Geschichtswerkstatt "Leonid Lewin" Minsk

"Lernen am authentischen Ort"

Erinnern für eine gemeinsame Zukunft

„Ein besonders wichtiges Projekt ist die Geschichtswerkstatt Minsk, die auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos in Minsk entstanden ist. Dort arbeiten das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund, die IBB Minsk und der Verband jüdischer öffentlicher Vereinigungen und Gemeinden in Belarus gemeinsam daran, durch das Erinnern an die Vergangenheit eine gute Zukunft zu schaffen.“

Johannes Rau,
Bundespräsident a.D.

Gemeinsam die Gegenwart begreifen

„Die Geschichtswerkstatt ist die Erinnerungswelt an meine und unsere gemeinsame Vergangenheit. Das ist ein Haus, das mit Lebensgeschichten und Leiden der Menschen gefüllt ist, die die Tragödie überlebt haben und es nicht geschafft haben, darüber zu erzählen, als auch der Zeitzeugen, die davon authentisch berichten können. Das ist unser Appell an die Völker, gemeinsam die Gegenwart durch die tragische Vergangenheit zu begreifen.“

Michail Treister,
ehemaliger Minsker Ghetto-Häftling,Leiter des Verbandes der ehemaligen Ghetto-Häftlinge und Widerstandskämpfer

Lernen am authentischen Ort

Die lebendige Begegnung zwischen Zeitzeugen und den jungen Generationen steht auf der Agenda der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ an oberster Stelle. An der aktiven Bildungsarbeit mit jungen Menschen nehmen rund 150 Zeitzeugen des Holocaust und der Zwangsarbeit teil.

Diese lebendigen Geschichtsstunden für Kinder und Jugendliche haben eine lange Tradition in der Bildungsarbeit des IBB Dortmund und Minsk, die seit dem Jahr 2000 immer wieder belarussische Zeitzeugen in deutsche Schulen eingeladen haben.

Geschichtswerkstatt erinnert an Mitgründer

Die Geschichtswerkstatt  Minsk wird seit ihrer Eröffnung 2003 gemeinsam getragen von:

  • der IBB „Johannes Rau“ Minsk,
  • dem IBB Dortmund und
  • dem Verband der jüdischen Organisationen und Gemeinden in Belarus

2015 wurde sie umbenannt in Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk.  

Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung

Kaum vorstellbare Gräuel

Die Bilanz der Kriegs- und Okkupationsjahre ist so erschreckend wie unvorstellbar: Jeder vierte Belarusse hat den Krieg nicht überlebt, mehr als eine halbe Million belarussische und europäische Juden wurden in Ghettos getrieben und an verschiedenen Orten vernichtet. Die nationale Gedenkstätte Chatyn ist bis heute das tragische Symbol jener entfesselten Zerstörungs- und Vernichtungswut: 628 Dörfer wurden bis auf wenige Überlebende einfach ausgelöscht. Von den 400.000 nach Deutschland verschleppten Zwangsarbeitern kehrte ein Drittel nicht mehr in die Heimat zurück. Für ein deutsch-belarussisches Projekt wie bleibt die Notwendigkeit, Schuld aufzuarbeiten und einen Raum für das Gedenken und die Versöhnung zu schaffen, ein Leitmotiv des Handelns.

Das ist das Credo unserer Arbeit

Dass sich eine solch entmenschlichte Zeit nie wiederholen dürfe, ist das Credo und die Verpflichtung, die die Arbeit der IBB „Johannes Rau“ Minsk bis heute prägen. Sie will sowohl ein Lernen aus der Geschichte für die Nachgeborenen als auch den Versöhnungsprozess mit den Überlebenden durch Begegnung, Hilfe und Dialog ermöglichen.

Aus dieser Zielsetzung ist eines der hoffnungsvollsten und nachhaltigsten Projekte entstanden, das seinesgleichen in Osteuropa sucht: die Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ in Minsk.

Unsere aktuellen Publikationen

Im Rahmen ihrer vielfältigen Forschungsarbeiten hat die Geschichtswerkstatt über 40 Forschungsbeiträge, Dokumente und Materialsammlungen, Konferenzdokumentationen und Erinnerungsbände herausgegeben.

Einen besonderen Schwerpunkt nehmen die autobiographischen Erinnerungen von Zeitzeugen ein, die in der Reihe „Lebendige Zeugnisse aus Belarus“ veröffentlicht werden: Überlebende der Ghettos, Konzentrationslager und der Zwangsarbeit erzählen von ihrem Schicksal.

Eine Übersicht über alle Publikationen der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk finden Sie hier.

Aus der Geschichte lernen für eine gemeinsame Zukunft in Europa

Kooperation mit vielen Partnern

Die Geschichtswerkstatt pflegt kontinuierlich Kontakte zu:

  • Internationalen Historikern
  • Internationalen Universitäten (Belarussische Staatliche Universität,Minsker Staatliche Linguistische Universität, Uni Gießen, Bonn, Hamburg, Jerusalem u.a.)
  • Holocaustzentrum in der Ukraine (Dnepropetrowsk)
  • Deutsches historisches Institut Warschau
  • Deutsch-russisches Museum Karlshorst
  • Yad-Vashem-Gedenkstätte
  • Gedenkstätte Auschwitz u.v.m.

Programme und Schwerpunkte

Zur kontinuierlichen Arbeit der Geschichtswerkstatt Minsk gehören:

  • Ein Oral History-Projekt mit belarussischen Zeitzeugen des Krieges und des Nationalsozialismus
  • Der Aufbau einer virtuellen Mediathek mit Zeitzeugenberichten, Erinnerungen usw. (Internetarchiv)
  • Forschungsprojekte „Minsker Ghetto“, Vernichtungslager Trostenez“
  • Soziale Projekte mit Freiwilligen „Brücke der Generationen“, „Alt werden in Würde“
  • Weiterbildung für Lehrer und Dozenten
  • Veröffentlichungen
  • Konferenzen, Seminare, Diskussionsforen, Clubs
  • Dauer- und Sonderausstellungen
  • Exkursionen und
  • Zeitzeugenreisen
Die Broschüre der Geschichtswerkstatt

Unsere Arbeit findet viele Förderer

Die Geschichtswerkstatt wird von vielen Förderern unterstützt:

  • Ehren-Patriarch Filaret, ehem. Oberhaupt der Belarussischen Orthodoxen Kirche,
  • Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz, Oberhaupt der katholischen Kirche in Belarus
  • Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
  • Evangelische Kirche von Westfalen
  • Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“
  • Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Belarus
  • Stadtverwaltung Minsk
  • 300 private Förderer aus Deutschland

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Aktuelle Projekte der Geschichtswerkstatt Leonid Lewin Minsk

Soziale Projekte

„Brücke der Generationen“ (seit 2012) und „Altern in Würde“ (bis 2011) sind soziale Projekte der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“, in denen das seelische und geistige Wohl von Überlebenden und Opfern des nationalsozialistischen Terrors im Mittelpunkt stehen. Viele von ihnen sind aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen, ihres Alters, ihrer Einsamkeit vom sozialen Leben ausgeschlossen.

Unser Zeitzeugenarchiv

Um die erschütternden Erfahrungen der ehemaligen Ghetto- und KZ-Gefangenen sowie Zwangsarbeiter auch für künftige Generationen zu sichern, präsentiert die Geschichtswerkstatt im Internet Videoaufnahmen, Fotos, Briefe, Tagebücher und andere persönliche Dokumente. 65 Lebensgeschichten in deutscher und belarussischer Sprache umfasst bisher das elektronische Zeitzeugenarchiv, englische Übersetzungen folgen.

Die Geschichtswerkstatt sieht es als ihre Aufgabe, solche historischen Materialien, Zeugnisse und Spuren systematisch interessierten Laien und Historikern weltweit zugänglich zu machen und arbeitet kontinuierlich am Ausbau des Archivs.

Zum Zeitzeugenarchiv

Erinnerung bewahren

IBB Dortmund und Minsk fördern Initiativen, um für die ermordeten und namenlos gebliebenen Toten der deutschen Gewaltherrschaft einen Ort des Gedenkens und Gedächtnisses zu schaffen. Ein wichtiges Beispiel ist die Gestaltung des ehemaligen jüdischen Friedhofs in Minsk. Hier, auf dem Gelände des ehemaligen Minsker Ghettos, erinnern inzwischen Gedenksteine an Tausende deportierter Bürger aus Hamburg, Bremen, Köln, Düsseldorf, Königsberg, Frankfurt a.M., Berlin, Theresienstadt, Brünn und Wien.

Überall haben die Stadtparlamente der betroffenen europäischen Städte die Arbeit von Bürgerinitiativen unterstützt, dieses vergessene Kapitel Geschichte aufzuarbeiten und die Namen und Lebensschicksale der Deportierten zu erforschen.