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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

IBB-Fachtagung zum EU-Asyl- und Migrationspakt: Abschottung und bürokratische Fallstricke

IBB-Fachtagung zum EU-Asyl- und Migrationspakt: Abschottung und bürokratische Fallstricke

Mehr Fallbeispiele europäischer Abschottung statt zufriedenstellender Asylpolitik hörten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der IBB-Fachtagung „Der EU-Asyl- und Migrationspakt Status Quo, Folgen und Bilanz“ am Mittwoch, 22. Februar 2023, im Reinoldinum in Dortmund: Von Ortskräften, die auf ihrer Flucht aus Afghanistan ihren Säugling erst einmal zurücklassen mussten, Kindern, die bei illegalen Pushbacks in die Türkei von ihren Eltern getrennt werden und ehrenamtlichen Hilfskräften auf Lesbos, die offenbar zur Einschüchterung mehrfach verhaftet wurden, berichteten die Referentinnen und Referenten.

Unser Foto zeigt einen Blick ins Reinoldinum in Dortmund und im Vordergrund Hildegard Azimi-Boedekcer (2.v.l.) und Kirsten Ben Haddou (r.) vom IBB e.V., die die beiden Vortragenden Professorin Marei Pelzer (2.v.r.) und Paul Pettersson begrüßen.

Hildegard Azimi-Boedekcer (2.v.l.) und Kirsten Ben Haddou (r.) vom IBB e.V. begrüßten als Vortragende Professorin Marei Pelzer (2.v.r.) und Paul Pettersson. Foto: Stephan Schütze – IBB e.V.

Zu einem intensiven Erfahrungsaustausch über den EU-Asyl- und Migrationspakt hatte das Internationale Bildungs- und Begegnungswerks e.V. in Dortmund im Rahmen des Projekts netcoops eingeladen. Mehr als 60 Haupt- und Ehrenamtliche aus der Arbeit mit Geflüchteten informierten sich über aktuelle Tendenzen im europäischen Asylrecht, typische Fallstricke in Asylverfahren und über die dramatische Situation der Ortskräfte in Afghanistan. „Wir haben als Übersetzer oder Sicherheitskräfte für deutsche Organisationen gearbeitet und uns damit aktiv am Aufbau eines friedlichen und demokratischen Afghanistan beteiligt“, schilderte Qais Nezkai vom Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte. Gerade diese Tätigkeit bringt sie heute in Gefahr. Eine legale Ausreise werde durch die Taliban verhindert. Das Patenschaftsnetzwerk wie auch der afghanische Frauenverein ZAN e.V. unterstützen Flüchtende und neu Zugewanderte.

Annika Hesselmann vom Flüchtlingsrat Niedersachsen und Claire Deery, Fachanwältin für Asyl- und Migrationsrecht in Göttingen, gaben wertvolle Erfahrungen aus ihrer Beratungspraxis weiter. Denn wie und wie schnell Asylverfahren entschieden werden, so lernten die Zuhörenden, hängt nicht nur von der Asylpolitik innerhalb eines EU-Landes ab, sondern variiert sogar von Stadt zu Stadt.

Prof. Marei Pelzer von der Universität Frankfurt hatte zuvor über aktuelle Tendenzen im europäischen Asylrecht berichtet. Eine Einigung in Brüssel zu einem fairen Asylverfahren ist demnach nicht in Sicht, vielmehr sind Rückführung und Abschottung auch weiterhin an der Tagesordnung. Online zugeschaltet war Alice Kleinschmidt, die sich auf der griechischen Insel Lesbos in verschiedenen Projekten für Kinder und Frauen in Not einsetzt. Sie berichtete von dramatischen illegalen Pushbacks zurück auf das nahe türkische Festland, die teilweise in der Nacht erfolgen ohne Rücksicht, ob Kinder von ihren Eltern getrennt werden.

Das Projekt netcoops wird kofinanziert durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU.

Die Dokumentation der Tagung finden Sie hier.

Weitere Informationen über das Projekt netcoops finden Sie hier.