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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Studienfahrt initiiert internationalen Austausch über aktives Altern in Moldau und Belarus

Studienfahrt initiiert internationalen Austausch über aktives Altern in Moldau und Belarus

In den Norden der Republik Moldau und in die Hauptstadt Chişinău führte die letzte Studienfahrt in der neunten Phase des Förderprogramms Belarus vom 17. bis 23. April 2023. Zwölf Teilnehmerinnen aus Belarus, aktiv in unterschiedlichen Nichtregierungsorganisationen oder als unabhängige Beraterinnen, erhielten einen lebhaften Einblick in verschiedene Projekte, die ein aktives Altern im Sinne der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Agenda 2030 unterstützen. Als Partnerorganisation hatte das IBB Dortmund (IBB gGmbH) die NGO CASMED gewonnen, mit deren Unterstützung seit 2017 bereits 50 Gemeinden altersfreundlich geworden sind. Die Aktivitäten reichen von Kulturveranstaltungen wie dem landesweiten Oma-Opa-Fest über Hausbesuche bei einsamen und kranken Menschen bis zu politischer Beteiligung und Lobbyarbeit. „Wir wurden mit großer Offenheit und großem Interesse auf Seiten der moldauischen Partner empfangen“, schilderte Aksana Mende-Yankovich, die die Studienfahrt organisiert hatte. Besonders der Austausch-Workshop am 21. April 2023, bei dem auch die Besucherinnen aus Minsk und umliegenden Städten über ihre Erfahrungen und Expertise berichten konnten, führte zu einem für alle Seiten inspirierenden Dialog und Interesse an weiterer Zusammenarbeit.

Die NGO CASMED entwickelte eine Anleitung zur Schaffung altersfreundlicher Kommunen

Ein mannhohes Aufstell-Plakat zeigt den Weg zu einer altersfreundlichen Gemeinde in Form einer Straße, die vorbei führt an einer Mühle, einem Fußballstadion, einem Krankenhaus und einem Kulturzentrum. Dieses Bild in naiver Malerei illustriert den Strategieplan 2021 bis 2023.

Der Weg zu einer altersfreundlichen Gemeinde in Form einer Straße. Dieses mannshohe Aufstell-Plakat veranschaulicht die Strategieplanung 2021 bis 2023 für das Dorf Albinecul Vechi im Falesti Distrikt.

Mit Unterstützung europäischer Partner entwickelte die moldauische NGO CASMED aufgrund des Vancouver-Protokolls der WHO eine Anleitung für die Schaffung von altersfreundlichen Kommunen in der Republik Moldau. Sie beinhaltet mehrere relevante Arbeitsetappen wie die Ausgangslage erfassen, das Engagement von Älteren sichern, Partnerschaften mit anderen Akteuren knüpfen, gemeinsam eine Strategie für die Gemeinde entwickeln, umsetzen und evaluieren. Auf Initiative von zwölf Seniorengruppen wurde im Dezember 2019 ein Nationales Netzwerk aktiver Senioren gegründet. Ziel ist ein Empowerment der mehr als 300 aktiven Mitglieder durch Schulungen und Erfahrungsaustausch, damit sie ihre Expertise in lokalen Entscheidungsprozessen zur Lösung von Problemen älterer Menschen einbringen und multiplizieren können. Wie diese Arbeit konkret aussieht und umgesetzt wird, erfuhren die Gäste aus Belarus bei Besuchen von Initiativen und Einrichtungen in Bălți und Chişinău. Die Gruppe „Sofienii“, Mitglied im Nationalen Netzwerk aktiver Senioren, legt großen Wert auf die Weitergabe kultureller Traditionen und Werte an die Jüngeren. Dazu werden zum Beispiel im Dorf Sofia im Bezirk Drochia Wohltätigkeitsaktionen organisiert wie die „Herzerwärmung“ für ältere Lehrkräfte oder das Festival „Goldener Herbst der Älteren“. Die Gruppe sammelt aber auch Lebensmittel für die Sozialkantine sowie Sach- und Geldspenden für das Altersheim in Bălți oder eine Kindereinrichtung zur Kurzzeitunterbringung. Besonderes Augenmerk legt die Gruppe auf Hausbesuche von einsamen Menschen und Menschen mit Behinderungen. Im Dorf arbeitet die Gruppe eng zusammen mit dem Bürgermeisteramt, dem Kulturzentrum und der örtlichen Wirtschaft, die die Arbeit sowohl ideell als auch finanziell über die Co-Finanzierung von Projekten unterstützen.

Einen Schwerpunkt auf Freiwilligenarbeit legt die Initiativgruppe „Albinutele“ im Bezirk Falesti, die 2021 gegründet wurde und von der Bürgermeisterin der Gemeinde aktiv unterstützt wird. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf soziokulturellen Aktivitäten, um die Lebensqualität von Menschen im Alter von über 60 Jahren sowie Menschen mit Behinderungen zu verbessern.

Die Initiative „Cărancuta“ hat die Tradition des Teppichwebens im Dorf wiederbelebt

Ungewöhnlich öffentlichkeitswirksam arbeitet die Initiative „Cărancuta“ in der Stadt Straseni. Die Gruppe hat die Tradition des Teppichwebens im Dorf wiederbelebt und organisiert ein lokales Comedy-Festival. So ist die Gruppe häufig Thema in den lokalen Medien, in sozialen Netzwerken, im Radio und sogar in Fernsehsendungen. Über ein Mini-Zuschuss-Programm für altersfreundliche Gemeinden ist es der Gruppe sogar gelungen, ein Sozialzentrum für Ältere zu betreiben.

Die NGO Neoumanist dagegen legt ihren Schwerpunkt auf soziale Unterstützung: Sie betreibt in der Stadt Straseni eine Tagesstätte, ein Wohnzentrum und häusliche Pflegedienste für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen.

Ein Blick ins Grüne auf eine Weide neben einem Fluss im Vordergrund und auf eine Kirche, die sich am anderen Flussufer auf einer felsigen Erhebung befindet.

Einen Eindruck von der landschaftlichen Schönheit Moldaus gewann die Gruppe auf der Fahrt aus dem Norden in die Hauptstadt Chișinău. Das Foto zeigt die Ausgrabungsstätte Orheiul Vechi (Altes Orhei) etwa 60 Kilometer nordöstlich der Haupstadt. Spuren von in die Felsen gegrabenen Festungen, Resten einer Moschee und christlichen Klöstern zeugen von der bewegten Vergangenheit der Gegend am Fluss Răut.

Das Netzwerk betreut aktuell mehr als 9000 ältere Menschen

Die Nichtregierungsorganisation CASMED hat über das Netzwerk mehr als 100 Partnerschaften mit lokalen Behörden geschlossen, um sozialmedizinische häusliche Pflegedienste anzubieten. Mehr als 50 Initiativen und Projekte wurden bereits umgesetzt, mehr als 9000 ältere Menschen werden aktuell betreut. Damit diese Ziele erreicht werden, setzt CASMED auf Lobbying und Advocacy für integrative soziale und medizinische Dienstleistungen und arbeitet sehr eng mit anderen Partner-NGO im Nationalen Network of Home Care Providers (NNHCP) zusammen.

Internationale Begegnung stößt in Moldau auf großes Interesse

Nach den intensiven Eindrücken aus den verschiedenen Einrichtungen kam die belarussische Gruppe am letzten Tag der Studienfahrt mit Akteuren verschiedener Organisationen und des Sozialministeriums der Republik Moldau zu einem gemeinsamen Fachtag zusammen. Die belarussischen Teilnehmerinnen präsentierten ihre Erfahrungen und Expertise am Beispiel der Universitäten des Golden Alterns, der Arbeit mit Menschen mit Demenz, psychologischer Unterstützung für ältere Menschen und lokalen Clubhäusern. In vier Arbeitsgruppen hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, über mögliche Ideen und Formate einer weiteren Kooperation zu diskutieren. So wurde die Begegnung ein für alle Seiten inspirierender Austausch. Aksana Mende-Yankovich: „Wir freuen uns über das große Interesse auf moldauischer Seite an uns als deutscher Nichtregierungsorganisation mit umfassenden Erfahrungen in der zivilgesellschaftlichen und sektorübergreifenden Kooperation in Osteuropa.“

Unser Foto oben zeigt die herzliche Begrüßung der Gruppe durch Vertreterinnen und Vertreter des Nationalen Netzwerks der Senioren in der Republik Moldau.