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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Steigende Nachfrage nach Förderung von Gedenkstättenfahrten

Steigende Nachfrage nach Förderung von Gedenkstättenfahrten

Für 2024 werden wieder mehr Gedenkstättenfahrten in der außerschulischen Jugendarbeit geplant. Darauf macht die Zentralstelle zur Förderung von Gedenkstättenfahrten zum Tag der Befreiung am 8. Mai aufmerksam. Die dritte und vierte Generation nach dem Holocaust zeigt ein steigendes Interesse an Fahrten zu historischen Orten und verarbeitet die Eindrücke oftmals in kreativen neuen Formaten der Erinnerungskultur.

Für das laufende Jahr 2024 sind bereits 220 Fahrten beantragt. Im Jahr 2023 konnten nach einem Pandemie-bedingten Rückgang in den Vorjahren insgesamt 219 Gedenkstättenfahrten aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) mit mehr als 1,3 Millionen Euro bezuschusst werden.

Seit 2019 werden Gedenkstättenfahrten außerschulischer Jugendgruppen im Rahmen des Bundesprogramms „Jugend erinnert“ gefördert. Gedenkstättenfahrten ergänzen und vertiefen das schulische Wissen über den Nationalsozialismus und den Holocaust eindrucksvoll. Im Jahr 2023 besuchten mehr als 4000 Jugendliche und junge Erwachsene historische Orte des Holocaust. Auschwitz war erneut der am häufigsten gewählte Zielort mit 158 Fahrten gefolgt von Buchenwald mit 15 und Majdanek mit elf Fahrten.

„In unseren Methodenfortbildungen und Netzwerktreffen arbeiten wir auch zu anderen historischen Lernorten, da die Gedenkstätte Auschwitz bereits sehr stark besucht ist“,

sagt Zoe Stupp, Referentin der Zentralstelle zur Förderung von Gedenkstättenfahrten, die bereits seit 2016 bei der IBB gGmbH in Dortmund angesiedelt ist.

„Auch in Majdanek, Treblinka, Theresienstadt oder in den Gedenkstätten in Deutschland können interessante und didaktisch anspruchsvolle Programme gestaltet werden, die den individuellen Bedürfnissen der Gruppen gerecht werden.“

So können Jugendliche und junge Erwachsene vielfach mit historischen Dokumenten arbeiten und Spuren zu ihren aktuellen Wohn- oder Herkunftsorten entdecken.

Dritte und vierte Generation nach dem Holocaust entwickelt kreative Formen der Erinnerungskultur

In vielen Fällen entwickeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer inspiriert von den Eindrücken ihrer Gedenkstättenfahrt kreative Formen der Erinnerungskultur. So sind bereits Videos, Podcasts und Ausstellungen entstanden. Jugendliche organisieren Lesungen, veröffentlichen Comics und gestalten Social-Media-Beiträge.

„Wir beobachten mit großem Interesse, dass junge Menschen unter dem starken Eindruck ihrer Gedenkstättenfahrt auch ein weit über die Fahrt hinausgehendes Engagement entwickeln“,

sagt Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin der IBB gGmbH in Dortmund. So pflegen Jugendliche Kriegsgräber, engagieren sich gegen Antisemitismus oder als Zweitzeugen.

„Dabei werden im Sinne einer multiperspektivischen Erinnerungskultur alle in unserer postmigrantischen Gesellschaft vorhandenen Erfahrungen reflektiert.“

Die Zentralstelle zur Förderung von Gedenkstättenfahrten unterstützt Interessierte mit Seminaren und Vernetzungstreffen. Für den 12. bis 14. September 2024 ist eine Konferenz in der Gedenkstätte Neuengamme in Hamburg geplant zum Thema „Vielfältige Erinnerungskultur in der Praxis – partizipative Gedenkstättenfahrten mit Blick auf verdrängte Verfolgtengruppen“.

Nähere Informationen unter www.kjp-gedenkstaettenfahrten.de.

Eine Auswahl von Erfahrungsberichten junger Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus zahlreichen Orten in Deutschland, unter anderem aus dem Raum Hamburg finden Sie hier.