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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Following Traces – Eine Spurensuche über Grenzen hinweg

Following Traces – Eine Spurensuche über Grenzen hinweg

Mit dem Projekt „Following Traces“, gefördert durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ), machten sich junge Menschen aus Deutschland und den Niederlanden gemeinsam auf den Weg, Spuren der Geschichte sichtbar zu machen und neue Formen des Erinnerns zu entwickeln. In enger Kooperation mit dem Karl-Schiller-Berufskolleg in Dortmund und dem Deltion College in Zwolle entstand ein internationales Bildungsprojekt, das historische Spurensuche, persönliche Begegnungen und kreatives Arbeiten miteinander verband.

Nach der erfolgreichen Bewerbungsphase lernten sich die Teilnehmenden zunächst online kennen. Schon hier zeigte sich die große Motivation, sich aktiv einzubringen: Sie planten eine kreative Stadtführung durch Dortmund, die später mit Schnitzeljagd-Elementen, Gedenkzeremonien und überraschend viel Kreativität umgesetzt wurde. Im Zentrum stand die Geschichte der jüdischen Familie Grüneberg, die während der NS-Zeit in Dortmund verfolgt wurde. In Kleingruppen erarbeiteten die Jugendlichen Biografien, Deportationswege und historische Hintergründe – ein roter Faden, der sie durch das gesamte Projekt begleitete. Besonders eindrücklich war der Besuch der Gedenkstätte Steinwache, des ehemaligen Gestapo-Gefängnisses in Dortmund.

Der zweite Teil führte die Gruppe auf eine internationale Gedenkstättenfahrt. Erste Station war das Durchgangslager Westerbork in den Niederlanden, gefolgt von Amsterdam, wo die Jugendlichen das jüdische Viertel, das Nationaal Holocaust Museum und die Hollandsche Schouwburg besuchten. Danach reisten sie nach Polen: In Majdanek arbeiteten sie mit dem Tagebuch der jugendlichen Gefangenen Jadwina Ankiewicz, in Sobibor setzten sie sich mit der Täterperspektive anhand historischer Fotografien auseinander und übergaben ihre Forschungsergebnisse zur Familie Grüneberg an die dortige Gedenkstätte. Ein bewegender Moment, der die Bedeutung der eigenen Arbeit unmittelbar erfahrbar machte. In Trawniki kam es zu einem intensiven Austausch mit Zeitzeug*innen, bevor die Fahrt in Lublin mit einem Blick auf jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart endete.

Doch das Projekt wirkte weit über diese Stationen hinaus. Die intensive Recherche zur Familie Grüneberg führte dazu, dass der Jugendring Dortmund Stolpersteine für die Familie verlegen wird – ein sichtbares Zeichen im Stadtbild, das im Herbst/Winter 2025 realisiert werden soll. Zudem erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit, im Herbst die Holocaust-Überlebende Eva Weyl persönlich kennenzulernen. Auch international ergaben sich neue Kontakte: Eine Forschungsgruppe der University of Huddersfield knüpfte an das Zeitzeugengespräch in Trawniki an und brachte Ideen für gemeinsame Projekte ein – vom digitalen Erinnerungspfad bis hin zu weiterer biografischer Arbeit mit Jugendlichen.

„Following Traces“ hat gezeigt, wie kraftvoll es ist, junge Menschen aktiv in Erinnerungskultur einzubeziehen. Aus der gemeinsamen Spurensuche sind nicht nur Wissen und neue Perspektiven entstanden, sondern auch Empathie, Verantwortung und ein europäisches Netzwerk, das Erinnerung lebendig in die Zukunft trägt.