
Wie setzen Hotels und Industriebetriebe in Deutschland Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung um? Und wie werden Ressourcen geschont bei Messen und Großveranstaltungen? Diesen Fragen gingen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IBB „Johannes Rau“ Minsk bei einer Studienfahrt nach Berlin und Leipzig vom 3. bis 11. August 2024 auf den Grund und waren am Ende tief beeindruckt. Besonders Leipzig gefiel mit seiner modernen Architektur und vielen guten Beispielen für nachhaltiges Wirtschaften.
Das Team der deutsch-belarussischen Bildungs- und Begegnungsstätte hat sich seit einigen Jahren mehr und mehr der Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften verschrieben und gerade den ersten Nachhaltigkeitsbericht auf der Plattform des Deutschen-Nachhaltigkeits-Kodex veröffentlicht. Entsprechend interessiert schauten die Mitarbeitenden auf den möglichst schonenden Umgang mit Ressourcen, Maßnahmen zum Klimaschutz und Ideen zur Inklusion.
Eine der ersten Stationen war der Park des Schlosses Sanssouci in Berlin. Die Open-Air-Ausstellung „Re: Generation“ stellt leicht nachzuahmende Ideen vor, wie Umwelt- und Klimaschutz im Alltag gelingen können.
Am Dienstag, 6. August 2024, ging es weiter in die Messestadt Leipzig. Wie Inklusion in einem Hotel- und Gastronomiebetrieb gelingt, erfuhr die Gruppe im Philippus, einem Hotel- und Veranstaltungskomplex, der hinter Kirchenmauern entstanden ist. Der Inklusionsbetrieb beschäftigt bis zu 50 Prozent Menschen mit Behinderungen. Besucherinnen und Besucher können dort übernachten, an Tagungen teilnehmen oder den Biergarten besuchen. Das gesamte Veranstaltungszentrum ist nicht nur barrierefrei. Es bietet auch Übersetzungen in Deutsche Gebärdensprache, Hörunterstützung und Inklusionspatenschaften.
Als Leuchtturmprojekt für nachhaltige Entwicklung präsentierten sich die Leipziger Messe und das Congress Center Leipzig. Die Messe ist bereits seit 2009 nach Green-Globe-Standards zertifiziert. Einen tiefen Eindruck hinterließ auch das BMW-Werk, das seine Energie unter anderem aus vier werkseigenen Windrädern bezieht und auf eine Ressourcen-schonende Produktion setzt. Mit der Susanna-Eger-Schule stand schließlich eine Berufsfachschule für Gastronomie und Hotellerie auf dem Besichtigungsprogramm. Die Schule erhielt 2009 die Auszeichnung „Umweltschule der Stadt Leipzig“ und nimmt seit 2019 am Energiesparprojekt „Halbe – Halbe“ teil.

Gemeinsam nahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IBB gGmbH und der IBB „Johannes Rau“ Minsk am Leipziger Firmenlauf teil.
Unterwegs in Leipzig nahm die Gruppe gemeinsam mit Mitarbeitenden der IBB gGmbH Dortmund am Leipziger Firmenlauf teil und besuchte die Großveranstaltung „Classic Open“. Auch bei diesen Veranstaltungen stachen der Gruppe dezente Hinweise auf eine geforderte Mülltrennung und die Nutzung von wiederverwertbaren Materialien ins Auge.

Andrej Iwanowitsch Moiseenko.

Die Gedenkstätte für Zwangsarbeit erinnert an Männer und Frauen, die zur Schwerstarbeit nach Leipzig verbracht wurden. Die Teilnehmenden entdeckten auch eine Verbindung nach Minsk und zur Erinnerungsarbeit der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“.
Einen Namen, den sie aus Minsk kannten, entdeckten die Mitarbeitenden der IBB „Johannes“ Minsk zu ihrer Überraschung in der Gedenkstätte für Zwangsarbeit in Leipzig: Dort ist der ungewöhnliche Lebensweg von Andrej Iwanowitsch Moiseenko (Foto links) beschrieben. Der heute 98 Jahre alte Ukrainer war nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Ukraine im Alter von 15 Jahren zur Zwangsarbeit nach Leipzig verschleppt worden, geriet ins KZ Buchenwald und wurde nach der Befreiung noch im Jahr 1945 als Soldat in die Rote Armee eingezogen. Er leistete seinen Dienst in Belarus ab, gründete in Minsk eine Familie und engagierte sich später als Zeitzeuge in der Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk. Zur Gedenkstätte für Zwangsarbeit hält Andrej Moiseenko ebenfalls engen Kontakt. Zuletzt war er im Frühjahr 2024 in Leipzig und sprach mit mehreren Schulklassen. 2018 nahm er an der Vorpremiere für den Film „Ich, Andrei Iwanowitsch“ teil, der seinen Lebensweg nachzeichnet.

Beeindruckte die Gäste nicht nur durch seine Größe: Das Völkerschlachtdenkmal ist mit 91 Metern das höchste Denkmal Europas.
Beispiele für aktiven Klimaschutz entdeckte die Reisegruppe auch in Restaurants. Hier ging es nicht nur um vegetarische und vegane Gerichte oder wassersparende Toiletten. Der Ratskeller zu Leipzig zum Beispiel ist wie die IBB „Johannes Rau“ Minsk Mitglied der Initiative Green Table und wurde erst kürzlich als erstes Restaurant überhaupt mit dem Label Green Sign Gastro zertifiziert. Die Nachhaltigkeitsstrategie dieses Unternehmens bot entsprechend viele Anknüpfungspunkte für einen intensiven und inspirierenden Austausch.
Eine Bootstour und ein Ausflug ins Leipziger Neuseenland sorgten nach den straff organisierten Besichtigungstouren für Entspannung und Muße, die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Denn die neu gewonnenen Anregungen sollen auch Widerhall finden in der Weiterentwicklung der IBB „Johannes Rau“ in Minsk. Die Mitarbeitenden hatten auf ihrer Studienfahrt Mitglieder des IBB-Vorstands getroffen und den ersten Nachhaltigkeitsbericht vorgestellt. Gemeinsam wurden zudem Ideen diskutiert, wie das aktive Nachhaltigkeitsmanagement das Profil der IBB „Johannes Rau“ in Minsk weiter schärfen kann.
Unser Foto oben zeigt die Gruppe mit dem Messemännchen, dem Maskottchen der Leipziger Messe.