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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Zeitzeugen erinnerten in mehr als 70 Städten an die bleibenden Folgen der Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima

24 Zeitzeugen der Reaktorkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima – unter ihnen sieben Jugendliche – waren gefragte Berichterstatter bei den sechsten Europäischen Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ vom 23. bis 30. April 2017. In Deutschland, Großbritannien, Österreich, Polen, Tschechien, Belarus und der Ukraine hatten Trägerkreise Veranstaltungen organisiert und mehrere tausend Interessierte erreicht. Die Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw feierte ihren fünften Jahrestag.

Mit Filmabenden, Ausstellungen und öffentlichen Workshops hatten die Trägerkreise öffentliche Aufmerksamkeit geweckt für die noch mehrere Jahrhunderte andauernde Strahlenbelastung infolge der Reaktorkatastrophen. Ziel der Veranstaltung: „Wir möchten einen Impuls geben für ein Lernen aus der Geschichte für eine gemeinsame Zukunft in Europa“, sagt Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des IBB Dortmund, das die Zeitzeugen vermittelt hat. Die Erinnerung an die weitreichenden Folgen der Reaktorkatastrophen ist deshalb jeweils eng verknüpft mit einem Blick auf die zukünftige Energieversorgung.

Global 2000 hat eines der Zeitzeugengespräche in Österreich mit der Liquidatorin Nataija Tereshchenk0 und  „Tschernobyl-Kind“ Lydia Baidalinova in einem Videofilm festgehalten.

Partner in Polen hatten zu einer Konferenz für Zukunftsenergie nach Gdansk eingeladen. Global 2000 in Österreich hatte mit zwei Workshops zur Atomenergie breite Bevölkerungskreise erreicht. Partner in Tschechien und Deutschland hatten junge Tschernobyl-Betroffene eingeladen und in Jugendzentren auf die bis heute andauernden gesundheitlichen Belastungen vieler Kinder und Jugendlicher aufmerksam gemacht.

Ein besonderer Höhepunkt war der Besuch des britischen Parlaments in London mit dem Zeitzeugen Igor Pismenskij aus der Ukraine, der 1986 als Hubschrauberpilot am explodierten Reaktor von Tschernobyl im Einsatz war. In Großbritannien, Deutschland und Polen hatten Bürgermeister die Zeitzeugen empfangen. In Belarus, wo infolge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl mehrere 100 Dörfer bis heute unbewohnbar sind, erinnerten Schulkinder in der Hauptstadt Minsk und umliegenden kleinen Städten mit Kerzenaktionen an die Opfer und Betroffenen.

Die Geschichtswerkstatt Tschernobyl in der Ukraine hatte zwei Tage vor dem 31. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl mit früheren Liquidatoren ihren fünften Jahrestag gewürdigt. Design-Professor Oleg Veklenko, 1986 als Liquidator am Reaktor von Tschernobyl im Einsatz, veröffentlichte ein neues Buch mit Erinnerungen an den Ort des Geschehens. Die Geschichtswerkstatt Tschernobyl stellte ihr neues elektronisches Zeitzeugenarchiv vor. Zeitzeugen hatten zudem persönlich in Schulen über das Unglück berichtet. Am Vorabend des 26. April erinnerten Betroffene in 15 Städten in der Ukraine mit Kerzenaktionen an den 31. Jahrestag der Katastrophe.

Zum Ausklang der Europäischen Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ hatte der Trägerkreis Braunschweig am Donnerstag, 17. Mai 2017, zum zweiten Mal eine Sonderbriefmarke und einen Sonderstempel zu den Jahrestagen der Reaktorkatastrophen in Wolfenbüttel angeboten. In der Region Braunschweig liegen die umstrittenen Atommüll-Lager Asse II und Schacht St. Konrad.

 

 Über die Europäischen Aktionswochen

„Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“

Die Europäischen Aktionswochen „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ sind ein Projekt des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks in Dortmund (IBB Dortmund) und zahlreicher Partner aus der Tschernobyl- und Umweltbewegung in Europa und der Türkei. Im Mittelpunkt stehen Gespräche mit Zeitzeugen aus der Ukraine, Belarus und Japan. Rund um die Jahrestage der Reaktorkatastrophe von Fukushima (11. März 2011) und von Tschernobyl (26. April 1986) planen die Partner Zeitzeugengespräche, Informationsveranstaltungen und Kerzenaktionen zur Erinnerung an alle Menschen, die von der Verstrahlung betroffen sind.

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