Geschichtswerkstatt Tschernobyl

Knotenpunkt in einem starken Netzwerk

Geschichtswerkstatt Tschernobyl

Gegen das Verdrängen und Vergessen von Tschernobyl

Mit der Eröffnung der weltweit ersten Geschichtswerkstatt Tschernobyl startete das IBB 2012 ein Projekt gegen das Vergessen und Verdrängen der Katastrophe. In Charkiw leben noch heute über 25.000 Tschernobyl-Betroffene, darunter 12.000 der insgesamt über 850.000 Liquidatoren, die in den Jahren 1986 bis 1989 am zerstörten Reaktor gearbeitet haben. Die Geschichtswerkstatt ist ein Lern- und Erinnerungsort, ein Treffpunkt für die Liquidatoren und ein Kompetenzentrum der Europäischen Aktionswochen «Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima».

Freiwillige unterstützen die Liquidatoren und andere Katastrophenopfer, ihre Ansprüche gegenüber den Behörden durchzusetzen. Außerdem sollen Quellen und Dokumente zu Tschernobyl gesichert und die Biografien der Zeitzeugen aufgezeichnet werden.

Beratung und praktische Hilfe

Die Geschichtswerkstatt Tschernobyl will die Lebenssituation der Betroffenen in der Region Charkiw unmittelbar verbessern. In täglichen Sprechstunden und  weiterführenden Trainings sollen insbesondere die Möglichkeiten zur Selbsthilfe gefördert werden. Die juristische Beratung unterstützt die Liquidatoren im Umgang mit den Behörden. Viele Betroffene erhalten noch immer nicht die ihnen rechtlich zustehenden sozialen und medizinischen Leistungen. Studentische Freiwillige und erfahrene Liquidatoren helfen bei der Formulierung der entsprechenden Anträge. In einigen Fällen können die Ansprüche nur über den Gerichtsweg durchgesetzt werden, der bisweilen an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte führt. Begleitet werden die Liquidatoren auf diesem Weg von erfahrenen Juristen und ehrenamtlich arbeitenden Lugansker Menschenrechtsgruppen.

Starkes Netzwerk

Um der gesellschaftlichen Isolation vieler Liquidatoren entgegenzuwirken, entwickelt die Geschichtswerkstatt Kooperationen auf mehreren Ebenen: In Charkiw besteht ein reger Austausch mit Verbänden anderer sozial benachteiligter Gruppen. Da viele Liquidatoren durch Behinderungen eingeschränkt sind, versucht die Geschichtswerkstatt in Zusammenarbeit mit Behindertenverbänden die Beschäftigungsmöglichkeiten der Betroffenen zu verbessern. Ebenso werden Kooperationsbeziehungen zu NGOs aus dem Umweltbereich und der Jugendarbeit aufgebaut.

Auf nationaler Ebene organisiert die Geschichtswerkstatt gemeinsam mit zahlreichen Liquidatoren-Verbänden Kampagnen für die Rechte von Tschernobyl-Betroffenen. So übergaben die Verbände 2013 dem ukrainischen Parlament mehrere Gesetzesänderungsvorschläge, um die soziale Absicherung der Witwen verstorbener Liquidatoren zu verbessern. Die Geschichtswerkstatt ist landesweit mit den Liquidatoren-Verbänden vernetzt, wodurch ihr zudem die Rolle eines Kompetenzzentrums für die Europäischen Aktionswochen zukommt.

Kerzenaktion zum Jahrestag Tschernobyl in Charkiw

Kerzenaktionen erinnern an Reaktorkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima

Am 26. April 1986 kam es im Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine zum bis dahin schwersten Reaktorunglück in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomkraft. Am 11. März 2011 ereignete sich ein weiterer schwerer Reaktorunfall infolge eines Erdbebens und eines Tsunamis in Fukushima. Zu den Jahrestagen der Fukushima-Katastrophe und der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl zünden  zivilgesellschaftliche Organisationen in vielen Ländern der Welt Kerzen an zur mahnenden Erinnerung. Die Kerzenaktionen sind das verbindende Element der Europäischen Aktionswochen «Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima». Sie geben mit vielen Veranstaltungen zum Themenkomplex Atomenergie und Energiewende Denkanstöße zu Energieeffizienz und nachhaltigem Lebensstil. Mehr über die Europäischen Aktionswochen «Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima» erfahren Sie hier.

Praktische Hilfe für die Betroffenen

Seminare

Praktische Alltagshilfe gilt insbesondere den Familien verstorbener oder schwer erkrankter Liquidatoren. Zu den Angeboten gehören Seminare zur häuslichen Pflege sowie psychologische Schulungen, die in Kooperation mit dem Arbeiter-Samariterbund Charkiw und anderen Partnern angeboten werden.

Zeitzeugen

Die Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw sammelt und dokumentiert Zeitzeugenberichte von Liquidatoren aus der Ukraine und Belarus. Die Geschichtswerkstatt ist nicht zuletzt durch diese Arbeit eine wichtige Anlaufstelle für das 2010 gegründete Internationale Tschernobyl-Netzwerk (ICN) geworden.

Zum Zeitzeugenarchiv geht es hier.

Freiwillige

Ohne das Engagement von Freiwilligen wäre die vielfältige Arbeit der Geschichtswerkstatt nicht durchführbar. Jura-Studenten helfen Liquidatoren beim Ausfüllen von Dokumenten und begleiten sie zu Behörden. Andere sind beim Aufbau eines elektronischen Archivs tätig. Eine weitere Gruppe besucht erkrankte Liquidatoren zu Hause. Viele Freiwillige sind selbst ehemalige Liquidatoren, deren Gesundheitszustand stabil ist und die den Wunsch haben, Menschen mit einem ähnlichen Schicksal zu helfen.

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