Wenige Kilometer vor den Toren der belarussischen Hauptstadt Minsk hat am Mittwoch, 9. August 2017, der Bau des neuen Gedenkstätte Trostenez im Wald von Blagowtschtschina begonnen. Das Mahnmal ist ein deutsch-belarussisches Gemeinschaftsprojekt, das in beiden Ländern einen langgehegten Wunsch von Politik und Zivilgesellschaft erfüllt. Das neue Mahnmal symbolisiert den Weg des Todes, den Juden aus Westeuropa, belarussische Zivilisten, Widerstandskämpfer und Partisanen sowie sowjetische Kriegsgefangene in den 1940er Jahren gehen mussten, die von der deutschen Besatzung im Wald von Blagowtschtschina ermordet wurden.
„Die Gedenkstätte Trostenez ist ein wichtiger Baustein für eine neue Phase der Verständigung zwischen Ost und West“,
sagt Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des IBB Dortmund. „Und wir sind froh und dankbar, dass dieses Mahnmal in so kurzer Zeit als ein gemeinsames deutsch-belarussisches Projekt verwirklicht werden kann.“
Das IBB Dortmund hatte im Herbst 2013 eine Spendenaktion für eine würdige Gedenkstätte Trostenez gestartet. Aus Berlin, Hamburg, Bremen, Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Bonn waren tausende Juden nach Minsk deportiert und im Wald von Blagowtschtschina ermordet worden. Kirchen, Städte und Privatpersonen vor allem aus diesen sieben Städten hatten insgesamt 300.000 Euro gespendet. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., die Bethe-Stiftung und das Auswärtige Amt hatten den Betrag ergänzt, so dass von deutscher Seite ein Baukostenzuschuss in Höhe von einer Million Euro zur Verfügung steht.
Auch in Belarus ist das Projekt vom ersten Moment an mit großer Aufmerksamkeit und Wohlwollen begleitet worden. Zeitzeugen, jüngere Privatpersonen und Politiker sowie insbesondere auch die Katholische und Orthodoxe Kirche sowie der Verband jüdischer Gemeinden in Belarus hatten sich ideell und finanziell für die
Realisierung eingesetzt. Das Exekutivkomitee der Stadt Minsk hatte die Arbeit nach dem Entwurf des belarussischen Architekten und Künstlers Leonid Lewin in Auftrag gegeben.
Realisiert wird nun auf dem etwa 1000 Meter langen Weg von der Hauptstraße nach Mogiljow zu den insgesamt 34 Massengräbern im Wald ein großflächiges Mahnmal, das mit stilisierten Koffern, Eisenbahnwaggons und Symbolen des Lebens die Erinnerung wachhält an die grausamen Verbrechen im Wald von Blagowschtschina. Ein Platz bietet Menschen aller Konfessionen Raum für Andachten. Zu einem späteren Zeitpunkt soll ein Informationszentrum ergänzt werden.
„Die Gedenkstätte Trostenez wird ein Ort der gemeinsamen europäischen Erinnerung sein und damit den Grundstein legen für eine neue Phase der Zusammenarbeit und Verständigung, die Grenzen überwindet“,
sagt Galina Lewina, Autorin des Blagowtschtschina-Projekts. So soll die Gedenkstätte Trostenez ein Lernort für junge Menschen aus Ost und West werden, die auf das dunkelste Kapitel der gemeinsamen Geschichte zurückblicken und gemeinsam Lehren für die Zukunft ziehen. Das IBB Dortmund denkt dabei auch an eine Zusammenarbeit mit Vertretern der Zivilgesellschaft aus der Ukraine, Polen und Russland.
„Mit der von uns initiierten deutsch-belarussischen Wanderausstellung „Vernichtungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ haben wir eine Basis geschaffen für die zukünftige Bildungsarbeit“, sagt Peter Junge-Wentrup. Diese Bildungsarbeit soll positive Signale senden für ein Lernen aus der Geschichte und für ein friedliches Zusammenleben.
Zur Fertigstellung des ersten Bauabschnitts plant das IBB Dortmund für 2018 eine Gedenkreise nach Minsk. Interessenten können sich schon jetzt unverbindlich auf einer Teilnehmerliste eintragen lassen. Bitte senden Sie uns dazu formlos eine E-Mail an info@ibb-d.de.
Das Pressefoto in druckfähiger Auflösung steht hier zum Download bereit.
Der erste Spatenstich ist gemacht: Unser Foto zeigt Galina Lewina, Autorin des Blagowschtschina-Projekts, Wassilij Tipisch, Bauleiter und Viktor Balakirev, Leiter IBB „Johannes Rau“ Minsk. Foto: Evgenij Pomytkin – IBB Dortmund. (Abdruck honorarfrei – bitte beachten Sie den rechtlichen Hinweis.)
Weitere Informationen über die Initiative für eine würdige Gedenkstätte Trostenez finden Sie hier.