der Ausstellung in Basel sind:

Der Katalog zur Ausstellung kann bei uns bestellt werden (Schutzgebühr 10 Euro)

Die in der Schweiz erscheinende Zeitung Tachles berichtet am 18. Mai 2018 über die „Premiere in der Schweiz“.

Weitere Informationen über die Ausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ sowie die Initiative für eine würdige Gedenkstätte finden Sie hier.