Nachrichten

Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Abschluss-Meeting im Projekt „Erinnern – inklusiv“: „Inklusion heißt: Meine Zeit stimmt!“

Abschluss-Meeting im Projekt „Erinnern – inklusiv“: „Inklusion heißt: Meine Zeit stimmt!“

Die Einladung in einfacher Sprache finden Sie hier. 

„Inklusion heißt: Meine Zeit stimmt!“ Dieser Titel steht über den beiden Abschluss-Treffen im deutsch-polnischen Projekt „Erinnern – inklusiv“ am Donnerstag, 21. März 2024, um 11 Uhr und um 17 Uhr. Projektbeteiligte erzählen über das 15 Monate dauernde Projekt, über neu gewonnene Erkenntnisse und konkrete Ergebnisse. So sind am Beispiel des Museums Stutthof Prototypen für eine inklusivere Erinnerungskultur entstanden und ein Netzwerk von Menschen mit und ohne Behinderung. Interessierte können sich ab sofort hier zu den Online-Treffen anmelden.

Der Faktor Zeit

In Gedenkstätten werden historische Fakten zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus meist mit ähnlichen Methoden vermittelt. Schwach beleuchtete Räume, Briefe in alter Handschrift, Schuhe hinter spiegelnden Glasscheiben, kontrastarme Fotografien und immer wieder Texttafeln mit schwer verständlichen Wörtern. Noch viel zu selten werden geschichtliche Ereignisse der NS-Zeit in Leichter Sprache oder in Gebärdensprache beschrieben. Nur selten werden Tastmodelle oder Tondokumente angeboten. Und oft erschweren Treppen und Stufen den Zugang.

Die Beschäftigung mit Erinnerungsorten und ihren Ausstellungen braucht Zeit.

Menschen, die nicht oder nicht gut sehen, hören, lesen oder gehen können, brauchen mehr Zeit.

Das Projekt

Die Barrieren sind zahlreich und hoch. Das machten Gehörlose und Blinde, Menschen mit Lernschwierigkeiten und Mobilitätseinschränkungen bei den mehr als 20 Online-Treffen und drei inklusiven Begegnungen deutlich. Im Museum Stutthof untersuchte ein diverses Team konkrete Barrieren vor Ort und formulierte Bedarfe. In der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück entwickelte das Team Ideen zur Überwindung typischer Barrieren. Die Bedarfsanalyse, konkrete Prototypen und ein Leitfaden zur inklusiven Öffnung sollen weitere Erinnerungsorte zur Diskussion und Nachahmung anregen. Insgesamt 570 Menschen mit und ohne Behinderung aus Deutschland und Polen haben an Online-Veranstaltungen und drei inklusiven Gedenkstättenfahrten teilgenommen und ihren Beitrag zum Gelingen geleistet. Gebärdensprachendolmetscherinnen und Lautsprachedolmetscher ermöglichten einen lebhaften Austausch und die Überwindung der Sprachbarriere.

Präsentation von Erkenntnissen, Lernerfahrungen und Ergebnissen

Während der beiden jeweils 90-minütigen Online-Treffen kommen Projektbeteiligte aus Polen und Deutschland zu Wort. Sie erzählen von den Stolpersteinen in dem inklusiven Projekt und von den Meilensteinen, die gemeinsam erreicht wurden. Alle Gäste der Veranstaltung sind eingeladen, Fragen zu stellen, eigene Beobachtungen zu teilen und Impulse für eine inklusive Erinnerungskultur zu geben.

„Inklusion in Gedenkstätten ergibt sich nicht nur als Pflicht durch die UN-Behindertenrechtskonvention. Sie ist auch Kür“,

resümiert Constanze Stoll, Projektkoordinatorin des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks gGmbH Dortmund. „Denn indem wir miteinander Barrieren abbauen, erweitern wir den Horizont aller Beteiligten. Im deutsch-polnischen Netzwerk haben wir erprobt, wie sich das bewerkstelligen lässt und erfahren, was man dafür braucht.“

„Das Museum Stutthof ist bislang voller Barrieren. Es gibt nur wenige inklusive Bildungsformate, die bislang wenig nachgefragt werden. Aber:

Es gibt eine hohe Motivation, ein inklusives Museum zu werden.

Aus den Begegnungen online und vor Ort haben wir viele neue Erkenntnisse gewonnen, die den Blick auf unsere eigene engagierte Bildungsarbeit nachhaltig verändert hat“, sagt Kordian Kuczma, Projektkoordinator des Museums Stutthof in Sztutowo (Polen). „Wir wollen nun mit den Ideen weiterarbeiten und hoffen auch auf einen weiteren Austausch mit Akteuren der Erinnerungskultur in Deutschland.“

„Wir haben bereits in früheren Projekten Erfahrungen mit dem Abbau von Barrieren in der Kultur gewonnen.

Es ist nicht immer einfach, aber es sollte Standard werden, dass wir die Zeit und das Geld das dafür nötig ist, auch einplanen“,

sagt Annika Hirsekorn, Projektreferentin vom Verein Schwarzenberg e.V. „Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass die UN-Behindertenrechtskonvention nicht nur auf dem Papier steht, sondern dass auch ausreichend Mittel zur Verfügung stehen und wir Projekte in der Kultur von Anfang an in Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen planen.“

Das deutsch-polnische Partnerschaftsprojekt „Erinnern-inklusiv“ organisiert die IBB gGmbH in Dortmund gemeinsam mit dem Museum Stutthof in Polen und dem Verein Schwarzenberg e.V. in Berlin. Das Projekt wird im Rahmen des EU-Programms „Bürger, Gleichberechtigung, Rechte und Werte“ gefördert.

Logo Funded by the European UnionGefördert von der Europäischen Union. Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des Autors/der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wieder. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können dafür verantwortlich gemacht werden.

 

Alle Beiträge über das Projekt „Erinnern-inklusiv“ finden Sie hier.