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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

„Jugend erinnert“: Jugendliche berichten Ministerin Baerbock, Ministerin Lisa Paus und Kulturstaatsministerin Claudia Roth in Sachsenhausen über die Förderung von Gedenkstättenfahrten

Bei einer Begegnung mit Außenministerin Annalena Baerbock, Bundesjugendministerin Lisa Paus und Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat die Zentralstelle zur Förderung von Gedenkstättenfahrten am heutigen Dienstag, 23. April 2024, in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen Beispiele ihrer Beiträge zum Programm „Jugend erinnert“ präsentiert.

Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Raum Berlin-Brandenburg, Bremen und Sachsen-Anhalt haben in einem World-Café die Ergebnisse ihrer Gedenkstättenfahrten in den vergangenen drei Jahren vorgestellt. In persönlichen Gesprächen konnten sie den Ministerinnen schildern, welche Eindrücke sie aus den Gedenkstättenfahrten gewonnen haben und welches Engagement aus ihrer Teilnahme erwachsen ist.

„Nur wenige Jugendliche und junge Erwachsene können noch aus dem Erfahrungswissen von Zeitzeugen in ihrer Verwandtschaft oder ihrem Umfeld schöpfen“,

sagt Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin der IBB gGmbH Dortmund.

„Gedenkstättenfahrten als eine pädagogisch begleitete Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und dem Holocaust werden daher immer wichtiger. Das Feedback der Teilnehmenden zeigt uns, welch tiefgehenden Eindruck die Gedenkstättenfahrten bei ihnen hinterlassen und wie sich ihr Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart verändert und ihre Bereitschaft sich zu engagieren erhöht.“

Im Umfeld des Jahrestags der Befreiung des KZ Sachsenhausen unterstreicht die Veranstaltung die Bedeutung der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus für die Gestaltung einer lebendigen Demokratie und einer friedlichen Zukunft. Das Programm „Jugend erinnert“, das 2018 initiiert wurde, erhielt ein gemeinsames Logo.

Verschiedene Jugendgruppen stellten gemeinsam mit Akteuren aus Gedenkstätten und Bildungsorganisationen ihre Beiträge im Rahmen dieser Begegnung vor, darunter drei Jugendgruppen, deren Gedenkstättenfahrten über die Zentralstelle beim IBB Dortmund gefördert werden konnten:

Teilnehmende aus dem Raum Halle an der Saale berichten über ihre Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz vom 12. bis 16. Februar 2022: Die Jugendlichen hatten sich im Rahmen des bereits mehrfach ausgezeichneten Geschichtsprojekts „Tagebuch der Gefühle“ mit der NS-Zeit beschäftigt und ihre Eindrücke in Zeichnungen und Videos festgehalten. Die kreativen Ergebnisse werden in öffentlichen Veranstaltungen an Gleichaltrige weitergegeben.

Ansprechpartner: Arbeit und Leben Sachsen-Anhalt e.V.

25 Jugendliche aus dem Freiwilligen Sozialen Jahr und Bundesfreiwilligendienst aus dem Raum Berlin-Brandenburg berichten über ihre Gedenkstättenfahrt nach Kulmhof und Łódź vom 23. bis 30. Juli 2023. Die Jugendlichen haben teilweise selbst Fluchterfahrungen. Im Gespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Dr. Leon Weintraub und bei der Auseinandersetzung mit Biografien und historischen Quellen erhielten sie einen tiefgreifenden Einblick in das jüdische Leben während des Nationalsozialismus und in die Bedeutung einer aktiven Erinnerungskultur.

Ansprechpartner: Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.

22 Jugendliche aus dem Raum Bremen, die gemeinsam eine Berufsschule besuchen, berichten über ihre Gedenkstättenfahrt nach Terezin, Lidice und Prag in Tschechien vom 12. bis 16. Februar 2024. Besuche von Gedenkstätten, Mahnmalen und Synagogen sensibilisierten für Diskriminierung und inspirierten die Teilnehmenden, ihre Erfahrungen zu teilen und Teil einer aktiven Erinnerungskultur zu werden. Die Organisatoren heben die Bedeutung inklusiver Bildungsangebote für Jugendliche aller Bildungswege hervor und die Notwendigkeit, innovative Methoden wie Whiteboard Animation Videos einzusetzen.

Ansprechpartner: Lidicehaus Bremen

Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund (IBB gGmbH) ist seit 2016 Zentralstelle zur Förderung von Gedenkstättenfahrten im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes und seit 2019 zusätzlich aus Mitteln des Auswärtigen Amtes werden Gedenkstättenfahrten außerschulischer Jugendgruppen gefördert. Zudem organisiert die Zentralstelle auch Netzwerktreffen und Fortbildungen für Begleitpersonen von Jugendgruppen.

Die Nachfrage nach Fördermitteln für Gedenkstättenfahrten ist stetig gewachsen. Im Jahr 2017 wurden 91 Gedenkstättenfahrten gefördert, 2019 bereits 180. Nach der Corona-bedingten Verringerung der Fahrten in den Jahren 2020 und 2021 stieg die Zahl der geförderten Fahrten im Jahr 2022 wieder auf 168 und erreichte 2023 mit 219 Fahrten einen vorläufigen Höhepunkt. Insgesamt ermöglichte das Programm „Jugend erinnert“ in den Jahren 2019 bis 2023 rund 15.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch mehrtägige Gedenkstättenfahrten eine intensive Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Zentralstelle zur Förderung von Gedenkstättenfahrten deckt mit den Fördermitteln für außerschulische Jugendgruppen nur einen Teilaspekt im Programm „Jugend erinnert“ ab. Weitere Angebote zur Erinnerungsarbeit werden aus Mitteln des Auswärtigen Amtes (AA) und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert.

Für weitere Informationen folgen Sie gern unserem Instagram-Kanal @zentralstelle_gsf und dem Hashtag #jugenderinnert.

Gedenkstättenfahrten, wie junge Teilnehmende sie sehen

 „Während der ganzen Reise fragte ich mich, wie aus normalen Menschen Mörder wurden. […] Durch aufmerksame Teilnahme an den Workshops und den Führungen konnte ich mehr oder weniger nachvollziehen, wie das alles passieren konnte. Daraufhin war für mich auch klar, dass es unsere Aufgabe ist, die Vergangenheit in Gedenken zu bewahren, um solche potenzielle Angriffe auf unsere Demokratie zu beseitigen.“

Moussa, Teilnehmer der Fahrt des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg
ins ehemalige Ghetto Litzmannstadt und Vernichtungslager Kulmhof im Juli 2022

„Die Lehren aus dieser furchtbaren Zeit sind heute relevanter denn je. Sie erinnern uns daran, wie wichtig es ist, gegen Diskriminierung, Hass und Ungerechtigkeit aufzustehen, selbst wenn es unbequem ist. Zivilcourage bedeutet nicht nur, sich in gefährlichen Situationen einzusetzen, sondern auch Alltagsmomente zu erkennen, in denen man Stellung beziehen kann. Es geht darum, Werte wie Menschlichkeit, Toleranz und Respekt zu verteidigen und sich nicht von der Masse oder von autoritären Kräften beeinflussen zu lassen.“

Tobias, Teilnehmer der Fahrt des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg
ins ehemalige Ghetto Litzmannstadt und Vernichtungslager Kulmhof im Juli 2023

Nähere Informationen unter www.kjp-gedenkstaettenfahrten.de und unter https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/kinder-und-jugend/jugendbildung/foerderprogramm-jugend-erinnert–238254.