Mehr als 270 Vertreterinnen und Vertreter aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft kamen am 6. und 7. Juni 2018 auf der Nachhaltigkeitskonferenz „Strategien und Partnerschaften zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele“ in der IBB „Johannes Rau“ in Minsk zusammen. Teilnehmende aus Deutschland und Belarus tauschten sich über die Möglichkeiten und Potenziale aus, die sich in der internationalen Kooperation sowie zwischen Akteuren auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene für die Erreichung der Agenda-2030-Ziele ergeben. Besonders erfreute die Gastgeber die hohe Beteiligung von mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den Regionen von Belarus.
„Diese Konferenz knüpft unmittelbar an die vor kurzem durchgeführten 18. Jahreskonferenz des Rates für nachhaltige Entwicklung (RNE) in Berlin an“, sagte Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin des IBB Dortmund. Partnerschaften und internationale Zusammenarbeit seien von zentraler Bedeutung, um die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. „Wir hoffen, dass diese Konferenz eine Plattform schafft für einen kontinuierlichen Austausch.“
Auf Einladung von Günther Bachmann, Generalsekretär des RNE in Deutschland, war Marianna Schtschotkina, Nationale Nachhaltigkeitskoordinatorin für Belarus, wenige Tage zuvor zur RNE-Jahreskonferenz nach Berlin gereist. Dort ging es um die Weiterentwicklung der im Januar begonnenen Kooperation Berlin-Minsk und um Anregungen für die im Januar 2019 geplante nationale Konferenz in Minsk. Zurück in Minsk betonte Frau Schtschotkina in der IBB „Johannes Rau“: „Wir haben uns den Planeten bei zukünftigen Generationen geliehen und aus diesem Grund müssen wir ihn zumindest im gleichen Zustand weitergeben“. Wichtig sei daher, dass die belarussische Nachhaltigkeitspolitik auch in den Regionen aktiv umgesetzt werde.
Die hochrangigen Partner und Unterstützer der Konferenz – Peter Dettmar, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Republik Belarus, Zachary Taylor, Stellvertretender Ständiger Vertreter des UNDP in Belarus und Volker Bode, stellvertretender Direktor des Regionalbüros der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in der Ukraine – betonten die Wichtigkeit eines partnerschaftlichen Ansatzes in der Umsetzung der nationalen und der globalen Nachhaltigkeitsziele. Zachary Taylor erwähnte in seiner Rede die vier Katalysatoren, die durch die MAPS-Mission als prioritäre Entwicklungsschwerpunkte für Belarus definiert und vom belarussischen Staat angenommen wurden.
Belarus, soviel wurde auf der Konferenz deutlich, hat in den vergangenen Monaten mit einem hohen Tempo eine komplexe Nachhaltigkeitsarchitektur aufgebaut. Die zentralen Akteure aus den verschiedenen Nachhaltigkeitsinstitutionen nahmen an der Konferenz teil.
Themen der Konferenz waren neben der Umsetzung der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie bis 2030 auch bereits ihre Weiterentwicklung bis 2035. Die Fortschreibung soll die SDGs berücksichtigen und auch der Gendergerechtigkeit ein eigenes Kapitel widmen.
Viele Beiträge auf der Konferenz drehten sich um erste erreichte Erfolge und die Frage, wie sie gemessen, bewertet und weiterentwickelt werden können.
Ihar Yurkevich, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Minsk, beschrieb die Nachhaltigkeitspolitik der Stadt Minsk: Die Metropole fördert engagiert den Fahrradverkehr. Das Radwegenetz misst schon jetzt rund 188 Kilometer und der Verkehr verlagere sich langsam aber stetig auf die umweltfreundlichen Zweiräder.
Moritz Schmidt, Projektmanager bei der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V., ergänzte gute Erfahrungen aus lokalen Initiativen in der Umsetzung der Agenda-2030 und Lokalisierung der SDGs in den Nachhaltigkeitsstrategien der Städte, Kreise und Gemeinden des NRW. Viktor Pinigin, Direktor des Forschungsinstituts am Wirtschaftsministerium der Republik Belarus, stellte den Entwurf des Fortschrittsberichts zur Nachhaltigkeitsstrategie 2030 vor.
Dorothea Schostok vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie präsentierte die Neufassung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex für Unternehmen. Belarussische NRO und Unternehmen hatte dies sogleich inspiriert, einen eigenen belarussischen Nachhaltigkeitskodex zu entwickeln. „Das IBB übersetzt den deutschen Kodex gerade im Auftrag des Rats für Nachhaltige Entwicklung ins Russische, so dass er in Kürze dann für alle Interessierten zugänglich ist“, berichtete Dr. Astrid Sahm. Das IBB unterstütze mit dem Förderprogramm Belarus auch gerne entsprechende Debatten. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, das sich Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft gemeinsam für die SDGs engagieren“, sagte Dmitrij Karpijewitsch, Koordinator für Nachhaltigkeitsfragen im Förderprogramm Belarus.
Dank der Kooperation und Unterstützung durch Engagement Global mit ihrer Servicestelle „Kommunen in der Einen Welt“ konnten an der Konferenz auch Vertreter aus fünf deutschen Kommunen teilnehmen, die entweder eine Städtepartnerschaft mit einer belarussischen Stadt pflegen (Bonn-Minsk, Friedrichshafen-Polozk, Altena-Pinsk, Esslingen-Molodetschno) oder den Willen zum Erfahrungsaustausch bekundet haben wie Unna-Wilejka. Vertreterinnen und Vertreter der zwei Kommunen Bonn und Unna, die als Modellkommunen am Projekt „Global nachhaltige Kommune in NRW“ (GNK NRW) partizipierten, stellten auf der Konferenz ihre Erfahrungen in der Lokalisierung der SDGs vor. So hatte die Bonner Delegation ihre Strategie zur lokalen Umsetzung der SDGs als Puzzle mitgebracht. Einen Informations-Flyer der Stadt Bonn hatten die Gäste gleich ins Russische übersetzt und für alle belarussischen Konferenzteilnehmer vervielfältigt.
In 18 Workshops am ersten Tag und in vier thematischen Foren am zweiten Tag hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Regionen Gelegenheit, den Erfahrungsaustausch zu intensivieren. Dort ging es unter anderem um öffentlichkeitswirksame Maßnahmen, den Übergang zu „grünen Prinzipien“ des Wirtschaftens, die digitale Transformation und Gendergerechtigkeit. Trotz ausführlicher Diskussionen auf der zweitägigen Nachhaltigkeitskonferenz stand am Ende fest: Der Erfahrungsaustausch war inspirierend und muss dringend weitergeführt werden.
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