Die IBB „Johannes Rau“ in Minsk

Die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte begeht ihren 30. Jahrestag

Die IBB „Johannes Rau“ in Minsk

„Die IBB „Johannes Rau“ Minsk hat sich in den zwanzig Jahren ihres Bestehens zu einem wunderbaren und in seiner Art einzigartigen Ort in Belarus entwickelt: Die IBB Minsk ist heute ein Ort der Versöhnung, an dem die schrecklichen Wunden der jüngsten Vergangenheit heilen können. Sie ist zu einem Haus der Begegnung geworden, in das Menschen gerne kommen und wiederkommen, ein Haus, in dem aus Fremden Freunde werden.“

Matthias C. Tümpel
bis 2020 Vorsitzender des IBB Dortmund zum 20. Jahrestag der IBB „Johannes Rau“ im Jahr 2014

Ein Ort des Dialogs

Viele Gäste und Partner aus dem In- und Ausland haben die IBB im Laufe der Jahre als einen Ort schätzen gelernt, an dem man sich bilden, begegnen und zu zahlreichen Themen austauschen kann.

Auch als Wirtschaftsunternehmen konnte sich die IBB Minsk immer mehr etablieren. Zahlreiche Organisationen und Institutionen, wie die Repräsentanz der deutschen Wirtschaft, der Verband deutscher Kriegsgräberfürsorge und die Rechts- und Konsularabteilung der deutschen Botschaft in Belarus haben hier Büroräume gemietet. Partnerorganisationen führen Konferenzen und Seminare in den Räumlichkeiten der IBB „Johannes Rau“ Minsk durch. Unser Foto entstand bei einem Gedenkabend zur Erinnerung an den Architekten und Freund des IBB, Leonid Lewin, im März 2024.

Programme und Schwerpunkte unserer Arbeit

Interreligiöser
Dialog

Belarus ist ein Land mit vielen unterschiedlichen Konfessionen. Es gehört zum Grundverständnis der Bildungs- und Versöhnungsarbeit der IBB, den Dialog und die Verständigung zwischen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen zu fördern und so potentiellen Abgrenzungen und Konflikten zuvorzukommen.

Seit 1997 ist die IBB „Johannes Rau“ Minsk zum sichtbaren und symbolischen Ort dieses fruchtbaren ökumenischen Dialogs geworden.

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die IBB „Johannes Rau“ Minsk sieht es seit ihrem Beginn als Aufgabe, zukunftweisende Konzepte und Modelle zu entwickeln und gesellschaftlich zu vermitteln, die eine Antwort auf die drängenden Probleme unserer Zeit geben.

Mit ihrer ökologischen Bildungsarbeit will die IBB einen Beitrag zu der wichtigsten Herausforderung leisten, vor der die Menschheit im 21. Jahrhunderts steht: die Schöpfung zu bewahren.

Angesichts der verheerenden Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, die Belarus wie kein zweites Land getroffen hat, arbeitet die IBB Minsk daher seit mehr als 25 Jahren konsequent an der Umsetzung der Idee einer nachhaltigen Entwicklung, des Einsatzes von Erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz, der Förderung der Umwelterziehung, des Nachhaltigkeitsgedankens und der Lokalen Agenda.

Die IBB „Johannes Rau“ geht selbst mit gutem Beispiel voran: 2024 veröffentlichte sie ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht. Der Blended- Learning-Kurs „Events for Future“ gibt die eigenen Erfahrungen und aktuelles Wissen für ein nachhaltiges Veranstaltungsmanagement weiter.

Lernen aus der Geschichte

„Um eine gute Zukunft zu schaffen, bedarf es des Erinnerns an die Vergangenheit“, sagte Bundespräsident Johannes Rau 2003 anlässlich der Eröffnung der Geschichtswerkstatt Minsk. Von Anbeginn an stand die Arbeit des IBB im Zeichen der Erinnerung und Versöhnung, der Aufarbeitung verdrängten Unrechts und vergessenen Leidens angesichts dessen, was Menschen während des deutschen Vernichtungsfeldzugs im Osten, der deutschen Besatzungszeit und des Holocausts erdulden musste.

Versöhnung mit den Überlebenden durch Begegnung, Hilfe und Dialog ist das eine Ziel. Ein Lernen aus der Geschichte für die Jüngeren das zweite. Aus dieser Zielsetzung ist eines der hoffnungsvollsten Projekte entstanden, das seinesgleichen sucht in Osteueropa: Die Geschichtswerkstatt Minsk.

2014 startete das IBB eine Initiative für eine würdige Gedenkstätte Trostenez im Wald von Blagowschtschina.

Das Team der IBB ``Johannes Rau`` Minsk

Die IBB „Johannes Rau“ in Minsk wird durch ein belarussisch-deutsches Direktorenteam geleitet.

Als Sputnik Minsk und das IBB Dortmund am 31. März 1991 den Gründungsvertrag unterzeichneten, entstand das erste gemeinnützige belarussisch-deutsche Joint Venture im Land. Das Statut, das in aktualisierter Form bis heute seine Gültigkeit hat, fühlt sich in allem den Grundsätzen einer gleichberechtigten Partnerschaft verpflichtet: Alle Entscheidungen werden von den drei belarussischen Teilhabern (Stadt Minsk, Aqua-Sputnik und Belarus Bank) sowie von der IBB gGmbH Dortmund gemeinsam getroffen. 2006 wurde die IBB Minsk auf Anregung von Christina Rau, der Witwe des verstorbenen früheren deutschen Bundespräsidenten umbenannt in IBB „Johannes Rau“ Minsk.

Die IBB „Johannes Rau“ Minsk arbeitet seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammen mit vielen Förderern und Partnern wie dem Auswärtigen Amt, der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Minsk, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der Europäischen Kommission und den Evangelischen Landeskirchen von Westfalen und Hessen-Nassau.

Darüber hinaus werden wir von vielen Partnern unterstützt.

Unsere Kuratorinnen und Kuratoren finden Sie hier.

IBB ``Johannes Rau`` veröffentlicht ersten Nachhaltigkeitsbericht

Die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ in Minsk hat wenige Tage vor dem 30. Jahrestag ihrer Eröffnung am 4. September 1994 ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht in Deutschland veröffentlicht. Der Jahresbericht 2022 hat die formale Prüfung durch Gutachterinnen und Gutachter bestanden und ist auf der Internet-Plattform Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK)  öffentlich einsehbar. Das deutsch-belarussische Gemeinschaftsunternehmen gehört damit zu den über 1000 Unternehmen und Organisationen, die ihren Nachhaltigkeitsbericht entsprechend dem Transparenzstandard präsentieren, den der Rat für Nachhaltige Entwicklung entwickelt hat. Die Bemühungen um Nachhaltigkeit werden damit öffentlich sichtbar und mit einer höheren Verbindlichkeit versehen.

Förderprogramm Belarus bis 2023

Von 2002 bis 2023 organisierte die IBB gGmbH Dortmund das Förderprogramm Belarus. Mehr als 300 deutsch-belarussische Kooperationsvorhaben konnten gefördert werden.  Die IBB-Repräsentanz hat ihren Sitz in der IBB „Johannes Rau“. Zu den Besonderheiten des Förderprogramms Belarus gehörte die Kombination von Projektförderung und Begleitprogramm. Die gemeinsamen deutsch-belarussischen Pilotprojekte ermöglichten innovative Verbesserungen in zentralen  Handlungsfeldern. Durch das Begleitprogramm wurden die Erfolge der Projektarbeit auch landesweit bekannt.

Engagement für Nachhaltigkeit von Anfang an

Drei-Sterne-Hotel mit besonderer Atmosphäre

Viele Gäste und Partner aus dem In- und Ausland haben die IBB im Laufe der Jahre als einen Ort schätzen gelernt, an dem man sich treffen und begegnen, bilden, weiterbilden und Neues lernen kann. Hierzu trägt nicht zuletzt die vorhandene Infrastruktur bei, wie professionell ausgestattete Seminar- und Konferenzräume, Hotelzimmer europäischen Standards und das Restaurant „Westfalia“ mit internationaler Küche.

Am meisten fasziniert die Gäste wohl die von Malevitsch und seinem Konstruktivismus inspirierte außergewöhnliche Architektur des Hauses, sei es das dreieckige Restaurant mit seinem hohen Saal, sei es die Geborgenheit des runden Konferenzsaales oder sei es die langgestreckte Glasgalerie des Hotelkorridors, den man vom Zimmer aus entlangflaniert.

In der IBB Minsk verbindet sich der Geist des Kreativen und der kulturellen Tradition mit den modernen Herausforderungen des Natur- und Klimaschutzes: Es verfügt über ein umweltbewusstes  Energiesparkonzept und nutzt regenerative Energien. Eine  Vorreiterrolle möchte die IBB auch in anderer Hinsicht spielen: Das  Haus ist in all seinen Bereichen behindertengerecht.

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Restaurant ``Westfalia`` mit ``Green Table`` Label

Als allererster Gastronomiebetrieb in Osteuropa trägt das Restaurant „Westfalia“ der IBB „Johannes Rau“ Minsk seit März 2021 das kleine, grüne Zeichen „Greentable“ und dies steht für ein großes Ziel: Nachhaltigkeit in der Gastronomie.

Dem Netzwerk Greentable dürfen sich nur Gastronomiebetriebe und Lieferanten anschließen, die mindestens sechs der zwölf Nachhaltigkeitskriterien erfüllen: Sie reichen von der Verwendung regionaler und saisonaler Produkte über vegane und Fair-Trade-gehandelte Zutaten und Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung bis hin zu umwelt- und klimaschonenden Prozessen im Restaurant und Lieferservice. Sieben der zwölf Kriterien erfüllt das Restaurant „Westfalia“ bereits. Daher konnte es in die Liste der Greentable-Restaurants aufgenommen werden.

Die Geschichte des Hauses im Bau

Der Münsteraner Architekt Richard Pierschke, der 1990 am offenen Architektenwettbewerb für die Gestaltung des Hauses teilnahm, hatte sich bei seinem Entwurf von der avantgardistischen Kunst der 20er Jahre inspirieren lassen. Das Bild von Kasimir Malewitsch „Haus im Bau“ (1915) mit seiner klaren Komposition, Form und Farbgebung bildete den Ausgangspunkt seiner Arbeit. Pierschkes architektonisches Konzept, das Tradition und Moderne, Ästhetik und Funktionalität verband, überzeugte die deutsch-belarussische Jury sofort.

Am 22. Juni 1991, genau 50 Jahre nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, fand die Grundsteinlegung statt, im September 1994 konnte die IBB eröffnet werden.

Der Titel des Eröffnungskongresses stand programmatisch für die Richtung des neuen deutsch-belarussischen Hauses: „Auf dem Weg in eine europäische Zivilgesellschaft“.

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