
Mit einer fünftägigen Fortbildung für Multiplikatoren setzen das IBB Dortmund, das Deutsch- Ukrainische Netzwerk und weitere Partner in der Ukraine ab Montag, 26. November 2018, ihre Arbeit im insgesamt zwölf Monate dauernden Projekt zum Aufbau von koordinierten Unterstützungsangeboten für die Förderung von Menschen mit Sehbehinderungen und Blinden fort.

Dr. Werner Hecker von der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) e.V. in Marburg war in Charkiw als Experte für die Frühförderung von blinden und sehbehinderten Kindern gefragt.
Dr. Werner Hecker, Leiter der Frühförderstelle der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) e.V. aus Marburg, wird als deutscher Experte in der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw erwartet. Fünf Tage lang wird er mit Multiplikatoren aus Charkiw und Umgebung über Beispiele reden, wie die kognitive Entwicklung und Mobilität von Kindern und Jugendlichen angeregt und gefördert werden kann, die nur eingeschränkt oder gar nicht sehen können. Im kommenden Jahr werden drei Multiplikatoren Gelegenheit haben, ihre neu erworbenen Kenntnisse in Marburg im Rahmen einer Hospitation zu vertiefen. Ziel des Projekts ist es, sukzessive eine kompetente Unterstützung für Kinder und Jugendliche in der Ukraine zu ermöglichen, damit diese die Herausforderungen ihres Alltags besser meistern können.
Am 13. und 14. November 2018 hatte sich im Rahmen des Projekts bereits eine zweitägige Konferenz in Kiew der Herstellung von Lehr- und Lernbüchern in Blindenschrift befasst. Fast 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierten sich über Druckstandards. Den Gastgebern war es gelungen, den renommierten Experten Dr. Aleksander Pavkovic für einen Vortrag zu gewinnen. Der Lektor und Layouter arbeitet unter anderem im Beratungs-, Informations- und Textservice-Zentrums (BIT) des Bayrischen Blinden- und Sehbehindertenbundes e.V. und gilt als Koryphäe für Druckwerke in Brailleschrift und auch für digitale barrierefreie Formate. Nicht nur als Mitglied im Brailleschrift-Komitee der deutschsprachigen Länder konnte er den Teilnehmern der Konferenz wichtige Tipps geben. Dr. Pavkovic ist selbst blind und verfügt somit zugleich über die Kompetenz als Nutzer der Braille-Bücher.
- Erster Ansprechpartner für viele Fragen: Der Experte Dr. Aleksander Pavkovic.
- Über bewährte Praktiken informierte Dr. Pavkovic in seinem Input -Vortrag.
- Welche Rolle spielen inklusive Bücher für die Bildung von blinden und sehbehinderten Kindern?
Die Konferenz, das Seminar und weitere Weiterbildungsangebote sind Teile eines noch bis Mai 2019 laufenden Projekts zur Förderung der Inklusion von Blinden und Sehbehinderten in der Ukraine. Unter anderem wird die Einrichtung neuer Medienzentren für Sehbehinderte in Kiew und Riwne angeschoben sowie die Vernetzung der Medienzentren befördert. Die Mitarbeitenden werden in drei Trainings im Frühjahr 2019 für die besonderen Bedürfnisse von Sehbehinderten sensibilisiert. Ziel ist es, Informations- und Bildungsangebote für sehbehinderte Jugendliche arbeitsteilig zu gestalten und im regionalen Verbund zur Verfügung zu stellen, um die Bildungschancen der Betroffenen zu erhöhen.

Tastbücher fördern die frühkindliche Entwicklung sehbehinderter und blinder Kinder. Die Langzeitfortbildung, gefördert vom Auswärtigen Amt, ermöglicht einen praxisorientierten Austausch über bewährte Methoden.
Gleichzeitig soll das Bewusstsein der Gesellschaft für die besonderen Bedürfnisse von Sehbehinderten und Blinden geschärft werden. Dazu waren bzw. sind einige öffentlichkeitswirksame Aktionen geplant, wie die Vorstellung von Neuerscheinungen in Braille-Schrift auf der Buchmesse „Arsenal“ und weitere Informations-Aktionen zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai, zum Internationalen Tag der Sehbehinderten am 6. Juni, zum Tag des Weißen Stocks am 25. Oktober, zum Internationalen Tag der Blinden am 13. November und zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember. „Mit all diesen Aktivitäten möchten wir zeigen, dass wir mit vergleichsweise geringen Hilfsmitteln jungen Menschen spürbare Erleichterungen verschaffen können und damit gute Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben“, sagt Ljubow Negatina, Leiterin der Geschichtswerkstatt Tschernobyl in Charkiw, die das Projekt vor Ort koordiniert.
Das von Mai 2018 bis Mai 2019 laufende Projekt „Koordinierte Unterstützungsangebote für junge Menschen mit Sehbehinderung in der Ukraine“ wird gefördert durch das Auswärtige Amt der deutschen Bundesregierung.
#civilsocietycooperation
Alle Fotos: Geschichtswerkstatt Tschernobyl
Weitere Informationen über die Arbeit der Geschichtswerkstatt Tschernobyl finden Sie hier.