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IBB gestaltet Kampagne zur Inklusion in Charkiw

IBB gestaltet Kampagne zur Inklusion in Charkiw

Anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung präsentierte die Geschichtswerkstatt Tschernobyl gemeinsam mit mehreren Charkiwer Behindertenorganisationen am 4. Dezember 2015 einen besonderen Kalender für das Jahr 2016: Unter dem Motto „Menschen ohne Grenzen“ sind hier Behinderte porträtiert, denen es ungeachtet ihres Handicaps gelingt, ein aktives gesellschaftliches und privates Leben zu führen, beruflich, künstlerisch und sportlich erfolgreich zu sein sowie sich sozial zu engagieren.

Der Kalender ist Teil einer Kampagne, mit denen das IBB und die Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw gleich mehrere Ziele verfolgen: Denn zum einen soll er Menschen mit Behinderung Mut machen, sich von ihrem Handicap keine Grenzen setzen zu lassen und sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Gleichzeitig soll er der ukrainischen Öffentlichkeit einen neuen Blick auf Behinderte ermöglichen und damit ihren Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe zu einer Selbstverständlichkeit werden lassen. Und schließlich soll er als Türöffner zum Dialog mit der Politik dienen, damit diese Inklusion systematisch fördert.

Dementsprechend wurde die Präsentation des Kalenders von lebhaften Debatten zu den Themen Barrierefreiheit und Beschäftigungsmöglichkeiten von Behinderten begleitet. So schilderte Valentina Butenko von der NRO „Prawo wybora“ (Recht auf Wahl), welche Hürden sie bei der Gründung ihres sozialen Unternehmens „Sozintel“ überwinden musste. Ohne die professionelle Beratung  durch das IBB und die Geschichtswerkstatt Tschernobyl, betonte sie, hätte sie sich nicht auf dieses Wagnis eingelassen.

Die an der Kampagne beteiligten NRO wünschen sich daher gerade für die Startphase mehr Unterstützung durch den Staat. Freilich konnten die Vertreter des neu gewählten Stadt- und Landrats, welche der Einladung zur Präsentation gefolgt waren, den NRO diesbezüglich nur wenig Hoffnung machen: Denn im Charkiwer Stadthaushalt für 2016 sind derzeit nicht einmal 10.000 Euro für soziale Programme vorgesehen.

Die Leiterin des Berliner IBB-Büros Astrid Sahm sieht durch diese Situation den Ansatz bestätigt, den das IBB im Rahmen seines von Aktion Mensch geförderten Projekts verfolgt: „Indem wir Menschen aus Behindertenorganisationen befähigen, erfolgversprechende Businesspläne für soziale Unternehmen zu erarbeiten, fördern wir die Hilfe zur Selbsthilfe. Die deutsche Erfahrung zeigt, dass sich staatliche Unterstützung für derartige Initiativen in relativ kurzer Zeit über Steuerzahlungen etc. refinanziert. Letztendliches Ziel der Kampagne ist es daher, die ukrainische Politik davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, in Menschen mit Behinderung zu investieren.“

Weitere Informationen über die Arbeit der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw finden Sie hier.