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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Zweites Seminar in der Reihe netcoops widmet sich in Dortmund praktischen Übungen zur kultursensiblen Kommunikation

Zweites Seminar in der Reihe netcoops widmet sich in Dortmund praktischen Übungen zur kultursensiblen Kommunikation

Der Bescheid der Behörde ziemlich unverständlich. Der Inhalt: Ein Schock! Wie nimmt eine erst vor kurzem Zugewanderte ein Schreiben auf, das aus Sicht der Behörde reine Formsache, für die Betroffene aber eine mittlere Katastrophe ist?

Praktische Übungen zur interkulturellen Kommunikation standen beim zweiten Seminarmodul im Projekt netcoops – europäische Fortbildung Asyl am Donnerstag, 19. Mai 2022, und Freitag, 20. Mai 2022, in Dortmund auf dem Programm.

Und in den Gruppenarbeiten wurde schnell deutlich, was zum Beispiel ein Schreiben einer Behörde beim Adressanten auslösen kann. Im fiktiven, aber realitätsnahen Übungsfall hatte eine schwangere Schutzsuchende aus nachvollziehbarem Grund beantragt, in eine andere Unterkunft wechseln zu dürfen. Die Ablehnung war für die Behörde reine Routine – für die Betroffene ein Schock. Vor dem Hintergrund der zuvor vermittelten Kenntnisse über unterschiedliche Kommunikationsstile entwickelten die Teilnehmenden unterstützt von Referent Fahim Sobat, interkultureller Trainer aus Rosenheim, in Gruppenarbeit Lösungsvorschläge: Wie kann der Inhalt des Briefes kultursensibel vermittelt werden? Wie können andere Hilfsmöglichkeiten aufgezeigt werden? Häufig fehle es vor allem an Zeit und Hintergrundwissen, um amtliche Entscheidungen ausführlich und verständlich zu erklären, schilderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie arbeiten unter anderem in Oldenburg, Düsseldorf, Dortmund, Hagen und im Märkischen Kreis mit (Neu-) Zugewanderten.

Um die nonverbale Kommunikation ging es am zweiten Tag der Fortbildung. Wie wird die Körpersprache „gelesen“ und gedeutet? Und was kann zu Missverständnissen führen in der interkulturellen Kommunikation? Überdeutliches Beispiel: Ein Kopfnicken bedeutet nicht überall auf der Welt Zustimmung. Aber auch starkes Gestikulieren oder vor der Brust verschränkte Arme können unterschiedlich gedeutet werden und gerade im Behördenkontakt zu folgenschweren Missverständnissen und Frustrationen, manchmal auch Aggressionen führen.

Referent Fahim Sobat beschrieb typische Verhaltensweisen und ihre „Lesarten“ in orientalischen, asiatischen, afrikanischen und europäischen Kulturen und sensibilisierte die Teilnehmenden so auch für die „Fettnäpfchen“, in die Sprechende und Zuhörende gleichermaßen tappen können. In einem weiteren Input beschrieb er zudem, dass sich auch die Herangehensweise an Problemlösungen sehr stark unterscheiden können – was häufig durch den Einfluss der jeweiligen Religionszugehörigkeit geprägt ist.

Die Teilnehmenden, die alle in Behörden oder Beratungsstellen mit (Neu-) Zugewanderten in Kontakt kommen, überlegten in praktischen Übungen und Rollenspielen, wie Beratungsgespräche vor dem Hintergrund des neu erworbenen Wissens kultursensibel und klientenfreundlicher gestaltet werden können. Auch hier wurden wieder realitätsnahe Fallbeispiele genutzt, wie das eines Irakers, der trotz Unterstützung durch einen Dolmetscher durch seinen Bruder stark bevormundet wird.

Die Fortbildung wird gefördert durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds.