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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Studienfahrt im Projekt Erinnerungs-D.i.N.G. zur Gedenkstätte Buchenwald – am 10. und 11. Mai 2025

Studienfahrt im Projekt Erinnerungs-D.i.N.G. zur Gedenkstätte Buchenwald – am 10. und 11. Mai 2025

Unser Nachbericht in einfacher Sprache

Im Mai 2025 ist eine Gruppe von 14 Personen nach Buchenwald gereist.
Buchenwald war früher ein Konzentrationslager.
Im Konzentrationslager Buchenwald wurden viele Menschen von den Nationalsozialisten eingesperrt, gequält und getötet.
Heute ist Buchenwald ein Ort des Erinnerns, Forschens und Gedenkens.

Diese Reise war Teil des Projekts Erinnerungs-D.i.N.G.
Die Abkürzung steht für: Für Demokratie – inklusives Nachdenken über Geschichte.
Im Projekt geht es um zwei Themen:

Das erste Thema heißt:

„Öffentlichkeit der Verbrechen der Nazis am Beispiel der Deportationen von Jüdinnen und Juden und Sinti und Roma vom Hannoverschen Bahnhof in Hamburg aus“.

Das zweite Thema heißt:
„Barrierefreiheit und Teilhabe in der Erinnerung an die Nazi-Verbrechen.“

Über dieses Projekt machen wir einen Podcast in einfacher Sprache.

Texttafel mit einer Erklärung des Wortes Deportationen: Wer war dabei?

Die Reisegruppe bestand aus 14 Personen.
Elf von ihnen arbeiten fest im Projekt mit – sie sind zwischen 21 und 46 Jahre alt.
Drei Personen gehören zum Organisationsteam.

In Buchenwald wurde die Gruppe empfangen von zwei Fachleuten:
Franziska Bula und Tim Thonagel.
Beide arbeiten in der Gedenkstätte Buchenwald.
Sie kennen sich gut mit dem Thema Inklusion aus.
Das heißt: Sie achten darauf, dass alle mitmachen können – egal welche Unterstützung jemand braucht.

So sind wir gestartet

Am Anfang ging es darum, wie es uns geht.
Jede Person durfte erzählen oder zeigen:
Bin ich müde? Neugierig? Unsicher?
Dazu haben wir farbige Kugeln benutzt:

  • Weiße Kugel: Mir geht es gut.
  • Orange Kugel: Es geht so. Es ist schwierig.

Die Methode hat geholfen:
Alle konnten sich zeigen, wie sie sind – ohne viele Worte.
Das war gut für die Stimmung in der Gruppe.

 

Was sind Piktogramme?

Ein wichtiges Thema auf der Reise waren die Piktogramme.
Das sind Holztafeln mit einfachen Bildern.
Die Bilder stehen für schwierige Begriffe aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Zum Beispiel:

  • Konzentrationslager
  • Volksgemeinschaft
  • SS (eine gewalttätige Gruppe, die das Lager bewacht hat)
  • Gedenkstätte
  • Häftling

Die Bilder wurden gemeinsam mit Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt.
So konnte jede Person mitentscheiden, was verständlich ist.


Zusätzlich zu den Bildern gibt es es einen Zeitstrahl. Sie besteht aus mehreren langen Holzleisten mit Rillen. Man legt die Holzleisten aneinander.
In die Rillen werden die Piktogramme in die richtige Zeit eingeordnet – von 1920 bis heute.

Was haben wir mit den Piktogrammen gemacht?

Die Gruppe hat sich die Tafeln genau angeschaut.
Dann haben wir gemeinsam besprochen:
Was sehen wir auf dem Bild?
Was bedeutet das?
Was wissen wir schon dazu?
Dann haben wir das Wort auf der Rückseite gelesen.

So sind viele Gespräche entstanden.
Alle konnten mitreden – mit eigenem Wissen, mit Fragen, mit eigenen Gedanken.
Ein Teilnehmer sagte zu einem Bild:
„Eine Figur macht den Hitlergruß, aber trägt keine Armbinde. Ich glaube, das ist ein Mitläufer.“
Dann erklärte er: „Ich habe auch schon bei Sachen mitgemacht, die ich nicht gut fand. Weil ich dazugehören wollte.“

 

Der Rundgang über das Gelände

Danach ging die Gruppe raus auf das Gelände.
Wir haben das ehemalige Konzentrationslager besucht.
Viele Begriffe, die wir vorher mit den Piktogrammen gelernt hatten, wurden nun „wirklich“.

Die Gruppe bildet einen Halbkreis und hört einem Mann zu, der etwas über die Geschichte der Gedenkstätte Buchenwald erzählt. Im Hintergrund ist das Eingangstor zum früheren Lager zu sehen.

Beim Rundgang über das Gelände der Gedenkstätte Buchenwald.

Wir haben uns gefragt:

  • Wie war das Lager aufgebaut?
  • Wie lebten die Menschen dort?
  • Wer bewachte sie?
  • Konnten sie fliehen?
  • Was wussten die Menschen aus der Nachbarschaft vom Lager?

Die Gruppe hat viele Eindrücke gesammelt.
Die Guides haben erklärt, aber es war kein Vortrag.
Es war eher ein Gespräch – mit viel Raum für eigene Gedanken.

Die Gruppe sitzt in einem Seminarraum auf dem Boden und betrachtet Zeichnungen. Im Hintergrund hat eine Teilnehmerin eine verbeulte Blechschüssel in der Hand. Diese Blechschüssel wurde auf dem Gelände gefunden.

Das Team erfährt mehr über die Geschichte der Gedenkstätte Buchenwald.

Was bedeutet Inklusion in der Erinnerung?

Am Ende des Tages hat ein Teilnehmer einen Satz gesagt, der für viele sehr wichtig war:
„Inklusion heißt – meine Zeit stimmt.“

Dieser Satz zeigt:
Jeder Mensch lernt in seinem eigenen Tempo.
Es hilft, wenn genug Zeit da ist – für Gespräche, Pausen, Nachdenken und Gefühle.
So kann sich jede und jeder mit dem Thema beschäftigen – auf die eigene Weise.

Besonders wichtig ist aber auch:
Die Zeit, die wir gemeinsam haben, ist genau richtig.
Wir schauen darauf, was möglich ist – Schritt für Schritt.
Das gibt Sicherheit und schafft eine gute Stimmung in der Gruppe.

Unsere Begleiterin und unser Begleiter in Buchenwald haben gesagt:
Sie erleben selten Gruppen, die so aufmerksam miteinander umgehen.
Die gemeinsame Zeit wurde mit Ruhe und Aufmerksamkeit genutzt.
So wird Erinnern für alle gut erlebbar.

Eine Mitarbeiterin der Gedenkstätte hält ein Foto und eine Zeichnung hoch, damit alle Teilnehmer sie sehen können.

Wer waren die Aufseher? Wie lebten die Häftlinge im Konzentrationslager Buchenwald? Zeichnungen und Fotos verdeutlichen den Alltag damals.

Zweiter Tag: Täter, Mitläufer, Öffentlichkeit

Am zweiten Tag ging es um die Täter.
Also die Menschen, die das Lager gebaut, bewacht oder mitgemacht haben.
Und auch um die Frage:
Wie viel wussten andere Menschen damals über das Lager?

Die Gruppe hat gelernt:
Die Verbrechen waren nicht geheim.
Viele Menschen haben die Häftlinge gesehen – auf der Straße, bei der Arbeit, beim Bau.
Auch in der Stadt Weimar lebten viele Menschen, die davon wussten.
Es gab sogar Menschen, die Häftlinge verraten haben, wenn sie fliehen wollten.
Die Gewalt wurde öffentlich gezeigt – sie sollte Angst machen und Macht zeigen.

Auch nach dem Krieg blieben viele Täter in der Gesellschaft – als Lehrer oder in anderen Berufen.
Niemand sprach darüber.
So blieben sie sichtbar, aber ihre Schuld wurde unsichtbar gemacht.
Das nennt man auch: Verschweigen.

 

Was haben wir gelernt? – In einfachen Sätzen

  • Alle Menschen brauchen Zeit. Besonders bei schweren Themen wie dem Nationalsozialismus.
  • Piktogramme helfen beim Verstehen. Sie machen schwierige Begriffe sichtbar und besprechbar.
  • Die Verbrechen waren öffentlich. Viele haben es gesehen. Manche haben sogar mitgemacht.
  • Inklusion ist mehr als Mitmachen. Sie verändert, wie wir lernen, denken und erinnern.
  • Einfach sprechen ist schwer. Zum Beispiel im Podcast. Aber es ist wichtig und lernbar.

Unseren Nachbericht in schwerer Sprache finden Sie hier.

Das Projekt wird von der Stiftung EVZ und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen des Programms JUGEND erinnert vor Ort & engagiert gefördert.

Mehr über das Projekt erfahren Sie auf unserer Projektseite.