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Internationales Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund

Konferenz zur Lokalisierung von SDGs weckt Wunsch nach Fortsetzung in der neunten Phase des Förderprogramms Belarus

Konferenz zur Lokalisierung von SDGs weckt Wunsch nach Fortsetzung in der neunten Phase des Förderprogramms Belarus

Zur vorletzten Konferenz im Rahmen der auslaufenden achten Phase des Förderprogramms Belarus hatten die Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V. und die IBB gGmbH Dortmund für den 12. und 13. März 2019 nach Minsk eingeladen. Mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Belarus, Deutschland und den Niederlanden diskutierten über die „Lokalisierung der SDGs im Kontext der Agenda 2030: Perspektiven für die belarussisch-deutsche Zusammenarbeit“. Der für alle Seiten inspirierende Dialog weckte den Wunsch nach einer Fortsetzung in der neunten Phase des Förderprogramms Belarus.

Peter Dettmar, deutscher Botschafter in Minsk, begrüßte mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Konferenz in der IBB "Johannes Rau". Unser Foto zeigt Peter Dettmar bei seiner Ansprache.

Peter Dettmar, deutscher Botschafter in Minsk, begrüßte mehr als 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Konferenz in der IBB „Johannes Rau“.

Peter Dettmar, deutscher Botschafter in Minsk, hatte die Konferenzteilnehmer – unter ihnen Vertreter von staatlichen Stellen, Nichtregierungsorganisationen (NRO), Unternehmen sowie Experten aus drei Ländern – in der IBB „Johannes Rau“ in Minsk begrüßt. Er hob besonders die Rolle der mit-veranstaltenden LAG 21 NRW zur Stärkung von lokalen Nachhaltigkeitsinitiativen hervor:

„Schon kurz nach der Verabschiedung der Agenda 2030 wurde das europaweit ambitionierteste Projekt zur Lokalisierung der Agenda 2030 in Nordrhein-Westfalen durch die LAG Agenda 21 NRW e.V. umgesetzt.“

Im Mittelpunkt des ersten Tages standen die Ergebnisse der Schulung zur „Monitoring, Evaluation und Weiterentwicklung lokaler Nachhaltigkeitsstrategien in Belarus“, die das IBB im Rahmen der achten Phase des Förderprogramms Belarus 2017 und 2018 angeboten hatte. Acht Experten von NRO sowie staatlichen Bildungs- und Forschungseinrichtungen wurden nach internationalen Standards geschult, um über theoretische und praktische Werkzeuge für die Entwicklung regionaler Entwicklungsstrategien zu verfügen und um Aspekte der Arbeit wie Monitoring, Evaluation und Aktualisierung vorhandener Strategien zu verstehen. Zugleich setzten sie die im Kurs angeeigneten Instrumente in den Pilotregionen Berjosa, Bragin, Wilejka sowie beim Regionalrat von fünf Bezirken des Gebiets Mogiljow umgehend in der Praxis ein. Bei der Abschlusskonferenz berichteten sie gemeinsam mit Vertretern aus den Pilotregionen, wie sich die Nachhaltigkeitsprozesse vor Ort dank den Beratungen weiterentwickelt haben.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Schulung „Monitoring, Evaluation und Weiterentwicklung lokaler Nachhaltigkeitsstrategien in Belarus“ berichteten aus ihren Erfahrungen. Unser Foto zeigt die ausgezeichneten Teilnehmer mit ihren Urkunden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Schulung „Monitoring, Evaluation und Weiterentwicklung lokaler Nachhaltigkeitsstrategien in Belarus“ berichteten aus ihren Erfahrungen. Moritz Schmidt von der LAG 21 (l.) und Dr. Astrid Sahm (r.) hatten die Schulungsteilnehmer mit Urkunden ausgezeichnet.

Die Beratungen sind auch in dem Handbuch „Monitoring, Evaluation und lokale und regionale Verfeinerung nachhaltiger Entwicklungsstrategien in Belarus“, dokumentiert, welches Moritz Schmidt, wissenschaftlicher Projektmanager der LAG, bei der Konferenz präsentierte. Das Handbuch enthält außerdem die zentralen Kursinhalte und macht damit das notwendige Hintergrundwissen weiteren Akteuren in den Regionen zugänglich.

Elena Kukharevich, stellvertretende Vorsitzende des Nationalen Statistischen Komitees, erinnerte in ihrem Grußwort daran, dass die aktuell wichtigste Aufgabe für Belarus zurzeit darin besteht, eine einheitliche Liste von Indikatoren für die regionale und lokale Entwicklung zu erarbeiten.

Marianna Schtschotkina, Nationale Nachhaltigkeitskoordinatorin in Belarus, dankt dem IBB für die Gelegenheit zum internationalen Erfahrungsaustausch.

Marianna Schtschotkina, Nationale Nachhaltigkeitskoordinatorin der Republik Belarus, dankte dem IBB für die vielen Impulse: „Dies ist eine sehr wichtige Arbeit zum Wohl unserer beiden Staaten“, sagte sie. Es sei wichtig, dass alle Regionen in Belarus in die engagierte Arbeit einbezogen werden – auch um die hoch gesteckten Nachhaltigkeitsziele in einem annähernd gleichen Tempo erreichen können. Zurzeit seien einige Regionen weiter als andere.

Prof. Dr. Florian Koch (Foto oben), Experte für Urbane Transformationen und Smart Cities an der Hochschule für Technik und Wissenschaft Berlin, eröffnete den inhaltlichen Teil mit seiner Keynote und gab zunächst einen Überblick über den Stand der intensivierten wissenschaftlichen Forschung zu lokalen Indikatoren für Nachhaltigkeitsziele. Aus seinen praktischen Erfahrungen in der 25.000-Einwohner-Stadt Bedburg, westlich von Köln gelegen, berichtete anschließend Jürgen Schmeier, Leiter des Büros „Soziale Stadt“. Bedburg ist Pionier-Gemeinde in Nordrhein-Westfalen: Nach Jahrzehnten, in denen der Braunkohleabbau prägend für die gesamte Region war, muss sich die Stadt einem weit bis in alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft reichenden Strukturwandel stellen. Der Umbau soll „enkelgerecht“ erfolgen, also entsprechend den globalen Nachhaltigkeitszielen. Deshalb wurde die gesamte Stadtplanung und Stadtentwicklung auf den Prüfstand gestellt. Die „großen“ Ziele wurden auf erreichbare kleine Schritte herunter gebrochen. So soll Bedburg bereits im Sommer 2019 Stadt des Fairen Handels werden und bis Ende 2020 soll mindestens ein Kindergarten oder eine Schule Faire Kita oder Fairtrade-Schule werden.

In thematischen Foren wird die Diskussion vertieft.

Nach den Plenarbeiträgen wurden neue Impulse und Fragen aus der Praxis in acht thematischen Foren vertieft. Im intensiven Austausch von belarussischen und deutschen Teilnehmer*innen ging es neben den allgemeinen Fragen zur strategischen Steuerung von Nachhaltigkeitsprozessen auch um konkrete Ansätze zur regionalen Entwicklung des ländlichen Raums durch eine Förderung des Ökotourismus, nachhaltige Mobilität, neue Wege, die die Digitalisierung eröffnet und das Konzept der Smart-Regionen, das am Beispiel deutscher und niederländischer Nachbarschaftsplattformen zur Förderung des Rad-Verkehrs diskutiert wurde.

„Die Konferenz hat eindrucksvoll gezeigt, dass externe Berater einen Mehrwert darstellen und dazu beitragen, die Ergebnisse von regionalen und lokalen Nachhaltigkeitsprozessen zu verbessern“, stellte Astrid Sahm, Geschäftsführerin der IBB gGmbH, zum Abschluss der Konferenz fest. „Es freut uns sehr, dass alle beteiligten Pilotregionen die Zusammenarbeit mit ihren Beratern fortsetzen wollen.“ Zugleich bekundeten weitere regionale Nachhaltigkeitsinitiativen ihr Interesse an einer Beratung. Der Kurs soll daher in erweiterter Form in der neunten Phase des Förderprogramms Belarus fortgesetzt werden, wie Moritz Schmidt von LAG 21 auf Nachfrage bestätigte.

Das auf der Grundlage des Kurses in russischer Sprache erstellte Handbuch findet sich hier (3MB).

Das Publikum verfolgt die Vorträge interessiert.

Impulse für neue Partnerschaften und neue Projektideen

Einige deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Konferenz nutzten ihre Reise nach Belarus auch zu einem Besuch möglicher belarussischer Projektpartner in den Regionen. „Es ist uns mit dieser Konferenz insofern auch gelungen, neue Projektpartnerschaften anzustoßen“, freute sich Dr. Astrid Sahm, Geschäftsführerin der IBB gGmbH, auch über viele neu vermittelte Kontakte. „Wir hoffen, dass sie zu neuen interessanten Projektideen für die neunte Phase des Förderprogramms Belarus führen werden.“ Die Ausschreibung soll voraussichtlich im Mai 2019 erfolgen.

Achte Phase des Förderprogramms endet mit Konferenz am 21. März 2019

Die intensive achte Phase endet in diesen Tagen. Für den 20. und 21. März 2019 laden die IBB gGmbH und die IBB „Johannes Rau“ Minsk zur Abschlusskonferenz „Grenzen überwinden: Partnerschaft für die Zukunft“ ein. Im Beisein des deutschen Botschafters Peter Dettmar, des stellvertretenden Leiters des regionalen GIZ-Büros in Kiew, Volker Bode, des stellvertretenden Ministers für Arbeit und Soziales in der Republik Belarus, Valerij Kowalkow, sowie der Leiterin der UN-Vertretung in Belarus,  Joanna Kazana-Wisniowiecki, werden die 22 deutsch-belarussischen Partnerschaftsinitiativen die Ergebnisse ihrer Projektarbeiten vorstellen.

Studienfahrt thematisiert Seniorenarbeit in Arnsberg

In der kommenden Woche wird vom 24. bis 27. März 2019 eine letzte Studienfahrt nach Deutschland geben: Mitglieder der belarussischen NRO-Koalition für Aktives Alter besuchen die Fachstelle Zukunft Alter in Arnsberg zu einem Erfahrungsaustausch und werden unter anderem vom Arnsberger Bürgermeister Ralf Paul Bittner und dem Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese erwartet.

Weitere Informationen über das Förderprogramm Belarus finden Sie hier.